Mitglieder: 30 Prozent mit SPÖ unzufrieden

Die Salzburger SPÖ, seit 2013 erstmals in der Nachkriegsgeschichte nicht in der Landesregierung, fühlt ihren Mitgliedern auf den Zahn. Und dabei zeigt sich, dass ein Drittel mit der Arbeit der Landespartei weniger oder nicht zufrieden ist.

Das teilte der SPÖ-Landesgeschäftsführer Felix Müller der Austria Presse Agentur (APA) mit. Zwei Drittel der Mitglieder würden der Partei allerdings ein (sehr) gutes Zeugnis ausstellen, so Müller: „Sicher gibt es Leute, die nicht zufrieden sind.“

Walter Steidl SPÖ

Barbara Gindl

Landesparteichef Walter Steidl

Es zeige sich aber, dass die Beurteilung umso besser ausfalle, je weiter der Finanzskandal zurückliege: „Wir haben das sehr lange diskutiert, ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.“ Jede Kritik sei aber natürlich auch ein Arbeitsauftrag. Detaillierter wollte sich Müller zu diesem Bereich nicht äußern.

Mehr Befragungen erwünscht

Abgefragt wurden die verschiedensten Bereiche. So fordern die Genossen beispielsweise mehr Mitsprache und direkte Demokratie. Drei Viertel der Befragten sprachen sich dafür aus, die direkte Bürgermitbestimmung auszubauen. Noch größer ist dieses Interesse innerhalb der eigenen Partei, denn hier wünschen sogar 84 Prozent vermehrte Mitgliederbefragungen, so der Landesgeschäftsführer.

Kollektiv gegen legales Cannabis

Durchaus für Überraschung haben einige Ergebnisse bei allgemeinen gesellschaftlichen Themen gesorgt. So wurde die Frage, ob aktive Sterbehilfe weiterhin verboten bleiben soll, von rund zwei Dritteln der SPÖ-Mitglieder (eher) verneint. Ein annähernd gleich hoher Anteil ist der Ansicht, dass es für Jugendliche in der eigenen Gemeinde zu wenig Platz bzw. Angebote gibt. Die Legalisierung von Cannabis scheint hingegen kein Anliegen der Roten. Vier von fünf halten das nicht für notwendig.

Kein Unmut übers Wohnen

Überraschend hoch ist bei den SPÖ-Mitgliedern die Wohnzufriedenheit: 95 Prozent bejahten dies. Dennoch sprach sich die Hälfte dafür aus, dass mehr Eigentumswohnungen gebaut werden sollen, mehr Mietwohnungen forderten sogar mehr als 80 Prozent. Gleichzeitig sind allerdings drei von fünf gegen eine dichtere Verbauung im eigenen Ort.

Pinzgauer mit Straßen sehr unzufrieden

Der Verkehr ist für jeden zweiten Genossen in seinem Bezirk gut organisiert. Im Detail sinkt jedoch die Zufriedenheit. So passt nur für jeden Dritten das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, im Pinzgau sind es sogar weniger als 20 Prozent. Dafür stellen zwei Drittel der Befragten dem Zustand der Straßen ein gutes Zeugnis aus, auch hier hinkt der Pinzgau weit zurück, dort ist es nur jeder Zweite.

Eine Konsequenz, die die SPÖ aus dieser Umfrage auf jeden Fall ziehen will, kündigte Müller schon an. Derart detaillierte Befragungen in Papierform, die die Sozialdemokraten jetzt erstmalig selbst durchgeführt haben, werde es künftig alle paar Jahre geben. Sie fand von Dezember 2014 bis März 2015 statt.

17 Prozent Rücklauf bei Fragebögen

Von den knapp 6.500 Mitgliedern haben sich etwas weniger als 1.100 beteiligt, was einem Rücklauf von 17 Prozent entspricht. Und da sich das Profil (Alter, Geschlecht) nahezu mit jenem aller Mitglieder deckt, geht Müller davon aus, dass die Umfrage die Meinung der Parteibasis sehr genau abbildet. Seinen Angaben zufolge wurden die Ergebnisse in den Bezirken bereits präsentiert und diskutiert.