Im „besten Alter“, aber nicht begehrt

18.000 Menschen suchen derzeit in Salzburg eine Arbeit, jeder Dritte davon ist mindestens 45 Jahre alt. In keiner Altersgruppe steigt die Arbeitslosigkeit so stark an, wie bei jenen, die eigentlich im „besten Alter“ sind.

Eigentlich heißt es immer, dass gerade ältere Arbeitnehmer besonders wertvoll sind, die Realität sieht aber anders aus: Derzeit gibt es um 20 Prozent mehr arbeitslose ältere Arbeitnehmer im Vergleich als im Vorjahr. Parallel zu den Arbeitslosen über 45 steigt auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die seit mehr als einem halben Jahr auf Jobsuche sind. Aktuell sind das 600 - doppelt so viele wie vor einem Jahr. „Wenn man über 50 arbeitslos wird, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, langzeitarbeitslos zu sein“, sagt Siegfried Steinlechner vom Arbeitsmarktservice (AMS) Salzburg.

„Ältere haben keinen Platz mehr in der Wirtschaft“

Ein Beispiel ist Erich Hofer: Er war mehr als 38 Jahre in zwei Automobilkonzernen und in einem Betonwerk tätig und würde die Herausforderung eines neuen Jobs gerne annehmen: „Ich würde gerne mit voller Kraft, vollem Engagement und mit Leistung, Zuversicht und Motivation nach einer neuen Herausforderung suchen. Und ja, da bin ich.“ In unserer täglichen Arbeitswelt wird „Alt“ oft mit teuer und weniger leistungsstark, „Jung“ hingegen mit günstig und belastbar gleichgesetzt. Das stimme nicht, sagt Hofer, es wäre wichtig voneinander zu lernen: „Ich will von Jungen lernen, die Jüngeren sollen von Erfahreneren lernen können. Für unsere gesellschaftliche Verantwortung wäre das sinnvoll.“

Bei der Gewerkschaft melden sich viele arbeitslose Menschen über 50 mit derselben Botschaft: Sie wollen arbeiten, können aber nicht, weil sie in der Wirtschaft keinen Platz mehr haben, schildert Gerald Forcher von der Gewerkschaft ihre Probleme. In einem Punkt sind sich aber Gewerkschaft und Wirtschaftskammer einig: „Es braucht steuerliche Erleichterungen für Betriebe, die ihre Mitarbeiter bis zur Pension behalten“, erklärt Forcher. Auch Nick Kraguljac von der Wirtschaftskammer Zell am See (Pinzgau) sieht das ähnlich: „Zum Beispiel eine geringere Abgabe in den Lohnnebenkosten. Das ist in den Griff zu bekommen, wenn die Politik will. Aber das bezweifle ich manchmal.“

Neue Inspirationen für „Best Ager“

Zwar gibt es Betriebe, die auf ältere und erfahrene Arbeitnehmer setzen. Viele Betroffene erleben das aber meistens ganz anders. Kurt Pongruber wird demnächst 57 Jahre. Er ist Jurist, war als Geschäftsführer und als Wirtschaftsberater tätig. Nach einem Schlaganfall vor vier Jahren musste er beruflich pausieren und wollte von der Selbstständigkeit wieder in die Unselbstständigkeit.

300 Bewerbungen schrieb Pongruber ohne Erfolg. Vor einem halben Jahr raffte er sich wieder auf und gründete mit Leidensgenossen den Verein „Arbeit für Best Ager“. Sie betreiben eine Art Lobbying und wollen gemeinsame Projekte mit Betrieben und den „Best Agern“ machen, dabei aber keine Konkurrenz zum AMS sein: „Wir wollen mit unserem privaten Engagement, mit unseren Initiativen und manchmal auch schrägen Gedanken neue Ideen einbringen und damit vielleicht das ein oder andere Projekt starten.“ Tatsächlich haben sich bereits erste Unternehmer für das Projekt interessiert. Außerdem wurden schon drei Jobs vermittelt.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Reinhard Grabher berichtet über die schwierige Situation älterer Arbeitssuchender

Link: