Thoraks Hitlerbüste in Danzig gefunden

Beim Nationalmuseum im polnischen Danzig ist eine Marmorbüste von Adolf Hitler entdeckt worden. Ihr Schöpfer war der umstrittene Salzburger Bildhauer Josef Thorak - ein Günstling Hitlers, nach dem im Salzburg noch immer eine Straße benannt ist.

Hitlerbüste von Josef Thorak in Danzig gefunden Nationalsozialismus NS-Zeit

EPA/ADAM WARZAWA POLAND OUT

So „verewigte“ der Salzburger sein Idol

Laut Inschrift auf der Büste sei diese 1942 von Thorak geschaffen worden, berichtet die Polnische Presse Agentur (PAP). Es dürfte sich laut Experten auch um jene handeln, die 1944 bei einer SS-Ausstellung auch in Thoraks Heimatstadt Salzburg gezeigt wurde.

Die Skulptur mit einem kleinen Sockel ist rund einen halben Meter hoch. Mitarbeiter des polnischen Nationalmuseums in Danzig glauben, dass sie 1945 überhastet im Garten des Hauses eingegraben wurde, als die Nazis und ihre Truppen Polen hastig verlassen mussten - auf der Flucht vor der sowjetischen Armee.

Hitlerbüste 1944 noch in Salzburg: Im zeithistorischen Buch „Im Schatten der Mozartkugel. Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg“ beschäftigt sich ein Kapitel mit Josef Thorak. Die Salzburger Historikerin Susanne Rolinek schreibt:

"1944 nahm Thorak an der Ausstellung `Deutsche Künstler und die SS` in Salzburg teil, bei der er auch seine Hitlerbüste präsentierte. Er gehörte zu den 21 vom `Führer` und Goebbels bestimmten `gottbegnadeten` Künstlern, die `unersetzlich` und deshalb von Kriegsdienst und Einsatz in der Rüstungsindustrie befreit waren.

1943 kaufte der Bildhauer das `arisierte` Schloss Prielau im Pinzgau und schenkte Salzburg als Dank dafür die Skulpturen `Fischer von Erlach` und `Paracelsus`, Letztere ist heute noch im Kurgarten vor dem Paracelsus-Bad zu sehen. Für Prielau ließ er sich vom Kunsträuber Kajetan Mühlmann gotische Türen und Skulpturen aus Frankreich und den Niederlanden herbeischaffen. Eines der dunkelsten Kapitel seines Lebens war die Funktion als künstlerischer Berater der SS-eigenen Porzellanmanufaktur Allach auf dem Gelände des KZ Dachau, wo er persönlich die KZ-Häftlinge bei ihrer Arbeit inspizierte. Thorak war bis zuletzt vom `Endsieg` überzeugt ..." mehr ...

Der Kurator des Nationalmuseums, Lech Lopuski, erklärte gegenüber der PAP, dass das Werk nun zunächst gesäubert werden müsse und anschließend in den Bestand des Museums eingetragen werde. Es werde dort aber nicht ausgestellt. Als geeigneten Ort sehen Mitarbeiter des Nationalmuseums das in Danzig entstehende Museum des Zweiten Weltkrieges.

Riesenstatuen beim Kurgarten

Neben der Thorak-Straße in Salzburg-Aigen gibt es in Salzburg noch einige monumentale Statuen aus dem Atelier von Thorak - zum Beispiel die riesigen Skulpturen beim Salzburger Kurgarten unweit des Kongresshauses. Sie stehen hier noch immer unkommentiert, trotz der politischen Verstrickungen des Schöpfers und ihrer nationalsozialistischen Ästhetik.

Hitlers Prachtbauten ausgestattet

Der aus Salzburg stammende und 1952 gestorbene Josef Thorak war im Vorfeld der NS-Zeit einer der gefragtesten Bildhauer in der Weimarer Republik. Neben dem Kollegen Arno Breker wurde er später persönlicher Günstling Hitlers und einer der stark bevorzugten Künstler des Dritten Reiches. Seine Werke zierten die großen Projekte des Hauptarchitekten des nationalsozialistischen Deutschlands Albert Speer, darunter den Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1937, die Neue Reichskanzlei oder das Olympiastadion. Die meisten von Thoraks Arbeiten sind heute allerdings zerstört.

Idol eines einschlägigen Publikums

Nach dem Krieg wurde der gebürtige Salzburger von den amerikanischen Befreiern des Landes mit Berufsverbot belegt, ehe er in Salzburg, Österreich und Deutschland wieder zu Ehren kam und für ein einschlägiges Publikum neuerlich zum scheinbar „unpolitischen“ Star avancierte. Die nach Thorak benannte Straße in Salzburg-Aigen stammt aus dieser Zeit des Wiederaufbaus und kollektiver Gedächtnislücken.

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