Ermittlungen gegen Gut Aiderbichl ausgeweitet

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat die Ermittlungen gegen die Gut-Aiderbichl-Tiergnadenhöfe ausgeweitet. Es geht jetzt auch um die Übernahme eine Hofs in Niederösterreich. Im Raum steht Betrugsverdacht.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit nicht nur wegen der Vorgänge rund um die Übernahme des Gerd-Viebig-Hofs bei Maria Schmolln (OÖ), sondern auch in Zusammenhang mit einem Hof in Niederösterreich. Norbert Hauser, Sprecher der WKStA, nennt als Verdachtsmomente gewerbsmäßigen schweren Betrug, Veruntreuung und Urkundenunterdrückung. Sach- und Geldspenden im Wert von mehreren Millionen Euro, die etwa für Bauprojekte zugunsten notleidender Tiere verwendet werden sollten, sollen zum Teil schenkungswidrig für andere Zwecke eingesetzt worden sein.

Gut Aiderbichl bei Henndorf (Flachgau)

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Geld aus Schenkungen soll zweckwidrig verwendet worden sein - so der Vorwurf

Bei der Aiderbichl-Stiftung weist man das - so wie alle Vorwürfe - zurück: „Wir haben das Projekt in den letzten 15 Jahren mit großer Mühe, aber mit einem reinen Gewissen aufgebaut“, sagt Gut-Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber im „Salzburg heute“-Interview. Er wird von der WKStA als einer von vier Verdächtigen geführt: „Michael Aufhauser hat immer gesagt: Wir haben eigentlich nur unsere Integrität und die Ehrlichkeit. Auf dem basiert Gut Aiderbichl. Mit bestem Wissen und Gewissen haben wir die Dinge umgesetzt.“

Aiderbichl Michael Aufhauser

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Der Aiderbichl-Gründer erlitt einen Aorta-Riss

Aufhauser weiter schwer angeschlagen

Gut-Aiderbichl-Gründer und Mastermind Michael Aufhauser ist nach einem lebensgefährlichen Riss der Hauptschlagader und mehreren gleichzeitigen Schlaganfällen zwar wieder in häuslicher Betreuung, gesundheitlich aber immer noch schwer angeschlagen. Er kann derzeit nicht vernommen werden. „Er hat Gott sei Dank diesen schweren Schlag überlebt“, betont Ehrengruber. „Aber ob er unmittelbar und in nächster Zukunft gesundheitlich so zurückkommt, wie er vorher war, ist wirklich sehr stark zu bezweifeln.“

Faktum ist, dass es bereits mehrere Hausdurchsuchungen in Aiderbichl gab, dass Telefone überwacht sowie Zeugen und Beschuldigte einvernommen wurden. Wann mit einem Ende der Ermittlungen zu rechnen ist und ob es zu Anklagen kommen wird, darauf will man sich bei der Staatsanwaltschaft nicht festlegen.

Zukunft Gut Aiderbichl

Wie geht es angesichts der schweren Erkrankung von Michael Aufhauser und der Ermittlungen mit dem Gut Aiderbichl weiter? Karl Kern berichtet.

„Die Menschen halten uns die Stange“

Der weihnachtlichen Stimmung beim Adventmarkt auf dem Original-Gut-Aiderbichl bei Henndorf (Flachgau) tun die Ermittlungen aber zumindest nach außen hin keinen Abbruch. Die Treue der Besucher zum Henndorfer Tier-Paradies ist noch ungebrochen: „Die Vorwürfe habe ich gelesen“, sagt die „Aiderbichlerin“ Kerstin Micke aus Dresden beim ORF-Lokalaugenschein. „Aus einer Erbschaft soll da irgendwas verschoben worden sein. (...) Ich hoffe, es ist nicht so. Ich vertraue weiterhin. Und wenn es so wäre und den Tieren zugutekommt, dann soll es so sein.“ Und ein weiterer Besucher, Christian Mathis aus Malans in der Schweiz, sagt: „Ich wäre unheimlich enttäuscht - aber das glaube ich nicht.“

Dieter Ehrengruber, Geschäftsführer von Gut Aiderbichl

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Ehrengruber freut die Treue der „Aiderbichler“

„Gott sei Dank ist es so, dass uns die Menschen vertrauen, dass sie uns die Stange halten und dass sie nach wie vor zu uns kommen und vor allem die Tiere besuchen kommen“, betont auch Ehrengruber. „Wir halten zusammen, wie eine große Familie. Das tut in so schweren Zeiten natürlich schon gut, wenn man weiß, dass man die Unterstützung bekommt.“

Millionenumsatz mit 60.000 Patenschaften

Die Gut-Aiderbichl-Stiftung sei durch die Ermittlungen nicht in Gefahr, so Ehrengruber. „Wir setzen alles daran, dass wir dieses Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, dass wir uns wieder voll und ganz auf unsere Arbeit konzentrieren können.“

Die rund 60.000 Patenschaften sollen dem Vernehmen nach der Gut-Aiderbichl-Gesellschaft monatlich rund eine Million Euro bringen. Das weist Ehrengruber aber zurück: „Das wäre schön, denn dann hätten wir die größeren Finanzierungsprobleme auch im Griff.“ Gut 18 Millionen Euro beträgt der Jahresumsatz des Betriebs, 6.000 Tiere werden von den Gut-Aiderbichl-Höfen betreut.

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