Albert Precht und Robert Jölli sind tot

Auf der gebirgigen Insel Kreta (Griechenland) sind am Freitag der international bekannte Kletterer Albert Precht aus Bischofshofen (Pongau) und sein langjähriger Seilgefährte Robert Jölli bei einer Klettertour ums Leben gekommen.

Das Unglück in der im Südosten von Kreta gelegenen Schlucht von Pervolakia soll sich kurz nach 13.30 Uhr in der Kapsawand ereignet haben, berichtet die Zeitung „Chania Post“ auf ihrer Website. Die Männer waren nach letzten Informationen mit einer Gruppe auf einer beim Kloster Kapsa beginnenden Tour zum Bergdorf Pervolakia unterwegs, schildert der Sprecher des österreichischen Außenministeriums, Martin Weiss.

Einer stürzte offenbar und riss den anderen mit

In etwa 100 Metern Höhe, so berichten griechische Medien, kam einer der beiden zu Sturz und riss den anderen mit. Fünf Stunden lang habe die Bergung aus der Schlucht gedauert, heißt es. Albert Precht war mit einer privat organisierten Gruppe von Freunden auf Kreta. Unter den Teilnehmern war auch Walter Aschauer aus Bischofshofen, der Samstagmittag gegenüber ORF Radio Salzburg telefonisch das Unglück bestätigte.

Ob Hakenbruch, Steinschlag und/oder ein ausgebrochener Standplatz mit die Ursachen für den Absturz der Seilschaft bis zum Wandfuß sein könnten, ist bisher nicht bekannt.

„Mehr Profi als Albert geht kaum mehr“

„Wir haben Albert Precht und Robert Jölli noch zum Einstieg ihrer Tour begleitet. Es ist lange alles tadellos abgelaufen. Als die beiden dann schon fast am Gipfel waren, sind wir weggegangen, um selber klettern zu gehen. Von zwei Schweizern, die an diesem Tag selbst zwar nicht geklettert, aber durch die Schlucht gewandert sind, haben wir dann per Handy die Hiobsbotschaft vom Unglück erhalten. Albert Precht war - wie man im Jargon sagt - ein alter Fuchs. Mehr Profi als er, das geht kaum mehr. Und wir können uns das Unglück nicht erklären. Man wird aber wohl auch nie erfahren, wer von den beiden ausgerutscht ist und den anderen mitgerissen hat“, sagte Aschauer, der gemeinsam mit Prechts Ehefrau und vier Kletterfreunden aus Bischofshofen am Sonntag heimreisen will.

Die Kapsa-Wand in der Pervolakia-Schlucht

A. Precht

Das Unglück passierte in der Kapsawand in der Pervolakia-Schlucht

Mehr als 800 Erstbegehungen absolviert

Albert Precht (67) galt in Fachkreisen von Europa und Übersee als Kletterlegende und als hervorragender Kenner der Felsen auf Kreta. Erst vor einem Jahr hatte er einen Kletterführer über die Region publiziert. Der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer war gelernter Tischler und bis zu seiner Pensionierung als Zugführer bei den ÖBB tätig. Er ist Autor mehrerer Kletter- und Gebietsführer seiner Heimatregionen Hochkönig und Tennengebirge. Albert Precht führte weit mehr als 800 Erstbegehungen vor allem in seinen Heimatgebirgen durch, aber auch in den Granitbergen Nord-Norwegens und Korsikas sowie im Sandstein Jordaniens (Wadi Rum) und Omans.

Albert Precht

Bergrettung

Albert Precht gilt in Europas Fachkreisen als Kletterlegende

Vertreter einer strengen Kletterethik

Albert Precht gilt als Vertreter einer strengen Kletterethik. Er lehnte den Einsatz von Bohrhaken bei Erstbegehungen ab. In diesem Stil gelangen ihm Routen bis zum oberen achten Grad, bis zum unteren achten Grad sogar free solo. Die Schwierigkeitsangaben von Precht werden von Wiederholern oft als deutlich zu niedrig eingestuft. In Verbindung mit der meist sehr schlechten Absicherung führte dies häufig zum Scheitern von Wiederholungsversuchen. Dafür hat sich in der lokalen Kletterszene sogar der Ausdruck „abprechteln“ eingebürgert. Seit Mitte der 1990er-Jahre sanierte Albert Precht einige seiner Routen mit Bohrhaken.

Albert Precht und Reinhold Messner bei den Alpintagen Altenmarkt

Blumen Ganser

Albert Precht (rechts) mit Reinhold Messner bei den Alpintagen Altenmarkt

Robert Jölli begann im Jahr 1973 die Alpinausbildung bei der Gendarmerie und wurde bereits 1975 zum Gendarmerie-Bergführer ernannt. Er absolvierte in weiterer Folge die Diplomskilehrer- und Zivilbergführerausbildung und war seit 1976 als Ausbilder bei Landes- und Bundesausbildungen von Gendarmerie und Polizei aktiv. International bekannt ist seine außerdienstliche Initiative zur Gründung des Europäischen Polizei-Bergführerverbandes, dem er drei Jahre lang als Präsident vorstand.

Robert Jölli bei seiner Verabschiedung in die Pension

Innenministerium

Robert Jölli (rechts) bei seiner Verabschiedung in den beruflichen Ruhestand - mit Oberst Hans Ebner, Chef der Österreichischen Alpinpolizei (Polizei- und Zivilbergführer) im Innenministerium.

Echo von Weltstar Bernd Arnold

Albert Precht und Robert Jölli liebten Kreta und haben dort in den vergangenen Jahren viele Erstbegehungen gemacht und neue Klettergebiete erschlossen. Am Samstag zeigte sich auch der Hochleistungskletterer, Autor und Weltstar der Kletterszenen, Bernd Arnold, in Hohnstein bei Dresden (Sachsen, BRD) erschüttert über den Tod der beiden Österreicher. Arnold war mit seinem früheren Seilgefährten Precht mehrfach in Salzburgs Bergen und in äußerst schwierigen Routen des Elbsandsteins bei Dresden unterwegs: „Albert war einer der weltweit besten Alpinkletterer unserer Zeit, ein sensibler, feiner und vielschichtiger Mensch, immer auf der Suche nach neuen Wegen und Facetten des Lebens“, sagte Bernd Arnold dem ORF am Samstag.

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