Brandstiftung bei Flüchtlingsquartier?

Unbekannte haben in der Nacht auf Mittwoch auf einer Wiese vor dem Jugendheim des ÖGB in Seekirchen (Flachgau) ein Feuer entfacht. Dort sollen bald Flüchtlinge untergebracht werden. Das Landeskriminalamt ermittelt.

Die Feuerwehr wurde um 1.30 Uhr von einem Anrainer alarmiert: Sein Hund hatte zu bellen begonnen, weil in dem unbewohnten Jugendheim des ÖGB am Wallerseeufer ein Brand ausgebrochen war. 40 Feuerwehrmänner rückten in fünf Fahrzeugen an. Da es keine Straße zu dem Heim gibt, sondern nur einen Geh- und Radweg, mussten die Einsatzkräfte mehrere hundert Meter zu Fuß zum Brandherd zurücklegen.

Brand beim ÖGB Jugendheim am Wallersee in Seekirchen

Freiwillige Feuerwehr Seekirchen

Mehrere Gartenmöbel waren in einer Feuerstelle aufgestapelt

In einer Feuerstelle vor dem Jugendheim brannten ineinandergestapelte Gartenmöbel, schilderte Stadtfeuerwehrkommandant Herbert Költringer: „Es waren Liegestühle und zwei Holzbänke.“ Die Feuerwehrleute konnten den Brand rasch löschen und ein Übergreifen der Flammen auf das Gebäude verhindern.

Brandstifter soll per Boot geflüchtet sein

Laut den Ermittlern besteht der Verdacht auf Brandstiftung. Deshalb befragten Polizisten noch in der Nacht die Nachbarn. Die Suche nach einem mutmaßlichen Brandstifter, der in einem Boot geflüchtet sein soll, blieb aber vorerst ohne Ergebnis. Am Mittwoch übernahm das Landeskriminalamt die Ermittlungen. Im ÖGB-Jugendheim sollen nämlich nach kleineren Umbauten 29 Kriegsflüchtlinge untergebracht werden.

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Brand beim Jugendheim Seekirchen

Auf einer Wiese vor dem ÖGB-Jugendheim in Seekirchen (Flachgau) haben Unbekannte in der Nacht auf Mittwoch Feuer gelegt. In dem Gebäude sollen demnächst Flüchtlinge einquartiert werden.

ÖGB-Landesgeschäftsführerin Heidi Hirschbichler zeigte sich von der mutmaßlichen Brandstiftung schockiert. Für sie steht fest, dass die Tat in Zusammenhang mit der geplanten Flüchtlingsunterbringung steht: „Ich wage nicht, mir auszumalen, was passiert wäre, wenn das Haus Feuer gefangen hätte. Aufgrund der zahlreichen Bauteile aus Holz und der herrschenden Trockenheit wären die Flammen wohl auch zur Bedrohung für die Nachbarschaft geworden. Mit unserem Vorhaben, das ÖGB-Haus am Wallersee kostenlos zur Verfügung zu stellen, kommen wir unserer Verantwortung nach und wollen ein Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit setzen", so die ÖGB-Landesgeschäftsführerin.

Bürgerinformation in Seekirchen am Dienstag

Am Dienstagabend hatte es in Seekirchen auch eine Bürgerinformation zu der geplanten Unterbringung von Flüchtlingen in der 10.000-Einwohner-Stadtgemeinde gegeben. Es ging dabei um das Haus Schöngumprechting 64 an der Obertrumer Landesstraße. Dort sollen Asylwerber - voraussichtlich Männer aus dem Irak und Syrien - einziehen. Sie machen etlichen Anrainern derzeit noch Angst.

Bürgerinformation zur Flüchtlingsunterbringung in Seekirchen

ORF

Mehrere Anrainer äußerten Bedenken gegen die Flüchtlingsunterbringung

Geäußert wurden vor allem Bedenken, die Männer könnten wegen der vielen Freizeit die Anrainer mit Lärm belästigen. Auch seien viele Frauen tagsüber mit ihren Kindern alleine zu Hause und hätten Angst, dann spazieren zu gehen. Eine Flüchtlingshelferin aus dem nahen Berndorf versuchte, die Bedenken der Anrainer zu zerstreuen.

Betreut werden die Asywerber vom Arbeitersamariterbund und von Jugend am Wort. Sie werden vier Quadratmeter pro Bewohner sowie eine Dusche, ein WC und eine Kochgelegenheit für jeweils zehn Personen zur Verfügung haben. Ehrenamtliche Hilfe und Spenden wie Fahrräder sind gefragt. Das Argument, das Haus sei zu abgelegen, wurde mit dem Hinweis entkräftet, dass hier alle 20 Minuten ein Bus hält und Asylwerber oft auch weitere Strecken zu Fuß gehen würden.

Appell des Altbürgermeisters, zu helfen

Die Gemeinde werde sich über eine Koordinationsstelle jedenfalls bemühen, die Aslywerber bestmöglich zu unterstützen, sagte Bürgermeisterin Monika Schwaiger (ÖVP). Altbürgermeister Hans Spatzenegger appellierte an die Seekirchnerinnen und Seekirchnern, den Flüchtlingen zu helfen. „Wenn es Menschen schlecht geht, dann muss man zusammenzuhelfen. Alles andere ist für mich indiskutabel, da würde ich mich als Seekirchener schämen“, sagte Spatzenegger.

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Bürgerversammlung zu Flüchtlingsquartier

Zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen in einem Mehrfamilienhaus in Seekirchen wurde am Montagabend eine Bürgerinformationsversammlung abgehalten.

Ob der Brandanschlag auch einen Zusammenhang mit diesem Flüchtlingsquartier hat, ist noch nicht geklärt. Es gelte, die Ermittlungen der Polizei abzuwarten, sagten Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler und Integrationslandesrätin Martina Berthold (beide Grüne). Beide haben den Brandanschlag verurteilt. Sollte es sich tatsächlich um einen Brandanschlag handeln, spiegle dieser nicht automatisch die Stimmung der Bevölkerung wider, sagte Rössler.

Genau das vermutet allerdings der Landesobmann des Teams Stronach (TS), Helmut Naderer: Er sieht im Anschlag die Reaktion der Bevölkerung auf die, wie er es nennt, verfehlte Asylpolitik der Bundesregierung.

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