Psychiatrie chronisch überfüllt

Die Psychiatrie in der Salzburger Christian-Doppler-Klinik (CDK) ist meistens überfüllt. Die generelle Auslastung liege bei mindestens 90 Prozent, eine Überbelegung der Abteilungen sei üblich, sagt der Psychiatrie-Chef.

Fenster der Psychiatrie in der Salzburger Christian Doppler Klinik

ORF

Die Psychiatrie ist meist zu voll

Die 160 stationären Betten in der Psychiatrie in der CDK sind ausgelastet und auch die rund 60 Plätze in der Tagesklinik sind ständig belegt.

„Ich würde sagen: Wir sind von allen Universitätskliniken diejenigen, die regelmäßig bei mindestens 90 Prozent Auslastung liegen - teilweise auch mit Überbelegung arbeiten müssen“, sagt Heinz Grunze, seit April Psychiatrie-Primar in Salzburg.

Mehr Burnout und Altersdepression

Der Grund für die Überbelegung: Psychische Erkrankungen nehmen zu. Vor allem Altersdepressionen und Fälle von chronischen Erschöpfungszuständen (Burnout) steigen. Beim Burnout seien zum Beispiel „junge Mütter, die gleichzeitig Hausfrau sind und Kinder haben“ eine große Patientengruppe, so Grunze. Die Krankheit ist heilbar, die Therapie aber meist langwierig.

Auch Altersdepressionen sind für die Psychiater ein immer größeres Thema: Mehr als die Hälfte der rund 900.000 psychisch Kranken in Österreich sind inzwischen älter 60 Jahre. „Das kommt ganz einfach dadurch, dass es mehr alte Menschen gibt - dementsprechend gibt es auch mehr kranke alte Menschen“, sagt Grunze. „Und zum zweiten spielen Sachen wie soziale Isolation im Alter zunehmend eine Rolle.“

Man lebt „wie in einem Sumpf“

Ein Beispiel ist die 77-jährige ehemalige Ballettkünstlerin Elke Schumann, die in der Salzburger Psychiatrie behandelt wird. Sie fiel nach dem Tod ihres Lebensgefährten in eine Depression - und spricht vom „Alleinsein, Angstzustände. Ich konnte nicht mehr mit dem Auto fahren. Ich habe Schweißausbrüche bekommen, weil ich zu schwach war. Aber ohne Auto vor der Türe habe ich auch Angstschübe bekommen.“

Ein 73-Jähriger, der ebenfalls wegen Depressionen in der Salzburger Psychiatrie ist, beschreibt seine Krankheit so: „Man muss es sich vorstellen wie in einem Sumpf: Man steht in der Früh auf, frühstückt. Dann macht man einige Sachen, die zu erledigen sind. Und dann legt man sich wieder hin, weil man nicht mehr kann.“ Der 73-Jährige hatte chronische Schmerzen jahrelang mit Medikamenten und Alkohol bekämpft - letztendlich wurde eine Depression diagnostiziert.

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Mehr Altersdepressionen

Die Zahl der Patienten, die an Altersdepression leiden, nimmt zu. Sie sind ein Grund, warum die Salzburger Psychiatrie chronisch voll ist.

Langwierige Behandlung

„Mit einer Depression meine ich nicht nur einen kurzfristigen Verstimmungszustand oder eine Trauerreaktion, sondern eine länger andauernde, ausgeprägte Störung“, sagt Psychiatrie-Primar Grunze. Das zeige sich mit Energieverlust, Schlafstörungen, Appetitstörungen und vielen anderen körperlichen Symptomen.

Der Weg aus der Depression ist langwierig, aber mit professioneller Hilfe möglich: „Die schwarzen Gedanken ist weg. Man hat wieder eine Freude“, sagt der 73-jährige Patient. „Ich darf nächste Woche nach Hause - ich freue mich schon. Ich habe einiges zu tun, weil man wieder eine Perspektive hat. Ohne das geht das nicht.“

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