Deutschland als Traumziel für Flüchtlinge

Für tausende Flüchtlinge wird Salzburg dieser Tage zur Drehscheibe. Aber nur zur Durchreise, denn der Großteil will nach Deutschland. Dort sind sie Willkommen und die Wirtschaft braucht sie.

Die rund 500.000 Flüchtlinge, die erwartet werden, stehen 900.000 Deutschen gegenüber, die ihr Land jährlich verlassen. Und dieses Problem hat auch Österreich: laut Statistik Austria verliert Österreich jährlich rund 20.000 gut ausgebildete Arbeitskräfte weil sie wegziehen.

„Deutschland ist ein reiches Land“

Trotzdem ist Deutschland das Traumziel für die meisten Flüchtlinge, auch für jene, die vorläufig an der Grenze zu Freilassing stranden, sagt Muhamed aus Syrien: „Ich glaube in Deutschland ist es viel leichter Arbeit zu finden als anderswo. Es ist ein reiches Land, deshalb will ich hin.“

„Es wird immer gesagt, dass Österreich keine Flüchtlinge mehr nimmt. In den Medien wird immer berichtet, dass Deutschland und Schweden so viele Menschen aufnehmen. Außerdem haben die meisten hier Verwandte in Deutschland“, ergänzt Flüchtlingshelfer Hussein Kadouni.

Außerdem sei Deutschland eine große Macht in Europa und das sei auch den Menschen in Syrien und im Nahen Osten bekannt, sagt Migrationsforscherin Sylvia Hahn: „Österreich ist ein kleines Land, es ist relativ unbedeutend und ich denke sehr viele kennen Österreich wahrscheinlich gar nicht.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Deutschland als Traumziel für Flüchtlinge

Für tausende Flüchtlinge wird Salzburg dieser Tage zur Drehscheibe. Aber nur zur Durchreise, denn der Großteil will nach Deutschland. Dort sind sie Willkommen und die Wirtschaft braucht sie.

Flüchtlinge wollen in Europa neu anfangen

Dass gerade jetzt so viele Flüchtlinge kommen liegt daran, dass sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ausbreitet. Die meisten flüchten zuerst in die Nachbarländer, in den Libanon oder in die Türkei, merken aber: der Krieg in ihrer Heimat, vor allem in Syrien, geht weiter. Die Flüchtlingshilfe wird gekürzt, die Menschen wollen ganz neu anfangen, eben in Europa.

Dazu kommt, dass die deutsche Kanzlerin Angela Merkel vor etwa drei Wochen meinte, Syrer dürfen zu 100 Prozent bleiben. Das freut Wirtschaftsbosse - öffentlich sprechen sie von Flüchtlingen als künftige Mitarbeiter.

Arbeiter

ORF

Die heimische Wirtschaft braucht vor allem Fachkräfte

Heimische Wirtschaft braucht Fachkräfte

In Salzburg sei die Situation ähnlich, sagt Helmut Eymannsberger von der Wirtschaftskammer: „De facto ist es so, dass auch wir natürlich beispielsweise Lehrlinge suchen. Wir verzeichnen derzeit 796 offene Lehrstellen.“

Trotz der Rekordarbeitslosigkeit könne der Markt zusätzliche Bewerber verkraften, sagt Irene Schulte von der Industriellenvereinigung: „Die Arbeitslosen in Salzburg sind vor allem im niedrigen Ausbildungsniveau. Die haben es schwer einen Job zu finden. Wir sprechen hier aber von Asylwerbern mit einer guten Ausbildung - vielleicht auch einer akademischen Ausbildung oder einer Facharbeiterausbildung. Die sollten wir erreichen können.“

Junge Flüchtlinge sind leistungsbereit

Etwa jeder fünfte Flüchtling bringt eine gute Ausbildung mit. Für die anderen braucht es Trainings, heißt es. Denn auch in Salzburg fehlen - so wie in Deutschland - Fachkräfte. Die Wirtschaft erhofft sich einiges: besonders die jungen Flüchtlinge sprechen oft mehrere Sprachen, teils gutes Englisch und sind bereit Leistung zu bringen, sagt Migrationsforscherin Sylvia Hahn: „Wir haben eine überalterte Bevölkerung. Wir wissen das aus der Diskussion, wer unsere Pensionen zahlen soll. Wir brauchen Zuwanderung und ich glaube, dass gerade die sehr gut gebildete Schicht, die jetzt zu uns kommt, die vielen Lehrer und Ärzte, dass wir die sehr wohl aufnehmen können.“

In absoluten Zahlen geht jetzt der Großteil der Flüchtlinge nach Deutschland. In Relation zur Bevölkerungszahl nimmt aber Österreich mehr Menschen auf. Auf 10.000 Österreicher kommen momentan 23 Flüchtlinge.

Links: