Ausstellung: Das ungebaute Salzburg

Sie sind grandios, visionär oder größenwahnsinnig - vor allem aber nicht umgesetzt: die Bauprojekte, die ab Samstag im Salzburger Museum der Moderne zu sehen sind. Die Ausstellung „Ungebautes Salzburg“ zeigt Entwürfe aus mehreren Jahrhunderten.

Jüngstes Exponat ist der ursprüngliche Siegerprojekt für den Neubau des Paracelsusbades in der Stadt Salzburg: Es wurde im Oktober 2012 vorgestellt und im Juni 2014 dann abgesagt. Aber auch Pläne aus der Nazizeit für eine Neugestaltung des Areals am Rehrl-Platz oder das Modell des Guggenheim-Museums im Mönchsberg sind zu sehen. Statt des von Stararchitekt Hans Hollein entworfenen „Museums im Berg“ wurde ja schlussendlich das Museum der Moderne „auf dem Berg“ errichtet.

Museum im Mönchsberg erregt noch

Weit mehr als ein Jahrzehnt - von 1989 bis 2002 - wurde über das Museum im Mönchsberg diskutiert. Viele bedauerten und bedauern das Scheitern - Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) aber nicht: „Nur ein Loch in den Berg zu bohren und dann nicht zu wissen, was wir damit machen - bei aller Faszination. Allein das Bergtechnische und Klimatechnische dort wäre wahrscheinlich nicht beherrschbar gewesen.“

Der Architekt und Karikaturist Thomas Wizany sieht das freilich anders: „Das Projekt von Hans Hollein im Mönchsberg wäre für Salzburg echt eine Jahrhundertchance gewesen. Wir haben zum Glück auch so eine wunderschöne Stadt und die Leute kommen auch ohne dieses Projekt zu uns. Aber als Architekt muss ich sagen: Da war schon sehr viel Potenzial drinnen, das wahrscheinlich weit über Salzburg hinausgestrahlt hätte.“

Gigantomanisches - vom Barock zu den Nazis

Dass grandiose Pläne nicht umgesetzt wurden, hat in Salzburg aber Tradition. So entwarf Vincenzo Scamozzi 1604 für Fürsterzbischof Wolf Dietrich einen Dom, der die tatsächlich gebaute heutige Domkirche deutlich in den Schatten gestellt hätte. Viele Jahre später gab es auch ein gewaltiges Projekt eines Festspielhauses in Hellbrunn - ebenfalls einzureihen in die Kategorie „Gigantomanie“.

Das ist aber alles nichts im Vergleich zu den Plänen, die die Nazis für die Salzburger Hausberge hatten: Auf dem Mönchsberg sollte das Generalkommando XVIII der Wehrmacht entstehen, auf dem Kapuzinerberg das sogenannte „Gauforum“ - inklusive Festspielhaus.

Architektonische Vergangenheitsbewältigung

Beim Gang durch die Ausstellung kommen aber vor allem Erinnerungen an die jüngere Vergangenheit hoch: Etwa an den nie gebauten Siegerentwurf für das Salzburg Kongresshaus - oder an den Panoramalift auf den Mönchsberg, die spektakuläre Erschließung des Museums der Moderne: „Dieser wunderbare Lift von Delugan-Meissl - ein gläserner Aufzug, der sich auch dreht - würde ein unglaublich fröhlich gestimmte Anzahl von Besuchern ins Museum bringen“, sagt Sabine Breitwieser, Direktorin des Museums der Moderne.

Sendungshinweis

Der kultur.montag berichtet am 30. März um 22.30 Uhr in ORF 2 über „Ungebautes Salzburg“ - mehr dazu in tv.ORF.at

Die Schau ist ein bisschen ein architekturgeschichtliches „Was wäre wenn...“, vielleicht auch der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung, sagt Roman Höllbacher von der Initiative Architektur: „Diese Projekte hatten alle ihre Zeit. Sie sagen sehr viel über diese Zeit aus. Sie sagen sehr viel darüber aus, wie wir mit Zukunft umgehen - aus dieser damaligen Gegenwart heraus. Aber ich glaube nicht, dass man sie reanimieren kann. Aber: Es gibt natürlich auch Themen, die sehr wohl noch unbewältigt sind und über die man neu nachdenken sollte.“

„Es gibt in Salzburg eine gewisse Sattheit“

Es geht nicht um einen nostalgischen Blick auf vertane Chancen - zumal das grandiose Scheitern mit Bauprojekten kein Salzburg-Spezifikum ist. Die Ursache vielleicht aber schon, weiß Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste): „Man könnte auch vermuten, dass der Leidensdruck, etwas Besonderes zu schaffen, nicht ganz so groß ist, wie er andernorts offensichtlich ist - wenn ich nur an Barcelona oder solche Städte denke. Es gibt in Salzburg eine gewisse Sattheit - sagen wird einmal so.“

Wie würde Salzburg aussehen, wenn alles oder manches von dem gebaut worden wäre, was im Museum der Moderne ab Samstag gezeigt wird? Die Ausstellung versteht sich auch als Anregung, über die Zukunft nachzudenken.

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Karl Kern berichtet über das „Ungebaute Salzburg“

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