Gerd Bacher ist tot

Der frühere ORF-Generalintendant Gerd Bacher ist Samstag im 90. Lebensjahr an den Folgen eines Schlaganfalls in Salzburg gestorben. 20 Jahre lang - mit Unterbrechungen - stand Bacher an der Spitze des Österreichischen Rundfunks und prägte Medienszenen der Republik.

Gerd Bacher

APA/Barbara Gindl

Bacher

Im Vorjahr hatte Gerd Bacher den Concordia-Medienpreis für sein Lebenswerk bekommen.

Der Publizist Peter Huemer bezeichnete Bacher in seiner Laudatio damals als „Menschen mit Widerspruch“: „Er hat ganz bewusst den Eindruck erweckt, er wolle mit dem Kopf durch die Wand. Genau so wollte er gesehen werden. Gleichzeitig kannte er aber die österreichische Realverfassung und wusste, dass er nicht mit dem Kopf durch die Wand kommt. Jedenfalls meistens.“

Österreich stark modernisiert

Ohne praktische Vernunft hätte Bacher schließlich nichts bewegen können, so Huemer: „Aber genau darum ging es ihm; etwas bewegen.“ Mit dem ORF habe Bacher viel zur Veränderung des Landes beigetragen.

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Haslauer verweist auf Föderalismus

Für den Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) verliert Österreich mit Bacher auch „einen brillanten Redner und großen Denker“. Bachers Aufwachsen in Salzburg habe auch seine spätere föderale Geschäftspolitik im ORF mitbegleitet: „Die in der ersten Amtszeit eingeleitete Regionalisierung des Hörfunkprogrammes und die Errichtung der Landesstudios sind Beispiele für Bachers föderalistisch österreichisches Denken.“

Bacher wurde am 18. November 1925 in Salzburg geboren. Dort begann er auch seine Laufbahn als Journalist. 1954 wurde er nach Wien als Chefredakteur des neu gegründeten „Bild-Telegraf“ berufen, zwei Jahre lang - von 1958 bis 1960 - war er Chefredakteur des von ihm mit gegründeten „Express“. Von 1967 bis 1975, von 1978 bis 1986 und von 1990 bis 1994 war Bacher ORF-Generalintendant. Ende der 80er Jahre fungierte er für kurze Zeit als Herausgeber der „Presse“, bevor er ein weiteres Mal an die ORF-Spitze gewählt wurde. „Alles wunderbar“ lautete sein Kommentar, nachdem er vom ORF-Kuratorium 1990 zum Generalintendanten gewählt worden war.

Kritischer Blick auf ORF

Auch in seiner Pension beschäftigte er sich intensiv mit dem ORF. Wenn Bacher mit den jeweils aktuellen Entwicklungen auf dem Küniglberg unzufrieden war, scheute er sich nicht vor deutlichen Worten. Von nachfolgenden Geschäftsführungen zeigte er sich in öffentlichen Statements regelmäßig enttäuscht bis deprimiert. „Der ORF ist mein Kind. Von den Häusern über die Maschinen bis zu sehr vielen Menschen stammen alle von mir. Sogar der Name ist von mir. Mit dem ORF geht es mir wie mit einem Kind, das seine Talente verloren hat“, sagte er in einem APA-Interview zu seinem 85. Geburtstag.

Seit seiner ersten Wahl zum ORF-Generalintendanten trug Bacher den Spitznamen „Tiger“, der ihm von Architekt und Karikaturist Gustav Peichl verliehen wurde. Peichl kam der Gedanke beim Blick auf ein „Esso“-Plakat mit dem Slogan „Tu den Tiger in den Tank“. Folglich lautete der Text einer Peichl-Karikatur, in der eine Raubkatze in ein Fernsehgerät kletterte: „Tu den Tiger in den Kasten.“ Gemeint war der Fernseher.

Standort Küniglberg bleibt

Ein Herzensanliegen war Bacher auch das ORF-Zentrum auf dem Wiener Küniglberg. Zu Beginn seiner ORF-Karriere war mit dem Bau begonnen worden, und er verteidigte es mit Zähnen und Klauen gegen allfällige Pläne des ORF, von dort wegzuziehen und mit neuen Strukturen an einem anderen Standort zu starten. „Der Küniglberg ist eine Trademark, das ist so, wie wenn man bei Mercedes den Stern abschafft“, meinte Bacher. Im März 2014 entschied der ORF-Stiftungsrat, alle Wiener Standorte des Unternehmens auf dem Küniglberg zusammenzufassen.

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