Ärger über sinkende Disziplin im Straßenverkehr

„Kavaliersdelikte“ im Straßenverkehr nehmen zu, der Ärger ebenso: Das beobachtet der Autofahrerclub ÖAMTC. Besonders groß ist der Unmut über Lenker, die nicht blinken, am Steuer mit dem Handy hantieren oder auf der Autobahn in der Mitte fahren.

Blinker

ORF

Nicht blinken ist eines der Delikte, die zunehmen

Der ÖAMTC befragte heuer rund 7.000 seiner Mitglieder, auf welche Delikte im Straßenverkehr die Polizei mehr schauen sollte. Und neben dem Handytelefonieren bei der Fahrt und dem Ignorieren des Rechtsfahrgebots auf der Autobahn ärgerte die Befragten vor allem eines, sagt Aloisia Gurtner vom ÖAMTC Salzburg: „Bei dieser Umfrage ist herausgekommen, dass mehr als die Hälfte der Autofahrer der Meinung ist, dass das Nichtblinken zu wenig kontrolliert wird.“

Sehr oft Ausfahrt aus Kreisverkehren ohne Blinken

Bereits im Vorjahr hatte der ÖAMTC bei einer Untersuchung das Verhalten der Autofahrer in Kreisverkehren beobachtet - und festgestellt, dass 42 Prozent beim Verlassen nicht blinken. Auf ganz ähnliche Zahlen kam auch die Verkehrsabteilung des Landes Oberösterreich heuer im Frühjahr - mehr dazu in Fast 40 Prozent blinken nicht (ooe.ORF.at; 15.3.2015).

Auch Friedrich Schmidhuber, Chef der Salzburger Verkehrspolizei, beobachtet eine ähnlich Tendenz, auch wenn er aktuell keine Zahlen zur Verfügung hat. Aber: „Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass sehr oft auf das Blinken verzichtet wird.“ Kleinere Geschwindigkeitsüberschreitungen oder das Blockieren des Querverkehrs in Kreuzungen seien ebenfalls im Zunehmen begriffen, so Schmidhuber: „Ich glaube, das hat auch mit Verkehrsdichte vor allem in den Städten zu tun hat. Das führt zu viel Unmut, Ärger und Stress - und das sind keine guten Begleiter im Straßenverkehr.“

Für Strafen muss ein Polizist persönlich einschreiten

Doch in der Praxis sei es nicht so einfach, diese angesprochenen Disziplinlosigkeiten zu bestrafen, sagt Schmidhuber. Nach dem Gesetz müssen nämlich Polizisten Delikte wie Handytelefonieren am Steuer oder Nichtblinken persönlich beobachten, um sie bestrafen zu können. Bilder aus automatisierten Kameras - so wie zum Beispiel beim Schnellfahren - reichen rechtlich nicht aus.

Autofahrern „fehlt oft völlig die Einsicht“

Schmidhuber will deshalb woanders ansetzen: „Ich glaube, dass hier die Bewusstseinsbildung ganz wichtig ist, dass man das auch immer wieder thematisiert und natürlich vonseiten der Polizei Überwachungsmaßnahmen zu setzen sind. Das wird auch gemacht - aber wir können nur die Spitze des Eisbergs behandeln.“

Wenn ein Autofahrer einmal von der Polizei angehalten wird, weil er nicht geblinkt hat, „fehlt oft völlig die Einsicht“, ergänzt Schmidhuber. „Es wird für ein Kavaliersdelikt gehalten, das eigentlich keine großen Folgen hat.“ Und solange die Strafen moderat sind, wird sich wohl nicht viel ändern: Für das Nichtblinken sind beispielsweise derzeit 35 Euro Bußgeld vorgesehen.