Erstes Buch von Astrophysikerin Kaltenegger

Die Kuchlerin Lisa Kaltenegger bringt nun ihr erstes Buch über Sternenforschung heraus. Die Astrophysikerin gilt international als Nachwuchshoffnung dieser Wissenschaftsdisziplin. Sie schaffet es daneben, komplizierte Physik verständlich zu präsentieren.

Lisa Kaltenegger, Astrophysikerin aus Kuchl

ORF

Kaltenegger

Geht man vom aktuellen Forschungsstand aus, dann gibt es außerhalb unseres Sonnensystems Milliarden so genannter Exoplaneten.

Rein statistisch lässt sich der als Frage formulierte Buchtitel „Sind wir allein im Universum?“ der österreichischen Astrophysikerin Lisa Kaltenegger also mit „eher ja“ beantworten. Wie sich Wissenschafter um präzisere Antworten bemühen, erläutert die Forscherin anschaulich.

Menschheit eher allein im Kosmos

„Über Tausende von Jahren war die Frage, ob wir allein im Universum sind, eine rein philosophische, weil uns die technischen Möglichkeiten fehlten, es herauszufinden. Jetzt ist das anders“, schreibt die international zu den Jungstars der Wissenschaft zählende und 1977 in Kuchl bei Salzburg geborene Astrophysikerin auf den ersten Seiten ihres Buch-Debüts. Seit 1995 der erste Exoplanet nachgewiesen wurde, habe die Forschung „wahnsinnige Fortschritte“ auf dem Gebiet gemacht.

Lebensspuren unwahrscheinlich

Mittlerweile ist klar, dass die etwa 1.000 bisher entdeckten Exoplaneten sehr unterschiedlich sind. Unwahrscheinlich ist der Gedanke, dass sich auf einem zu den Exoplanetenklassen „Heiße Jupiter“, „Eisgiganten“ oder „Mini-Neptune“ zählenden Himmelskörpern Lebensspuren finden lassen. Am vielversprechendsten sind „Felsplaneten“, wie unsere Erde.

Die meisten bisher entdeckten Vertreter dieser Gattung sind größer als der Blaue Planet - also sogenannte „Super-Erden“. Bei dieser Planeten-Klasse handelt es sich laut Kaltenegger um die wahrscheinlichsten Kandidaten für die Entwicklung von Leben - dementsprechend stehen diese auch im Mittelpunkt des Interesses der Direktorin des Carl Sagan Institutes und Professorin an der Cornell University im US-Bundesstaat New York.

Wie wirken wackelnde Sterne?

Nach gut nachvollziehbaren Erläuterungen zu den Grundlagen der Astronomie und einem Blick auf das Universum insgesamt und unserem Sonnensystem im Besonderen folgen Kapitel, in denen es um das Suchen und Finden von Exoplaneten geht. Spätestens hier wird Kalteneggers großes Interesse für Leser greifbar. Man erfährt, was wackelnde Sterne über ihre Begleiter aussagen, und was ihr Licht über weit entfernte potenzielle Planetensysteme verrät.

Der Frage, was es mit der „Habitablen Zone“ auf sich hat und wie Wissenschafter mit immer ausgeklügelteren Methoden in den bisher spärlichen Informationen über Exoplaneten nach Hinweisen auf Leben suchen, sind große Teile des Buchs gewidmet. Kaltenegger nähert sich in Gedanken auch dem „perfekten Planeten“ an, den es draußen im All möglicherweise gibt.

Flüssiges Wasser auf dem Mars

In einer subjektiven „Hitliste“ der Exoplaneten, lässt die Wissenschafterin Forschungs-Highlights und die Art und Weise, wie diese Entdeckungen unser „Weltbild“ verändert haben, im Schnelldurchlauf Revue passieren. Immer wieder greift sie auch erstaunlich aktuelle Ergebnisse von Raumfahrt-Missionen auf, so auch die erst kürzlich veröffentlichten ersten Beweise für flüssiges Wasser auf dem Mars.

Potenziell lebensfreundliche Planeten außerhalb des Sonnensystems könnte es relativ häufig geben, so eines der Fazits. Ob sich dort auch automatisch irgendeine Form von Leben entwickelt, ist aber ebenso offen wie die Frage, ob wir - wie in einem Science-Fiction-Film - einen solchen Planeten jemals besuchen werden, um dort nachzusehen.

Keine zweite Erde in der Nähe

Um Science-Fiction-Fantasien geht es Kaltenegger eindeutig nicht. Sie zeigt vielmehr auf, wie die Auseinandersetzung mit anderen Himmelskörpern fast zwangsläufig mit neuen Erkenntnissen über unseren Heimatplaneten einher geht. Das Nachdenken über andere Welten hat für die Forscherin ganz irdische Konsequenzen: Wird dabei doch deutlich, wie gut die Menschheit auf die Erde aufpassen sollte, denn eine zweite in unmittelbarer Nähe gibt es nicht - so viel sei bei all den Fragen sicher.

Rezension: Nikolaus Tauber, APA

Bibliografie

Kaltenegger, Lisa: „Sind wir allein im Universum?“, Ecowin Verlag, 208 Seiten, 19,95 Euro, E-Book: 14,99 Euro)