Gedenken: 15 Jahre Kaprun-Katastrophe

In Kaprun (Pinzgau) wurde Mittwoch der 155 Toten des Brandes in der Gletscherbahn vor 15 Jahren gedacht. Das Unglück am 11. November 2000 ist die größte zivile Katastrophe in Österreich in der Zweiten Republik.

Mittwochvormittag trafen sich Angehörige der Opfer zum Gedenkgottesdienst direkt an der Unglücksstelle. Dort erinnert ja seit dem Jahr 2004 eine Gedenkstätte an den Brand. Die Stahlbrücke der alten Tunnelbahn wurde dagegen im vergangenen Sommer entfernt. Der Tunnel der Standseilbahn existiert dagegen noch. Allerdings ist er versperrt, der Eingang ist von Gebüsch und jungen Bäumen verwachsen.

Standseilbahn der Gletscherbahn Kaprun im Jahr 2000

ORF

Garnitur der Standseilbahn bei der Einfahrt in den Tunnel im Jahr 2000: Der Eingang ist heute versperrt und zugewachsen, die Stahlbrücke wurde entfernt.

Erinnerungen bei Kaprunern noch lebendig

Wenige Meter von der Gedenkstätte entfernt steigen die Skifahrer in die oberirdische Gondelseilbahn zu dem Gletscherskigebiet: „Wenn ich jetzt hinauffahre, denke ich vielleicht beim Hinauffahren noch daran, aber ob dann nicht mehr“, sagte eine Skifahrerin beim ORF-Lokalaugenschein. „Man steht dabei immer wieder still. Es ist passiert, das Leben geht weiter“, ergänzte ein anderer Skigast auf dem Gletscher.

Die Gedenkstätte für die Toten des Seilbahnunglücks Kaprun am zehnten Jahrestag des Unglücks im Jahr 2010

APA/Barbara Gindl

In der Gedenkstätte wird der 155 Toten gedacht

Im Ort Kaprun wird dagegen sehr wohl noch über den Brand am Samstag, dem 11. November 2000, gesprochen - zum Beispiel in der Bäckerei: „Na sicher ist es noch ein Thema. Es sind ja immer noch Kapruner, die damals dabei waren - die das überlebt oder einen verloren haben“, sagte ein Kunde. „Es war schlimm, schlimm“, ergänzte eine andere. „Ich war damals Lehrerin und habe furchtbar Angst vor dem Montag gehabt - weil ich nicht gewusst habe, wie viele Schüler fehlen werden. Es war entsetzlich. Ich habe gewusst, wie viele Menschen gestorben sind. Und ich war so glücklich, dass am Montag alle meine Schüler wieder da waren.“

Schockierende Ereignisse „speichert das Gehirn ab“

Warum die Tage so schlimmer Ereignisse so gut in Erinnerung bleiben, erklärt die Psychotherapeutin Andrea Hammerer so: „Wenn wir ein Ereignis mit ansehen oder anhören müssen, das uns emotional sehr erregt, sehr traurig macht oder schockiert, dann wird das im Gehirn abgespeichert - mitsamt dem Setting, in dem ich mich befinde. Das Gehirn speichert die gesamte Situation - ob ich vor dem Fernseher gesessen bin, ob ich’s im Radio gehört habe, wer zum Kaffee da war. Das wird im Gehirn so abgespeichert, wie es war. Deswegen erinnern wir uns auch daran.“

Kaprun: Zurück ins Leben

Das Unglück von Kaprun beschäftigte die Justiz jahrelang und traf auch die Angehörigen schwer. Ein „dok.film“ aus dem Jahr 2010 zeigte Schicksale.

„Untrennbarer Teil“ der Geschichte Kapruns

Norbert Karlsböck, damals Kapruner Bürgermeister und heute Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun AG, sagte: „Das Unglück ist untrennbarer Teil unserer Geschichte. Das haben wir in den 15 Jahren auch so lernen müssen. Es war in den Anfangsjahren sicher immer ganz, ganz schwierig. Es war eine große Belastung für den Ort und auch für die Bevölkerung.“

Die „erste Lehre“ aus dem katastrophalen Feuer sei gewesen, „auf die Tunnelbahn zu verzichten“, so Karlsböck. „Obwohl diese Technologie woanders durchaus noch eingesetzt wird, haben wir gesagt: Durch den Tunnel fährt niemand mehr nach oben. Nach dem Unglück haben sich auch viele Normen und Gesetze geändert - nicht nur in Österreich, sondern sicher auch europa- und weltweit. So glaube ich, dass wir auch den Weg aufgemacht haben für einen neuen Sicherheitsanspruch.“

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