Fünffache Mutter muss wegen Betrugs in Haft

Wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs ist eine 45-jährige fünffache Mutter am Mittwoch am Salzburger Landesgericht zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Jahr muss sie absitzen. Auch ihr 60-jähriger Mann muss in Haft.

Die Frau war gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann und zwei Kindern aus erster Ehe angeklagt, weil sie unter anderem Luxusautos bestellt und Häuser gekauft, aber nicht bezahlt haben. Die Urteile gegen die Mutter und ihren Mann sind bereits rechtskräftig, der Prozess gegen die beiden Kinder aus erster Ehe wurde am Mittwoch vertagt.

Einkäufe, ohne zu bezahlen

Das Paar ging immer nach der gleichen Masche vor. Obwohl sie kein Geld hatten, kauften die Eheleute gerne ein: Gartenmöbel, Textilien, Fahrräder, teure Gemälde, später auch Grundstücke und Immobilien. Mehrfach bestellten die beiden Luxusautos - und fuhren bis zur Lieferung mit zur Verfügung gestellten Mietwagen herum. Stets versprach das Ehepaar zu zahlen, reagierte auf spätere Urgenzen aber nur mit Vertröstungen. Die meisten Verträge wurden letztlich von den Verkäufern storniert, weil das Geld ausblieb.

Zuletzt bestellte das Paar im Vorjahr für den 23-jährigen Sohn der Frau aus erster Ehe bei einem renommierten Salzburger Autohaus einen Luxussportwagen. Für die Sonderedition des Mercedes SLS AMG GT wurden stolze 301.190 Euro fällig. Die Auslieferung erfolgt zwar in der Regel erst nach Bezahlung, durch einen Fehler in der Buchhaltung wurde der Wagen trotzdem übergeben. Mahnungen des Autohändlers blieben erfolglos. Erst als der Sohn den Mercedes zwei Monate später wegen eines kleinen Defektes zur Reparatur brachte, konnte der Renner wieder einkassiert werden.

Über 100 Exekutionen laufen

Alleine gegen die Mutter sind 127 Exekutionsverfahren anhängig, die bis in die 1990er-Jahre zurückreichen. Und sie hat mehrere einschlägige Vorstrafen. „Das Paar hat einen Lebensstil gepflogen, der hinten und vorne nicht mit der Einkommenssituation der Familie zusammen gepasst hat“, betonte die Staatsanwältin. Die Frau bezog rund 1.000 Euro Karenzgeld im Monat, ihr 60-jähriger deutscher Ehemann gerade einmal 200 Euro für einen geringfügigen Job. „Nachgejagte Lebensvorstellungen“, mutmaßte die Staatsanwältin über das Motiv.

Der 60-jährige Mann sagte vor Gericht, er habe von den Vorstrafen seiner Frau nichts gewusst. Der studierte Wirtschaftswissenschafter hatte die Salzburgerin über eine Partnerbörse im Internet kennengelernt und war 2011 kurz nach dem Tod seiner ersten Frau von München nach Salzburg gezogen. Seine Firma stand damals kurz vor der Insolvenz. Seine neue Frau machte ihm dann vor, finanziell helfen zu können. Sie sei eine Freundin von Dietrich Mateschitz, der sich finanziell am Unternehmen beteiligen wolle. Telefonischen, schriftlichen oder gar persönlichen Kontakt mit dem Red-Bull-Boss habe es freilich nie gegeben. „Das lief alles über meine Frau. Mateschitz ist ja als kontaktscheu bekannt“, sagte der Mann.

Falsche 250-Millionen-Euro-Schenkung von Mateschitz

Zugleich erzählte die Frau, dass ihr der Red-Bull-Chef eine namhafte Summe geschenkt habe. Tatsächlich fanden Ermittler bei einer Hausdurchsuchung eine notariell beglaubigte Schenkungsurkunde über 250 Millionen Euro vor. Nur kannte der besagte Notar den Schenkungsvertrag gar nicht - und auch Mateschitz versicherte gegenüber der Polizei, nie mit der Frau zu tun gehabt zu haben.

Stutzig wurde der Ehemann selbst dann nicht, als das Geld von Mateschitz ausblieb und seine Firma pleiteging. „Mein ganzes Vermögen und meine Altersversorgung sind weg“, sagte er am Mittwoch - und bekannte sich dennoch schuldig. „Ich habe fahrlässig und unkritisch Dinge geglaubt. Aber ich habe meine Frau nie als Lügnerin und Betrügerin in Erwägung gezogen. Ich liebe sie. Wenn man überzeugt ist, viele Millionen am Konto zu haben, gibt es keinen Grund, kein Auto zu kaufen.“

Mit zwei kleinen Kindern im Gefängnis

Wie der Verteidiger argumentierte, leide die Frau einem Gerichtsgutachter zufolge an einer Persönlichkeitsstörung. „Sie wollte ihrer Familie eine heile Welt vorspielen. Ich habe den Verdacht, sie war selbst von der Schenkung überzeugt.“ Die gefälschten Urkunden seien nie für den Geschäftsverkehr gedacht gewesen: „Ziel war es, ihrem Mann zu versichern, dass das Geld von Mateschitz kommt.“

Das Ehepaar zeigte sich am Mittwoch reuig, die beiden mitangeklagten Kinder nicht geständig. Der Sohn habe laut Verteidiger etwa geglaubt, der Mercedes sei abbezahlt worden. Die Angeklagte - sie hat mit ihrem Mann zwei kleine gemeinsame Kinder (sechs Monate, zweieinhalb Jahre) und saß mit diesen zuletzt in U-Haft - will den angerichteten Schaden übrigens gutmachen. Wie sie sich das vorstelle, wollte die Staatsanwältin wissen. „Mit einer Schenkung“, meinte die 45-Jährige. Von wem das Geld kommen soll, wollte sie am Mittwoch dann aber nicht sagen.