Historische Krankenakten gerettet

Die Christian-Doppler-Klinik und das Landesarchiv haben einen Schatz für die Medizingeschichte gehoben. 23.500 Krankenakten aus der Zeit von 1850 bis 1969, die im Keller des Spitals unbeachtet gelagert waren, wurden ans Landesarchiv übergeben.

Die Akten waren jahrzehntelang unter nicht geeigneten Bedingungen im Keller der psychiatrischen Klinik aufbewahrt worden. Psychisch Kranke als „Irre“ einfach wegzusperren, ist heute nicht mehr vorstellbar. Anders war das noch vor 165 Jahren in der Salzburger Irrenanstalt, der Vorläuferin der modernen Christian-Doppler-Klinik, als die ersten Krankenakten angelegt werden, schildert Oskar Dohle vom Salzburger Landesarchiv.

Alte Krankenakten vor Verfall gerettet

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Vor 165 Jahren sprach man noch von der „Irrenanstalt“

„Heute ermöglichen diese alten Papiere nicht nur Aufschluss über Erbkrankheiten. Sie ermöglichen zum Beispiel auch, dass man das Thema ‚Kriegszitterer‘ einmal wirklich wissenschaftlich statistisch an Hand von Einzelfällen beleuchtet. Natürlich war es eine tragische Zeit im Nationalsozialismus. Hier wird es um Nachschärfungen gehen und hier können wir dann auch wirklich sehen, was hier an Verbrechen an Salzburgern in Salzburg passiert ist. Aber ich glaube, die Sensation wird wohl nicht ein Einzefall sein, sondern die Möglichkeit, neue Fragestellungen mit neuen Quallen zu behandeln“, sagt Dohle.

„Blick in Vergangenheit ernüchternd“

Der Blick in die Vergangenheit sei aus heutiger Sicht ernüchternd, ergänzt der Leiter der Christian-Doppler-Klinik, Reinhold Fartacek. „Man hatte damals nur wenig Möglichkeiten, wirklich zur Heilung einer psychischen Erkrankung beizutragen. Heute sind wir dazu Gott sei Dank in der Lage.“

Akten mit Röntgenstrahlen vom Pilzbefall befreit

Die alten Patienten-Geschichten dürfen im Landesarchiv auch künftig nur anonym erforscht werden. Zuvor wurden die Akten aus dem Klinikkeller mit Röntgenstrahlen vom Pilzbefall befreit. „Die ganze Aktion hat nur rund 25.000 Euro gekostet. Trotzdem ist das Projekt wissenschaftlich hoch interessant und wir können dabei sehr viel lernen“, ergänzt Finanz- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP).

Alte Krankenakten vor Verfall gerettet

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Mithilfe von Röntgenstrahlen wurden die alten Akten vom Pilzbefall befreit

Die systematische Erforschung der knapp 24.000 Krankenakten soll so in den kommenden Jahren für Ärzte, Angehörige und Historiker mehr Licht in die Geschichte der Psychiatrie bringen.

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