„Glaubenskrieg“ um Fortpflanzungsmedizin

Um die im neuen Fortpflanzungsmedizingesetz geplanten Bestimmungen wie zum Beispiel Eizellenspenden oder die Untersuchung von Embryos vor dem Einsetzen tobt auch in Salzburg eine Art „Glaubenskrieg“.

Für die Befürworter ist die Lockerung des Fortpflanzungsmedizingesetzes längst überfällig, für Kritiker hingegen ein Schritt hin zu „Designerbabys“ und Geschäftemacherei rund ums Kinderkriegen. In Salzburg hat sich die Zahl der künstlichen Befruchtungen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt - nicht zuletzt deshalb, weil viele heute erst über 30 mit der Familienplanung beginnen.

Streit um Eizellenspende

Bei der Debatte um die künstliche Befruchtung prallen jedoch die Grundsätze aufeinander: „Je mehr der Mensch sich anschickt, Anfang und Ende des Lebens ganz unter seine Herrschaft zu bringen - seine medizintechnischen Möglichkeiten hier zu 100 Prozent auszuspielen -, desto schwieriger wird das Leben zwischen diesem Anfang und Ende werden“, sagt Salzburgs Erzbischof Franz Lackner. Die Katholische Kirche ist empört darüber, dass künftig auch eine Eizellenspende möglich sein soll - also dass eine Frau eine Eizelle einer anderen Frau zur Verfügung stellt. Das Kind hat damit in der Theorie zwei Mütter - eine leibliche und eine genetische.

Pipette bei Künstlicher Befruchtung wird befüllt

ORF

Für künstliche Befruchtungen sollen künftig neue, gelockerte Bestimmungen gelten

Das Kind soll ein Recht darauf haben, von beiden Müttern zu erfahren, betont Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt: „Es gibt ein ganz wichtiges Kinderrecht auf Information über Herkunft und Abstammung - ein Kinderrecht auf Identität seiner Herkunft. Das ist zwar schon verankert im Gesetzesentwurf - aber das könnte man schon noch nachschärfen und verbessern, damit wirklich gewährleistet ist, dass das Kind einen Rechtsanspruch darauf hat.“

Ursula Maria Fürst vom Ärzteforum für das Leben kritisiert die Eizellenspende hingegen aus anderen Gründen: „dabei wird gar nicht darauf abgehoben, dass Frauen, die aus sozial schwachen Richtungen kommen, unter Umständen unter Druck gesetzt werden können. Wir fürchten eine Kommerzialisierung und letztendlich auch eine Freigabe der Leihmutterschaft.“

Embryos vor dem Einsetzen untersuchen?

Am heftigsten kritisiert wird die sogenannte Präimplantationsdiagnostik. Damit soll es in bestimmten Fällen erlaubt sein, den Embryo vor dem Einsetzen zu untersuchen - etwa, um zu verhindern, dass das Kind schwere, nicht behandelbare Krankheiten erbt: „Auch wenn das in anderen Ländern schon möglich ist, kritisieren wir das trotzdem, weil wir denken, dass die Würde des Menschen oder die Würde des Lebens hier nicht gewährleistet ist“, sagt Ursula Maria Fürst vom Ärzteforum für das Leben. „Die Präimplantationsdiagnostik produziert letzten Endes überzählige Embryonen, die selektiert werden. Und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass mit diesen Embryonen Forschung betrieben wird.“

Michael Zajc, Betreiber einer Babywunschklinik in Wals-Himmelreich (Flachgau) versteht diese Kritik an der Diagnose vor dem Einsetzen nicht: „Es ist medizinisch möglich, es ist technisch möglich und es bringt Betroffenen wesentlich Reduktion ihres Leides. Es sollt eine Entscheidung der Frau, des Paares sein, ob sie diese Untersuchung nützen wollen oder nicht.“

„Frauen werden über ihren Körper bevormundet“

Anderen wiederum geht der Gesetzesentwurf noch gar nicht weit genug. „Es ist eigenartig, dass da noch soviel Ideologie und so wenig Faktenwissen in der Diskussion drinnen ist“, sagt der Gynäkologe Christian Fiala. „Es ist eigenartig, dass da so wenig Selbstbestimmung drinnen ist, wenn es um die eigene Fruchtbarkeit geht. Frauen werden über ihren Körper immer noch bevormundet.“ Alleinstehende Frauen etwa haben auch im neuen Gesetz kein Recht auf künstliche Befruchtung.

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Katharina Garzuly berichtet über die Diskussion zur Fortpflanzungsmedizin

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