Salzburger expandieren in Berchtesgaden

Einige Salzburger Unternehmer, sind knapp über der Grenze in Bayern wirtschaftlich erfolgreich. Vor allem der Kur- und Salinenort Berchtesgaden drücken sie ihren Stempel auf. Das Potenzial sei nach wie vor „ungeahnt“.

Die Grenze zwischen Salzburg und Bayern ist schon lange durchlässig: 1.350 Salzburger pendeln täglich nach Bayern zur Arbeit. Pro Jahr verliert Salzburg rund 270 Einheimische an Bayern - sie ziehen weg. Dafür gehen viele Bayern auf Einkaufstour nach Salzburg - und auch die Salzburger zieht es in die großen, günstigeren Lebensmittelmärkte jenseits der Grenze.

Weniger offensichtlich ist die Expansion von Salzburger Unternehmen jenseits der Grenze: „In der Regel sieht es so aus, dass es zwei Standorte gibt - meistens aus Vertriebsgründen“, weiß Thomas Birner von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berchtesgadener Land. „In der Regel gibt es einen produzierenden Standort und einen Logistik-Standort, um den entsprechenden Markt - den deutschen oder den österreichischen - vertriebstechnisch zu erschließen.“

Niedrigere Grundpreise bieten Möglichkeiten

Bürokratische Hürden sind nicht zuletzt dank der EU geringer geworden - das bestätigen auch die Beispiele in Berchtesgaden. So steckt hinter dem Biomasseheizwerk des Orts der Salzburger Unternehmer Martin Harlander: „Die Gegend hat großes Potenzial - speziell durch die Entwicklung, die Salzburg mit den Umlandgemeinden hat, die durch auf sehr hohem (Preis-)Niveau fungieren. Berchtesgaden hat doch noch Reserven, gibt andere Grundstückspreise vor. Und dadurch ist ein Potenzial gegeben.“

Das Zentrum von Berchtesgaden

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In Berchtesgaden sind einige Salzburger Unternehmen sehr erfolgreich tätig

Auch das Bräustübl Berchtesgaden wird seit Jahren von dem Gastwirt Walter Bankhammer aus Niederalm (Flachgau) betrieben: „Wenn man woanders hinkommt, muss man sich natürlich den Gegebenheiten anpassen. Aber man soll auch seine Identität nicht verlieren. Sie haben gewusst: Ich bin ein Salzburger, so machen wir unsere Speisen. Es darf ein bisschen ein Unterschied sein - das schätzt jeder.“

Die größte Erfolgsgeschichte in Berchtesgaden schreibt aber wohl die Familie Hettegger: Sie kaufte das Hotel Edelweiß im Stadtzentrum und sanierte es - mit großem Erfolg. Vor wenigen Jahren kam dann der Gasthaus Neuhaus am Hauptplatz dazu. Auch er wurde saniert und zur beliebten Einkehr gemacht.

Jennerbahn soll revitalisiert werden

Der jüngste Streich des Hoteliers Peter Hettegger ist die Beteiligung an der museumsreifen Jennerbahn am Königssee. Das führt im Berchtesgadener Raum zu großen Hoffnungen: „Unser Ziel ist, dass wir eine neue Bergbahn vom Tal bis zum Berg bauen“, sagt Hannes Rasp (CSU), Bürgermeister von Schönau am Königssee. „Die Bahn ist mit 60 Jahren in die Jahre gekommen. Und dieses Ziel gehen wir jetzt an. Das Engagement vom Herrn Hettegger ist natürlich auch wichtig. Aber wir stehen da noch sehr am Start.“ Wann die Bahn modernisiert wird, ist noch völlig offen.

Doch Hotelier Hettegger gibt sich vorsichtig: „Die Jennerbahn ist ein eigenes Kapitel - wir sind natürlich drauf und dran, dass wir etwas verwirklichen können. Das ist wichtig für unser Haus, das ist wichtig für unsere Region. Im Moment sind wir in der Nachdenkphase - aber es muss relativ rasch gehen.“

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Reinhard Grabher berichtet aus Berchtesgaden

„Ungeahntes Potenzial liegt brach“

Zu dem Engagement in Berchtesgaden kam der Hotelier aus Großarl (Pongau) eher ein bisschen zufällig: „Eigentlich wollte ich gar nicht. Aber ein Stammgast von uns - der Ledenhosenmacher Franz Stangassinger - hat mir immer wieder gesagt ‚Mach etwas bei uns‘. Dann bin ich 2005 das erste Mal nach Berchtesgaden gekommen. Ich war von der Gegend fasziniert, ich war von den Orten fasziniert. Mir hat es gefallen, es hat mich zu interessieren begonnen. Und ich habe gesehen, dass da ein ungeahntes Potenzial brachliegt. Es ist uns noch gar nicht bewusst, was da alles möglich ist. Wir haben die Chance genutzt und haben etwas verwirklicht.“

Hotelier Hettegger sieht im Berchtesgadener Land jedenfalls große Chancen: „Die haben den Tourismus viele Jahre vernachlässigt, wo die österreichischen Orte wahnsinnig viel investiert haben. Da ist Potenzial dahinter.“