Flachau: Mega-Liftprojekt als „Ehe-Vorvertrag“

Eine mehr als sieben Kilometer lange Schwebebahn über die Tauernautobahn (A10) soll in drei Jahren die Skigebiete Flachau und Zauchensee verbinden. Das 70-Millionen-Euro-Projekt könnte quasi auch eine Verlobung beider Liftgesellschaften sein.

7,2 Kilometer lang, acht Meter pro Sekunde schnell und in der Lage, 3.000 Gäste pro Stunde vom Flachauer Skigebiet neben der Lisaalm auf den Rosskopf in Zauchensee zu befördern: das sind die imposanten Eckdaten des Vorhabens, das in drei Jahren umgesetzt sein soll. Die Zauchensee-Liftgesellschaft und die Flachauer Bergbahnen gründeten für dieses Projekt bereits eine gemeinsame Gesellschaft.

Skizze neue Seilbahn zwischen Flachau und Zauchensee

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Zwischen der Lisaalm in Flachau und dem Rosskopf in Zauchensee soll die längste Drei-Seil-Umlaufbahn der Welt entstehen

„Sehen wirtschaftliche Vorteile einer Verschmelzung“

Diese Projektierungsgesellschaft könnte auch so etwas wie ein Ehe-Vorvertrag zwischen den beiden Traditionsskigebieten sein, sagt Reinhard Patrias, Beiratsvorstand der Zauchensee-Liftgesellschaft: „Man kann eine weitere Verschmelzung der Gesellschaften nicht ausschließen. Auch wir sehen die wirtschaftlichen Vorteile einer solchen Verschmelzung, aber das ist ein Prozess der im Gange ist.“

Die Gesellschafter in Zauchensee stünden einer weiteren Verschmelzung positiv gegenüber. Ähnlich äußerte sich auch Helmuth Neuner, Vorsitzender der Flachauer Bergbahnen.

Jetzt muss allerdings erst einmal das riesige Seilbahnprojekt gemeinsam umgesetzt werden. Denn bisher habe es erst eine Begehung mit den zuständigen Behörden gegeben, mit positiven Signalen, wie am Dienstag betont wurde. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung benötigt das Projekt übrigens nicht, weil die dafür benötigten Flächen mit nur fünf Stützen und einer Umlenkstation zu klein sind.

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Neue Gondel statt neuen Pisten

Für die Flachauer Bergbahnen wäre die neue Gondel ein wichtiger Schritt, um ihr Skigebiet zu erweitern. Auf dem Hausberg von Flachau, dem Grießenkareck, gilt die Situation nämlich als schwierig. Die Bergbahnen würden dort gerne neue Pisten schaffen. Bisher gab es allerdings keine Einigung mit den Grundbesitzern über die Nutzung von neuen Flächen.

Jetzt soll die neue Gondel die Lösung bringen: durch die geplante, sieben Kilometer lange Verbindung mit Zauchensee entsteht zwar keine einzige neue Piste. Dafür brächte das Projekt neue Möglichkeiten für die Ski-Gäste von Flachau, sagt der Geschäftsführer der Flachauer Bergbahnen, Ernst Brandstätter. Wer nach Zauchensee will, der wolle nicht extra mit dem Skibus dorthin fahren, eine Gondelanbindung sei daher notwendig.

Animation 3-Seil-Umlaufbahn über Tauernautobahn

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Die Schwebebahn soll bei Flachauwinkel (Pongau) über die Tauernautobahn führen

Genehmigung noch offen

Ob und unter welchen Bedingungen die geplante Bahn auch tatsächlich genehmigt wird, ist allerdings noch offen. Die Trasse soll etwa 300 Meter über dem Boden quer über die Tauernautobahn (A10) führen. Das wirft zahlreiche Probleme auf: In dieser Höhe könnte etwa der Flugverkehr der Rettungshubschrauber durch die Drahtseile der Bahn beeinträchtigt werden. Außerdem muss sichergestellt werden, dass aus den Gondeln keine Gegenstände - etwa Skiausrüstung - auf die Tauernautobahn fallen können.

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