Toter am Kapuzinerberg: Österreichweite Suche

Die Polizei überprüft jetzt österreichweit Abgängigkeitsanzeigen, um die Identität jener skelettierten Leiche zu klären, die am Montag auf dem Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg gefunden worden war.

Die ersten Ermittlungen der Polizei zur skelettierten Leiche auf dem Kapuzinerberg ergaben keinen Treffer ergeben, sagte die Salzburger Polizeisprecherin Irene Stauffer. In Salzburg gebe es keinen Vermissten, der mit den bisher von den Gerichtsmedizinern vorgelegten Daten der Leiche übereinstimmen. Der Tote dürfte ja zwischen 25 und 35 Jahre alt gewesen und innerhalb des letzten Jahres im steilen Gelände in das Fangnetz gestürzt sein.

Unwegsames auf dem Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg

ORF

Gemeldete Fälle werden unter die Lupe genommen

Die Kriminalisten versuchen jetzt mit österreichweiten Fahndungsmaßnahmen, die Identität des bislang unbekannten Mannes zu klären. Mit den ersten Daten aus der Gerichtmedizin überprüft die Polizei Abgängigkeitsanzeigen aus allen Bundesländern. Im Bundeskriminalamt werden sämtliche Informationen in der Vermisstendatei zusammengeführt und gefiltert.

Derzeit sind österreichweit 129 Männer im Alter zwischen 25 und 35 Jahren länger als eine Woche abgängig gemeldet - sagt Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt: „Das ändert sich täglich. Und die Zahl wäre viel größer, wenn wir nur die ersten sieben Tage hernehmen, da ständig Anzeigen über vermisste Personen in Österreich gemacht werden, diese sich aber innerhalb weniger Tage wieder auflösen, weil die Personen zurückkommen oder sich der Sachverhalt anders aufklärt.“ Gibt es in der Vermisstenfahndung länger keinen Treffer, wird die Suche über Interpol weltweit ausgedehnt.

US-Spezialistin in Salzburg zu Gast

Mit Methoden, den Todeszeitpunkt festzustellen, befasst sich auch die Bodyfarm der Universität Knoxville in Tennessee (USA). Dieses Freiluftlabor ist eine Ausbildungsstätte für FBI-Agenten und Gerichtsmediziner. Eine Professorin der Bodyfarm war am Mittwoch in der Salzburger Gerichtsmedizin zu Gast. Der Todeszeitpunkt „spielt eine Rolle bei der Rekonstruktion der Ereignisse, bei der Rekonstruktion der Umstände, die zum Tod geführt haben“, betont Fabio Monticelli von der Gerichtsmedizin Salzburg. „Aber insbesondere, um Alibis überprüfen zu können, müssen wir den genauen Todeszeitpunkt überprüfen. Deswegen sind diese Studien wichtig: Wie kann man von der Leiche auf den Todeszeitpunkt schließen?“

Die Anthropologin Giovanna Vidoli von der Universität Knoxville beschreibt ihre Methoden so: „Wir legen Leichen unter unterschiedlichen Bedingungen im Freien aus und beobachten und dokumentieren dann den Verwesungsprozess. Einerseits dient das der Fortbildung von Kriminalisten und FBI-Agenten, andererseits der Forschung.“

Viele Faktoren zu berücksichtigen

Diese Forschungserkenntnisse können dazu beitragen, den Todeszeitpunkt einzugrenzen und sind daher besonders interessant für die Gerichtsmediziner, sagt Fabio Monticelli: „Die Temperatur ist der wichtigste Faktor. Dann kommt noch Feuchtigkeit dazu, Luftbewegung, ist die Leiche bedeckt oder nicht, ist es ein schattige Zone oder in der Sonne?“

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US-Unterstützung für Gerichtsmedizin

US-Forscher unterstützen die Gerichtsmediziner in Salzburg, um besser Todeszeitpunkte feststellen zu können. Sie bilden auch FBI-Agenten weiter.

Auch Insekten können wertvolle Hinweise liefern und werden deshalb ebenfalls erforscht: „Bei der Verwesung spielen Insekten wie Fliegen oder Käfer eine große Rolle, um festzustellen, wann jemand gestorben ist. Je nachdem, ob sie noch im Larvenstadium sind oder bereits voll entwickelt.“ Vielleicht können die Erkenntnisse der Bodyfarm zur Klärung des Falls am Kapuzinerberg beitragen.

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