Prozess gegen „La Familia“-Bande gestartet

Im Landesgericht Salzburg hat am Montag der Prozess gegen die „La Familia“-Bande aus dem Pongau begonnen. Ihre Mitglieder sollen über Monate hinweg ihre Opfer terrorisiert und zum Teil schwer verletzt haben. Sie sind großteils geständig.

Prozess gegen "La Familia"-Bande gestartet

APA / Neumayr / MMV

Einige der Beschuldigten am Montagvormittag im Gerichtssaal

Beim Landesgericht waren am Montag die Sicherheitsvorkehrungen enorm: Sondereinsatzkommando Cobra, Polizisten in Zivil und uniformierte Kräfte standen im Einsatz. Das Gericht nehme die „La Familia“-Bande nicht auf die leichte Schulter, hieß es von der Justiz. Zwei strenge Kontrollzonen, Jacken- und Taschendurchsuchungen, Handyverbot: Das Landesgericht glich vor dem Verhandlungssaal einem Hochsicherheitstrakt. Die 32 angeklagten jungen Türken, Serben, Kosovaren, Bulgaren und Österreicher zwischen 16 und 34 Jahren sollen im Pongau eine illegale Parallelwelt aufgebaut haben, so die Staatsanwaltschaft.

Von den 32 kamen fast alle zur Verhandlung. Nur einer, ein Bulgare, war unauffindbar. Die Angeklagten, darunter auch vier Mädchen, füllen drei Reihen im größten Verhandlungssaal des Landesgerichts. Der harte Kern von „La Familia“ zählte laut Staatsanwaltschaft 13 Mann.

„Kein Interesse an Integration“

Ihr Spruch „Wir bleiben Ghetto“ - stolz zur Schau getragen auf Kapuzenpullis - zeige, dass sie kein Interesse an einer Integration in die österreichische Gesellschaft hätten, so die Anklagebehörde. Dem harten Kern der Bande werden rund 30 Körperverletzungen, Nötigungen, Drohungen und Sachbeschädigungen vorgeworfen, stets gerichtet gegen junge Leute aus Einwandererfamilien. Der Großteil der Angeklagten ist selbst erst unter 21 Jahren alt.

50 Gewalttaten laut Anklage

Die vorwiegend jungen Erwachsenen sollen von November 2013 bis Herbst 2014 die rund 50 Gewalttaten hauptsächlich im Pongau verübt haben. Drei der Beschuldigten sollen sich an dem aufsehenerregenden Platzsturm am 23. Juli 2014 in Bischofshofen beim Freundschaftsspiel OSC Lille gegen Maccabi Haifa beteiligt haben. Dem Trio wird Körperverletzung vorgeworfen.

Massive Drohungen gegen Gegner und Kritiker

Der Name der Bande wurde offenbar in Anlehnung an ein mexikanisches Drogenkartell gewählt, obwohl es in der Salzburger Causa keine Anhaltspunkte für Suchtgifthandel gab. Im Fokus der Täter standen vor allem Jugendliche, die ebenfalls unterschiedlicher Abstammung waren. Die Straftaten sollen den Ermittlungen zufolge aber nicht aufgrund ihrer Herkunft motiviert gewesen sein. Wer gegen ein Gruppenmitglied war, bekam es laut Staatsanwaltschaft mit Repressalien zu tun. Ihnen soll per SMS, auf Facebook, am Telefon oder auch mündlich mit Sachbeschädigungen, Körperverletzungen oder gar mit dem Umbringen gedroht worden sein.

Einige Angeklagte sollen ihren „Gegnern“ auch Fußtritte und Faustschläge verpasst haben. Ein Opfer wurde mit einem Schlagring so schwer im Gesicht verletzt, dass es ein Loch im Trommelfell davontrug. Sogar im Straßenverkehr soll vor den Einschüchterungen nicht halt gemacht worden sein: Vor den Autos der Opfer sei abrupt abgebremst worden, sagen Ermittler. Dadurch seien Betroffene zu gefährlichen Bremsmanövern gezwungen worden. Bandenmitglieder hätten Schülern gedroht, man werde nach Unterrichtsschluss auf sie warten, um sie dann zu malträtieren. Die Polizei stellte bei Hausdurchsuchungen im Dezember 2014 einige verbotene Waffen sicher. Zehn Verdächtige wurden damals in U-Haft genommen.

Verteidiger: „Von Mafia kann keine Rede sein“

Ein Großteil der Angeklagten sei laut ihren Anwälten zumindest tatsachengeständig. Allerdings stellten einige Verteidiger eine kriminelle Vereinigung, die zehn Personen vorgeworfen wird, in Abrede. Die Beschuldigten hätten sich von klein auf gekannt, „von Mafia kann keine Rede sein, es hat auch keinen Anführer gegeben“, betonte Rechtsanwalt Kurt Jelinek, der 14 Angeklagte vertritt.

Die Tragweite der Handlungen sei den 18 bis 20 Jahre alten Beschuldigten nicht bewusst gewesen, so Jelinek. Die Vorwürfe bezeichnete er auch als „teilweise überzogen“. Verteidiger Peter Lechenauer stieß ins selbe Horn: „Es war keinem der Angeklagten bewusst, hier eine kriminelle Vereinigung zu bilden.“ Es habe sich nicht um Typen gehandelt, die ohne zu zögern zuschlagen würden, kritisierte er die „überzogene“ Berichterstattung in den Medien.

Enormes Interesse der Öffentlichkeit

Das Medieninteresse am Prozess war groß: Rund 15 Medienvertreter befanden sich Montagfrüh im Saal. Aber auch das Publikumsinteresse war groß, zwei Drittel der Besucherplätze waren belegt.

Die Palette der vorgeworfenen Delikte reicht von gefährlicher Drohung, Nötigung, schwerer Sachbeschädigung, Vergehen nach dem Waffengesetz bis zur absichtlich schweren Körperverletzung und Vergehen der kriminellen Vereinigung. Die Staatsanwaltschaft brachte insgesamt vier Strafanträge ein. Die Strafdrohung reicht bis zu fünf Jahren Haft. Wann die Urteile in dem Megaprozess ergehen, ist noch nicht absehbar. Als vorläufig letzten Verhandlungstag peilte das Gericht den 13. März an.

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