Hunderte Flüchtlinge in Salzburg gestrandet

Der Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland wurde Sonntagabend eingestellt. Zudem führen die deutschen Behörden Grenzkontrollen wieder ein. Hunderte Flüchtlinge strandeten deshalb in Salzburg.

Die Einstellung des Zugverkehrs passiere auf Wunsch der deutschen Bahn, betonten die ÖBB. Sie soll vorerst zwölf Stunden dauern - bis Montag, 6.00 Uhr. Ab 18.00 Uhr fuhren von Salzburg keine Züge mehr nach Deutschland. Auch die Korridorzüge wurden über Zell am See (Pinzgau) umgeleitet, was die Fahrzeit um etwa 90 Minuten verlängerte.

Garage mit 800 Flüchtlingen voll besetzt

Zu dem Zeitpunkt, als die deutsche Regierung diese Entscheidung bekannt gab, waren noch rund 1.800 Flüchtlinge in den Zügen auf dem Weg in Richtung München. Ein Teil von ihnen - rund 800 - wurden in der Salzburger Bahnhofs-Tiefgarage untergebracht.

Wie groß der weitere Andrang in der Nacht noch sein wird, war vorerst noch unklar: Da die Quartiere in Linz und Wels belegt seien, sei aber davon auszugehen, dass hunderte noch in Salzburg landen werden, so der Magistrat in einer Aussendung.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ließ das Notquartier für 400 Personen in einer Lagerhalle in Salzburg-Kasern vorbereiten. Es soll ab Montagfrüh aufnahmebereit sein. Denn noch ist nicht klar, ob und wann die Flüchtlinge nach Deutschland weiterreisen können. Die Unterbringung der Reisenden müsse „jedenfalls gewährleistet bleiben“, so Haslauer. Als Dauerlösung sei die Bahnhofsgarage zudem ungeeignet, betonte die Stadt.

Monitor am Salzburger Hauptbahnhof mit Zugdaten

APA/Vera Reiter

Der Zugverkehr nach Deutschland ist vorerst bis Montagfrüh eingestellt

Hilfe auch für andere Reisende

Aber nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch zahlreiche andere Reisende strandeten wegen der Einstellung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs in Salzburg: Für sie gebe es im Reisezentrum am Bahnhof Hotel- oder Taxigutscheine, betonten die ÖBB. Zahlreiche Fahrgäste fuhren Sonntagabend mit dem Taxi in den deutschen Grenzbahnhof Freilassing, um dort eine Anschlussverbindung zu bekommen. Für bereits gekaufte Zugtickets nach Deutschland verspricht die Bahn „Kulanzlösungen“.

Grenzkontrollen „über einen längeren Zeitraum“

An den Grenzübergängen zwischen Bayern und Österreich wird von der deutschen Polizei seit Sonntagabend kontrolliert. Die deutschen Beamten richten sich darauf ein, die Kontrollen „über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten“, so das deutsche Bundespolizeipräsidium in einer Aussendung.

An der deutsch-österreichischen Grenze müssten Reisende „jederzeit“ mit Kontrollen rechnen, so die Behörden. Sie müssten dann Reisedokumente vorweisen können. So soll der Zustrom der Flüchtlinge nach Deutschland eingedämmt werden - und wieder zu einem „geordneten Verfahren“ übergegangen werden, so der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere (CDU). Seit Samstagfrüh passierten insgesamt über 10.000 Flüchtlinge Salzburg in Richtung Deutschland. Am Samstag stellten 13 Flüchtlinge in Salzburg einen Asylantrag.

Demonstration für menschliche Asylpolitik

Zudem fand Sonntagnachmittag in der Stadt Salzburg eine Demonstration „Flüchtlinge Willkommen“ statt, um eine menschliche Asylpolitik zu fordern. Nach Angaben der Polizei marschierten rund 1.000 Teilnehmer vom Hauptbahnhof zum Mozartplatz, die „Plattform gegen Rechts“ als Veranstalter sprach von rund 2.000 Demonstranten. Die Kundgebung verlief ohne Zwischenfälle.

Demonstration "Flüchtlinge Willkommen" in der Stadt Salzburg

wildbild.at

Die Demonstranten forderten eine menschliche Asylpolitik und legale Fluchtwege

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