„Wolf, Bär nicht um jeden Preis schützen“

Für Experten wird klarer, dass zuwandernde Bären, Wölfe und Luchse auf Dauer nicht komplett - ohne Rücksicht auf Verluste beim Vieh - geschützt werden sollten. Notfalls müsse man abschießen dürfen. Das war Tenor beim diesjährigen Wildökologischen Forum in Salzburg.

Beim Wildökologischen Forum im Salzburger Heffterhof besprechen Fachleute alljährlich, was zu tun sei, wenn Bär, Luchs und Wolf kommen. Sie seien sehr willkommen, ist einerseits der Tenor – allerdings nicht zu jedem Preis, wie es offenbar manche Naturschützer wünschen.

Wilder Braunbär (Grizzly) in Kleefeld

Gerald Lehner

Wilder Braunbär („Grizzly“) im Westen Kanadas kurz vor einem Scheinangriff

„Auch Menschen müssen sich anpassen“

Arnold Janosch vom World Wildlife Fund (WWF) sagt, diese Tiere würden sich ihre Lebensräume suchen - nicht nur in extrem dünn oder gar nicht besiedelten Gebieten wie in Kanada oder Sibirien: „Wir sehen in Deutschland beispielsweise, dass sich Wölfe in vielen Gebieten ansiedeln, wo wir sie nie vermutet hätten. Sie passen sich sehr schnell an. Und wir müssen das auch tun, wenn wir mit ihnen leben wollen.“

„Totaler Schutz ist ideologisch überfrachtet“

Siedeln sich die Tiere im dicht besiedelten und bewirtschafteten Alpenraum wieder an, dann brauche es Regeln, ist der Wildtierökologe Friedrich Reimoser überzeugt. Nehmen die Schäden überhand, soll es auch erlaubt sein, solche „Beutegreifer“ zu erlegen: „Wir brauchen zunächst einmal mehr solcher Tiere, damit das Ganze lebensfähig wird. Aber dann muss darauf geachtet werden, dass Tiere erlegt und reguliert werden können, die den Tieren der Viehzüchter oder dem Menschen direkt Probleme machen. Schutz um jeden Preis, auf das Einzeltier bezogen, wird es auf Dauer in unserem Raum nicht geben können. Das wäre unsinnig und lediglich ideologisch überfrachtet.“

Arnold Janosch vom WWF stimmt dem zu. In der Schweiz und der Ostslowakei funktioniere das gut. Mittlerweile sind sich viele einig: Alle Betroffenen gehören eingebunden.

Landwirte sehen Lage zwiespältig

Bisher fühlten sich Bauern, die auch Nutztiere wie Schafe oder Ziegen bei Angriffen verlieren, in der Debatte von Fans der Beutegreifer bevormundet. Felix Montecuccoli vertritt Österreichs Land- und Forstwirte: „Wir brauchen zur Landnutzung auch Management. Wir können nicht sagen, eine bestimme Artengruppe darf nicht angegriffen werden, und alle anderen müssen sich dem unterordnen. Das geht nicht.“

Das Wildökologische Forum im Heffterhof bot heuer schon zum fünften Mal eine Plattform für solche Diskussionen. Interessensgruppen diskutieren und beraten hier über diese Herausforderungen der Zukunft.

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