Ältere nehmen Medikamente oft falsch ein

Notärzte haben immer mehr Einsätze, weil Menschen ihre Medikamente falsch einnehmen. Fast die Hälfte der Notfallpatienten über 75 Jahre hat ein Problem mit Überdosen, Doppelverordnungen oder Wechselwirkungen.

Ein Antidepressivum, ein Schmerzmittel, ein Schlafmittel, ein Blutdruck senkendes Medikament oder auch eine Arznei gegen einen akuten Infekt: Österreicherinnen und Österreicher über 75 nehmen - statistisch gesehen - im Schnitt 7,5 Medikamente gleichzeitig ein.

„Polypharmazie“ kann gravierende Folgen haben

Dieser Cocktail - im Fachjargon unter dem Begriff „Polypharmazie“ bekannt - kann auf Grund von Einnahmefehlern, Überdosierungen, Wechselwirkungen oder Veränderungen des Stoffwechsels im Körper beim Patienten zum Beispiel zu einer derart starken Bewusstseinstrübung führen, dass der Notarzt sie nur schwer von einem Schlaganfall unterscheiden kann.

Die Zahl derartiger Fälle steige, sagt der Salzburger Internist und Notfallmediziner Thomas Michalsky. „Bei älteren Patienten ab 75 sind es fast die Hälfte, die aus diesen Gründen in Notaufnahmen stationär aufgenommen werden müssen. Da geht es zum Beispiel um Doppelverordnungen oder Überdosierungen.“

„Medikation immer wieder überprüfen“

Nur Medikamente zu reduzieren, sei oft zu wenig, hat der Salzburger Internist und Polypharmazie-Forscher Jochen Schuler in Studien festgestellt. „Wir müssen da hin kommen, dass gerade bei jenen Patienten, die viele Medikamente einnehmen müssen, die Medikation inhaltlich immer wieder überprüft wird“, fordert Schuler.

Patienten, die viele Medikamente nehmen bzw. deren Angehörige sollten für Notfälle zur Sicherheit eine Medikamentenliste führen und griffbereit halten, raten die Experten.

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