Tourengeher knapp vor Kältetod gerettet

Bei einer gefährlichen, zehnstündigen Suchaktion ist in der Nacht auf Donnerstag ein schlecht ausgerüsteter Skitourengeher vom Hohen Göll gerettet worden. Der 28-Jährige verlor auf dem Grenzberg zwischen Salzburg und Bayern die Orientierung und war unterkühlt.

Als der Tourengeher aus Oberbayern nach mühsamer Suche gefunden, erstversorgt war und ins Tal gebracht werden sollte, musste er von den Bergrettern wegen einer Körpertemperatur von nur 34 Grad liegend transportiert werden. Das ist eine Maßnahme gegen den so genannten „Bergungstod“. Dabei würde sich kälteres Blut aus den Gliedmaßen mit Blut aus zentralen Teilen des Körpers vermischen und den Kreislauf zum Zusammenbruch bringen.

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Was geschah vor dem Einsatz?

Als der Bayer in einem Hochtal an der Aufstiegsroute in direkter Nähe der Staatsgrenze Bayerns zu Salzburg in 1.650 Metern Höhe die Orientierung verlor, war er allein unterwegs. Er geriet bei Sturm und Nebel auf der Suche nach der Route zum Hohen Brett über dem Alpltal in absturzgefährdetes Gelände. Um 16 Uhr schlug er in ungesichertem Zustand aus einer Felswand Alarm. Es wurde nun rasch dunkel, der Handy-Akku war leer. Und der Mann war ohne Stirnlampe unterwegs.

Wettlauf mit der Zeit

Vom Tal aus konnte er von den Bergrettern mittels Wärmebildkamera nicht geortet werden. So stiegen drei Teams der Bergwacht Berchtesgadener Land zu Fuß auf, um in verschiedenen Teilen des Massivs zu suchen. Es herrschte erhebliche Lawinengefahr. Ein Trupp mit Stirnlampen und GPS-Navigation konnte bei Dunkelheit gegen 20.00 Uhr einen Rufkontakt herstellen, vier Stunden nach der Alarmierung.

Hilfe aus der Luft lange unmöglich

Das Team des nachtflugtauglichen Polizeihubschraubers aus München kam trotz des Sturms zum Göll, konnte wegen des starken Windes nicht nah genug an das Steilgelände herankommen, um Material abzusetzen. Ein weiteres Bergrettungsteam musste zu Fuß hinauf, um Bohrmaschinen und Sicherungshaken heranzuschaffen, in die Wand zu steigen, Zwischensicherungen und einen so genannten Standplatz einzubohren. Erst dann konnten die Retter die eigentliche Bergung durchführen.

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Gerald Lehner

Göll-Massiv mit Ostwänden

Extreme Bedingungen

Die Helfer erreichten den Mann kurz vor Mitternacht. Er hatte keinen Biwaksack dabei und sich in eine kleine Höhle geflüchtet, um nicht vom Höhenwind weiter unterkühlt zu werden. Gegen 0.30 Uhr ließ dieser ein wenig nach. Die Bergretter mit dem liegenden Patienten erhielten nun entscheidende Hilfe aus der Luft. Das Team des Polizeihubschraubers konnte den Mann an Bord nehmen. Andernfalls hätten die Bergretter den stark geschwächten und unterkühlten Tourengeher weiter zu Fuß ins Tal bringen müssen. 30 Mann waren insgesamt zehn Stunden beschäftigt.

Tourenplanung, Notausrüstung wichtig

Staatlich geprüfte Berg- und Skiführer sagen, diese Tour auf den Höhen Göll - wo die Normalroute zum Teil sehr steil ist - sei zu fortgeschrittener Tageszeit, bei der herrschenden Großwetterlage, den Schnee- und Lawinenbedingungen keine sehr gute Idee gewesen. Sie ersuchen Skitourensportler um genaue Tourenplanungen und die Mitnahme von Notausrüstung sowie geeignetem Material zur Orientierung.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at