220 Jobs bei Carbo Tech weg
Laut Geschäftsführer Bernhard Spielvogel werden insgesamt 120 fixe Mitarbeiter und 100 Leiharbeiter gekündigt. Die ersten Kündigungen sollen per 1. Mai erfolgen, bis Jahresmitte soll der Abbau abgeschlossen sein. Am Dienstagnachmittag saßen Betriebsrat und Personalabteilung zusammen, um einen detaillierten Plan zu erstellen. Auch wenn er auf die Schnelle noch keine Details kennen - soziale Härtefälle würden auf alle Fälle abgefedert, sagte der Geschäftsführer: „Es wird definitiv etwas geben.“
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Zwei Großaufträge liefen aus
Die Kündigungen begründete Spielvogel mit dem Auslaufen von zwei größeren Aufträgen: die Fertigung von Kohlefaser-Fahrgastzellen (Monocoques) für den Porsche Spyder 918 und den VW XL 1. Vor gut zwei Jahren sei zusätzliches Personal dafür aufgenommen worden. Beide Projekte seien aber von Anfang an limitiert gewesen und würden Mitte 2015 auslaufen: „Wir haben lange um neue Aufträge gekämpft und auch Einiges bekommen. Daher konnten wir die Zahl der Kündigungen von ursprünglich 300 auf 220 reduzieren“, sagte Spielvogel.
Bei den betroffenen Mitarbeitern handle es sich vor allem um Menschen Mitte 30, von denen fast alle eine abgeschlossene Lehre hätten - wenn auch zum Teil in anderen Berufen: „Wir haben nämlich alle selber ausgebildet“, so der Geschäftsführer.
„Wir haben im Vorfeld schon gewusst, dass es sein kann“, sagte Carbo-Tech-Betriebsrat Philipp Panholzer. „Wir sind in einer projektbezogenen Arbeit - das heißt: Wenn ein Projekt nicht mehr da ist, haben wir auch keine Arbeit. Und das kann man nicht im Vorhinein planen. Wie’s weitergeht, kann ich noch nicht wirklich sagen. Aber wir werden alles daran setzen, dass wir soviele wie möglich halten. Wir werden Gespräche mit einzelnen Leuten führen. Es gibt ja auch Leute, die von vorne herein schon andere Zukunftspläne haben. Auf die gehen wir dann auch ein.“
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Wieder Konzentration auf Entwicklung und Rennsport
Am Standort Salzburg selbst werde aber nicht gerüttelt, betonte Spielvogel. Die Monocoques für McLaren, die Mubea Carbo Tech den Durchbruch auf dem Markt brachten, würden weiterhin produziert. Nach Angaben des Geschäftsführers wurden bisher 5.600 Stück ausgeliefert, 25.000 weitere würden bis 2020 folgen.
Jetzt will sich der Hersteller in Salzburg wieder mehr auf die Forschung und Entwicklung sowie den Rennsport konzentrieren. Mit dem Rennsport wurde Carbo Tech groß, habe dieses Gebiet aber in den letzten Jahren zu Gunsten den Serienfertigung, so Spielvogel.
Hoffen auf Kohlefaser-Felgen als neues Standbein
Der Geschäftsführer hofft auch Kohlefaser-Felgen (CFK-Räder). Sie könnten ein weiteres Standbein für Mubea Carbo Tech werden, die Serienproduktion sei gerade im Aufbau, insgesamt würden acht Millionen Euro investiert. Allerdings sei erst Ende 2016 mit größeren Aufträgen zu rechnen, so Spielvogel. Bis dahin sei es aber ein zu lange Zeit - deshalb erfolgten jetzt die Kündigungen.
Carbo Tech gilt als ein Pionier in der Verarbeitung von kohlefaserverstärkten Bauteilen in der Automobilindustrie und im Automobilrennsport. 2014 übernahm die deutsche Muhr und Bender Unternehmensgruppe (Mubea) das Unternehmen zu 100 Prozent. 2014 machte das Unternehmen rund 75 Millionen Euro Umsatz. Die Jahre 2013 und 2014 brachten aber Verluste - deshalb jetzt die Sparmaßnahmen bei dem Mitarbeitern und auch in der Chefetage. Denn auch zwei der vier Mitglieder der Geschäftsführung mussten gehen.
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Links:
- Deutsche übernehmen Carbo Tech (salzburg.ORF.at; 6.5.2014)
- Mubea Carbo Tech Salzburg