Prognosen für Industrie wenig positiv

Salzburgs Industrie schwächelt: allein im vergangenen halben Jahr gingen in der Industrie mehr als 500 Arbeitsplätze verloren. Einerseits werden Aufträge an Betriebe in Billiglohnländern vergeben, andererseits wandern Unternehmen generell ab. Wie geht es weiter?

„Österreich verliert in internationalen Rankings weiter an Boden und auch die Wettbewerbsfähigkeit befindet sich seit Jahren im Sinkflug“, so der Wortlaut der Einladung der Industriellenvereinigung zu ihrer Vollversammlung am Dienstag in Salzburg. Und wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Monate ansieht, scheint das auch auf den Industriestandort Salzburg zuzutreffen.

Kündigungswelle seit letztem Dezember

Vergangener Dezember Lamprechtshausen: Der Heizstäbehersteller Bleckmann kündigt 55 Mitarbeiter. Der Grund: Der chinesische Eigentümer ist mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Betriebes unzufrieden. Mehr dazu in Bleckmann kündigt erneut 55 Mitarbeiter (salzburg.ORF.at; 11.12.2015).

Salzburg-Liefering im März: Der Autozulieferer Mubea Carbo Tech kündigt 220 Mitarbeiter. Dazu sagte damals Geschäftsführer Bernhard Spielvogel: „Ich muss leider mit großen Bedauern mitteilen, dass wir 120 fixe Mitarbeiter entlassen müssen und 100 Leasing-Mitarbeiter.“ Die Begründung lautete: Zwei Großaufträge fallen weg. Mehr dazu in 220 Jobs bei Carbo Tech weg (salzburg.ORF.at; 3.3.2015).

Neuerlich eine Hiobsbotschoft von Sony am Standort in Thalgau, ebenfalls im März dieses Jahres: Wieder werden Stellen abgebaut, diesmal verlieren mit Jahresende 70 Arbeiter ihren Job. Der Grund in diesem Fall: Die Produktionsstätte für CD-Verpackungen wandert nach Tschechien ab. Mehr dazu in 70 Jobs weniger im Sony-Werk Thalgau (salzburg.ORF.at; 27.3.2015).

Und zuletzt Ende April: Schock beim Beschlägeherstelle MACO mit Standorten in der Landeshauptstadt, in Mauterndorf sowie in Trieben in der Steiermark: Das Familien-Unternehmen baut 115 Mitarbeiter ab. Hier wird mit der Konkurrenz aus Billiglohnländern, der schlechten Auftragslage, sowie den EU-Russland-Sanktionen argumentiert. Zuerst war im April noch von 170 Kündigungen die Rede - mehr dazu in MACO kündigt 170 Mitarbeiter (salzburg.ORF.at; 27.4.2015). Mitte Juni hieß es dann aber, man müsse doch nicht so viele Menschen entlassen. Mehr dazu in 115 statt 170 Kündigungen bei MACO (salzburg.ORF.at; 16.6.2015).

AMS: „Negativer Trend setzt sich fort“

Insgesamt verlor Salzburg allein im vergangenen halben Jahr mehr als 500 Arbeitsplätze nur in der Industrie. Das sind alarmierende Zahlen zur ohnehin schon höchsten Arbeitslosigkeit in der Geschichte des Bundeslandes mit insgesamt 15.350 Menschen ohne Job.

„In der Warenwirtschaft und speziell in der Produktion werden wir im heurigen Jahr weiter Arbeitsplätze verlieren, zwar in abgeschwächter Form, aber der negative Trend setzt sich fort“, meint Anton Költringer vom Arbeitsmarktservice Salzburg.

Wie viel bringt das Konjunktur-Paket?

Das von der Landesregierung groß angekündigte Konjunktur-Paket ist nicht unumstritten. „Dass es solche Konjunktur-Pakete gibt, ist natürlich eine tolle Sache. Aber in Wahrheit ist das ein bisschen eine Mogelpackung, weil darin ja viele Dinge verpackt sind, die es schon gegeben hat bzw. die schon länger vorgesehen waren. Das ist mehr eine Marketing-Maßnahme und auch von der Größenordnung her greift das zu kurz, wenn man sich die dramatische Situation am Arbeitsmarkt ansieht“, sagt Arbeitsrechtsexperte Walter Pfeil.

Und inwieweit blickt der Chef der Industriellen-Vereinigung auf die Lage in Salzburg? Auf diese Frage antwortet Rudolf Zrost, Präsident der Industriellen-Vereinigung: „Nach jeder Krise kommt auch wieder eine bessere Zeit und ich denke, dass jetzt der Boden erreicht ist und es in Salzburg endlich wieder bergauf gehen könnte.“

Neue, junge Unternehmen fördern

Jetzt bleibt abzuwarten, ob in diesem Jahr bei Betriebsversammlungen noch weitere schlechte Nachrichten verkündet werden. Zurzeit sei es in Salzburg jedenfalls so, dass die Produktionsstrukturen vergleichsweise veraltet sind, meint Ökonom und Wirtschaftswissenschaftler Christoph Braunschweig. „Hier gilt es anzusetzen und für die Zukunft neuen, jungen Unternehmen die Möglichkeit zu geben als Startups groß zu werden. Und da kann die Landesregierung sicherlich teilweise sehr gezielt helfen“, so Braunschweig.

Die Zukunftsprognosen des Experten sind verhalten optimistisch. „Es wird in Zukunft von der Wettbewerbssituation her sicher nicht einfacher werden. Aber wir werden in den nächsten Jahren einen erheblichen Strukturwandel in der Wirtschaft erleben und das eröffnet auch große Chancen - vor allem auch für Bundesländer, die viele Technologieunternehmen haben“, meint Braunschweig.