Video-Dolmetsch für Flüchtlingshilfe

Die Stadt Salzburg testet im Jugend- und Sozialamt den Einsatz von Video-Dolmetschern. Der Bedarf ist groß - auch wegen der steigenden Zahl anerkannter Kriegsflüchtlinge. Innsbruck arbeitet ähnlich, Wien und Graz wollen folgen.

Was schon länger verstärkt in heimischen Krankenhäusern, Ambulanzen und Arztpraxen angewendet wird, dürfte auch öffentlichen Verwaltungen große Vorteile bringen: „Unser Ziel ist es, Dienstleistungen möglichst niederschwellig für alle Bürger zugänglich zu machen“, sagte Projekt-Koordinatorin Eva Spießberger. Sie hat das Pilotprojekt mit ihrer Kollegin Monika Schmerold initiiert.

Dazu wurden einzelne Abteilungen der Verwaltung mit Tablets ausgestattet: „Das Jugendamt arbeitet etwa stark mobil. Die gehen zu Beratungsgesprächen in Familien und kümmern sich um die Obsorge für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.“

Soziale und kulturelle Barrieren überwinden

In Abteilungen, wo viele Übersetzungen nötig sind, sei früher oft mit Händen und Füßen erklärt worden: „Oft springen auch Nachbarn, Freunde oder Kinder ein und übersetzen. Das ist manchmal heikel, besonders weil es oft um intime und sensible Themen geht“, so Spießberger: „Das eigene Gehalt offen zu legen oder die private Situation zu beschreiben, fällt dann vielen schwierig. Besonders wenn eine Community klein ist, kennt man sich oft.“

Frauen würden oft offener reden, wenn ihr Mann nicht neben ihnen sitzt. Mit dem Anbieter „SAVD Videodolmetschen“ aus Wien habe man eine Lösung gefunden, die ganz einfach wie Skype funktioniere, sagte Spießberger.

Garantierte Zeiten

Das Unternehmen garantiert, dass von Montag bis Freitag von 7.00 bis 19.00 Uhr binnen zwei Minuten Dolmetscher für 14 Sprachen und die österreichische Gebärdensprache verfügbar sind. Eine Reihe „exotischer“ Sprachen wie Somali, Urdu, Kurdisch, Igbo oder Pashtu können mit Terminvereinbarung gebucht werden. Übersetzter sind in der Regel dann innerhalb von ein bis 24 Stunden einsatzfähig. „Die Firma reagiert auch auf kulturelle Gepflogenheiten“, erklärt Spießberger. Menschen aus Georgien oder der Ukraine würden etwa oft nicht wollen, dass ein Russe übersetzt.

Erste Bilanz kann sich sehen lassen

Die ersten Erfahrungen mit dem System seien positiv: „Die Mitarbeiter können Verfahren effizienter abwickeln. Ein Besuch dauert nicht eine Stunde, bis ich alles ausgedeutscht habe. Die Menschen bringen die richtigen Unterlagen und verstehen es auch richtig.“

Es hätte sich auch gezeigt, dass Leute offener reden, wenn sie sich verstanden fühlen. Zugleich können oft leere Meter vermieden werden: „Für manche Sprachen gibt es nicht so viele Dolmetscher in Salzburg. Da musste jemand aus Linz oder Wien kommen. Wenn dann aber eine Familie kurzfristig nicht zum Termin kam, weil das Kind krank war, ist der Übersetzer umsonst gekommen“, erzählt Spießberger.

Wien und Graz wollen folgen

Neben einer Pauschale für technischen Support und eine Art Grundgebühr wird beim Video-Dolmetschen nach Gesprächsdauer abgerechnet. Die erste Viertelstunde kostet pro Minute zwei Euro - unabhängig von der Sprache. Dauern Gespräche länger, sinkt der Minutentarif auf die Hälfte.

Das Pilotprojekt läuft in Salzburg noch bis Ende September. Dann fällt die Entscheidung, wie es weitergehen soll. Neben Salzburg setzt auch der Magistrat in Innsbruck auf das System. Im September sollen noch Graz und Wien folgen.