Betrug mit Behindertenreitverein: Haft

Mit einem erfundenen Reitverein und Therapiereiten für behinderte Kinder hat ein 33-Jähriger Spender und Gläubiger um rund eine Mio. Euro betrogen. Der Vorarlberger wurde dafür am Mittwoch in Salzburg zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

Die Anklage warf dem wegen ähnlicher Delikte bereits elfmal Vorbestraften schweren gewerbsmäßigen Betrug in 24 Fällen vor. Der Mann habe viele Lügengeschichten aufgetischt, um seine Schulden begleichen zu können, erläuterte die Staatsanwältin bei dem Prozess am Landesgericht. Vor rund zehn Jahren habe er sein Reitsportgeschäft in Vorarlberg schließen müssen - laut Anklage entstanden dabei Schulden von 160.000 Euro. Mit der Rückzahlung klappte es nicht.

Der Beschuldigte gaukelte dann vor, den nicht existenten Verein „Das Rosswerk“ zu führen. Er gab vor, Reisen für behinderte Kinder und deren Eltern nach Wien zu organisieren. Das so lukrierte Geld verwendete er aber laut Anklage für die Begleichung von Schulden. Gegenüber seinen Opfern argumentierte er, der Sponsor sei plötzlich abgesprungen. Zusätzliche lukrierte er auch auf anderen Wegen Spenden oder borgte Geld aus: für den Reitverein, ein Therapiepferd samt Reitlehrerin, für elf Therapiesättel, bestickte Kinder-T-Shirts, Lederwaren, seinen Geländewagen und Pferdeanhänger.

Angehöriger eine Autodynastie unter den Opfern

Opfer des Betruges waren auch prominente Angehörige einer Autodynastie und eines Waffenfabrikanten: Zur Überbrückung seiner Schulden und unter dem Vorwand, er erwarte bald eine Erbschaft, lieh sich der Angeklagte von einem für seine Sozialprojekte bekannten Salzburger 200.000 Euro aus. Ein ebenfalls prominenter Verwandter des Geldgebers spendete dem Beschuldigten 12.000 Euro für den Reitverein.

Anderen Geschädigten täuschte der Vorarlberg vor, er sei wohlhabend, habe hohe Summen in Stiftungen geparkt und benötige ein Darlehen, bis das Geld nach der Stiftungsauflösung flüssig sei. Der Beschuldigte war auch als Anzeigenverkäufer tätig. Er schaltete der Staatsanwältin zufolge bei einem Verlag für den fiktiven Reitverein Anzeigen, blieb den Betrag von 22.000 Euro aber schuldig. Auch einer österreichischen Tageszeitung zahlte er die Inseratenkosten nicht.

Der Vorarlberger arbeitete auch selbst als Anzeigenverkäufer. „Er täuschte Aufträge von Kunden vor, was aber nicht der Wahrheit entsprochen hat“, sagte die Staatsanwältin. Ein Autopfandhaus, bei dem der Mann seinen SUV und einen Pferdetransporter belehnte, blieb ebenfalls auf Kosten sitzen. Einem Autohändler legte er für einen Neuwagen eine falsche Überweisungsbestätigung vor, der Schaden belief sich auf 34.250 Euro.

Prominente Salzburger erstatteten Anzeige

Im Mai 2013 schöpften die zwei prominenten Salzburger Verdacht und erstatteten Anzeige. Die Staatsanwaltschaft ließ mehrere Hausdurchsuchungen durchführen. Der Verdächtige wurde festgenommen und in U-Haft genommen. „Der Mann zeigte sich sehr kooperativ“, lobte die Staatsanwältin.

Motiv: „Ich möchte etwas schaffen“

Bei dem Prozess am Mittwoch sagte der Mann zu seinem Motiv: „Es ist ein großer Minderwertigkeitskomplex, der aus der Kindheit kommt: Ich möchte etwas schaffen und nicht in der Versenkung verschwinden.“ Es sei ihm auch viel am Therapiereiten für Kinder gelegen - er absolvierte tatsächlich eine Ausbildung zum Lehrwart für Behindertenreiten.

„Ich wollte einen Verein gründen, es hat aber nicht funktioniert. Die Statuten des sogenannten Vereins sind gut, die Ansätze waren gut, der finanzielle Background war aber nicht da.“ Er habe auch viele unterstützt, und es sei auch therapeutischer Unterricht gegeben worden. „Das Tragische war, dass der Schaden im Hintergrund steht“, sagte der Angeklagte. Sein Schuldenstand beläuft sich derzeit auf 860.000 Euro. Das Urteil ist rechtskräftig. Der Vorarlberger erkannte sämtliche Privatbeteiligtenansprüche an.