Eine Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll

In Österreich landen pro Jahr eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. 100.000 Tonnen davon stammen aus dem Lebensmittelhandel. In Frankreich dürfen künftig Supermärkte und Handelsketten ihre nicht verkauften Waren nicht mehr wegwerfen.

Die Regierung will mit diesem neuen Gesetz die Verschwendung von Lebensmitteln verringern. Über den Abfall spricht der Handel nur ungern. Fest steht, ein Drittel der Nahrungsmittel landet in Österreich nicht auf dem Teller, sondern im Müll. 100.000 Tonnen wirft allein der Lebensmittelhandel jährlich weg.

Eine braune Banane oder das Brot von gestern - das sind Dinge, die zwar nicht mehr zu verkaufen sind, aber noch essbar wären. Doch auch in Salzburg landen täglich Tonnen von Lebensmitteln im Müll. Weltweit werden etwa 30 Prozent der Lebensmittel nicht verwendet.

Braune Banane

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Noch genießbar, aber dennoch meist im Müll: Eine braune Banane

Lebensmittelhandel kooperiert mit Sozialmärkten

Dazu das Beispiel eines Supermarktes, der 50.000 Produkte führt - etwa ein Prozent davon bleibt am Ende des Tages übrig und kann am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden, sagt Spar-Sprecher Lukas Sövegjarto. „Von diesem einen Prozent versuchen wir, Produkte, die noch genießbar sind, an Sozialmärkte weiter zu geben. Jeder unserer Märkte in ganz Österreich hat eine Kooperation mit so einem Sozialmarkt. Und diese Sozialmärkte holen die Produkte dann mehrmals pro Woche ab und geben sie an sozial bedürftige Menschen weiter.“

Weggeworfen werde jedenfalls nur das Nötigeste, denn auch Wegwerfen koste Geld, heißt es bei den Handelsketten. „Wir haben ein ausgeklügeltes Bestellsystem, damit möglichst nicht zu viel in den Filialen ist, das dann am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden könnte. Weiters gibt es ein Rabattsystem. Das heißt, die Ware wird - noch bevor sie abläuft - vergünstigt angeboten. Und für den Fall, dass dann immer noch etwas übrig bleibt, haben wir Partner wie zum Beispiel die Flachgauer Tafel, das Rote Kreuz oder die Diakonie, denen wir Waren, die noch immer einwandfrei sind, spenden“, erklärt Simon Lindenthaler von Lidl Österreich.

Lebensmittel müssen schön und frisch aussehen

Konsumenten wollen Lebensmittel, die schön und frisch aussehen. Alles andere muss raus. Ist die Verpackung kaputt, die Haltbarkeit überschritten oder das Obst fleckig, dann kommen die Produkte weg. Sie landen dann bei sozialen Einrichtungen, wie dem Sozialmarkt in der Plainstraße. 11.000 Tonnen übernehmen solche Einrichtungen jährlich von den Supermärkten, berichtet Elisabeth Dank vom Sozialmarkt Salzburg.

Lebensmittel

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Die Kunden wollen nur frische und schöne Lebensmittel

„Momentan werden wir von den Salzburger Lebensmittelgeschäften sehr gut bestückt. Trotzdem haben wir natürlich immer Luft nach oben - vor allem bei Produkten wie Obst und Gemüse. Das ist immer gefragt, und daher haben wir da auch immer Bedarf“, sagt Dank

Umweltreferentin gegen Wegwerfverbot

Umweltreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) fordert seit Jahren weniger Müll im Lebensmittelhandel. Ein Wegwerf-Verbot für Salzburg sei für sie jedoch kein Thema, betont Rössler. Der Salzburger David Groß ist Lebensmittelaktivist. Er betreibt „waste diving“, taucht also in Mülltonnen ein und sucht hinter Supermärkten nach Essbarem.

Lebensmittel in Mülltonne

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Mülltaucher finden in den Tonnen noch viele verwertbare Lebensmittel

„Ich kann mich an eine Nacht erinnern, da sind wir in der Stadt Salzburg zu zehnt los gezogen und haben in Mülltonnen von Supermärkten genug noch genießbare Lebensmittel gefunden, um für mehr als 100 Menschen zu kochen. Das war - wie gesagt - in einer einzigen Nacht. Wenn man das hochrechnet, dann weiß man, welches Ausmaß diese Verschwendung von Lebensmitteln angenommen hat.“

Handelssprecher: „Müssen Konsumenten aufklären“

Doch es ist nicht nur der Handel. Auch die Konsumenten werfen 300.000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr weg - also drei Mal so viel wie die Supermärkte. Peter Buchmüller betreibt zwei Lebensmittelgeschäfte in Hof (Flachgau) und in Großgmain (Flachgau) und ist Sprecher des Handels in der Wirtschaftskammer. Er lehnt ein Wegwerfverbot für Lebensmittel ab.

„Das wäre nicht vernünftig und auch nicht realisierbar. Sinnvoll wäre vielmehr eine Aufklärungsaktion. Es müssten alle mitmachen - vom Erzeuger bis zum Konsumenten. Denn am meisten wird ja in privaten Haushalten weggeworfen, nämlich eben drei Mal so viel wie im Lebensmitteleinzelhandel. Ein Wegwerfverbot wäre alleine schon deshalb nicht umsetzbar, weil manche Lebensmittel weggeworfen werden müssen - zum Beispiel Obst oder Gemüse, das verdorben ist.“

„Alle Beteiligten tragen Verantwortung“

Alle Beteiligten würden bei dem Problem Verantwortung tragen, mahnt Buchmüller. „Die Händler schulen ihre Mitarbeiter, Ware, die kurz vor dem Ablaufdatum steht, günstiger abzuverkaufen. Der Konsumten muss aber noch aufgeklärt werden, dass es dem Handel einfach nicht möglich ist, volle und frische Regale bis Geschäftsschluss zu haben.“

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Eine Million Tonnen Lebensmittel in Müll

In Österreich landen Jahr für Jahr immer noch eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. 300.000 Tonnen werden in Privathaushalten weggeworfen, 100.000 Tonnen vom Lebensmittelhandel.

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