Militärmusik: Proteste gegen Schließung

In Salzburg formiert sich immer stärkerer Protest gegen die vom Verteidigungsministerium geplante Auflösung der Salzburger Militärmusik. In den Musikkapellen der Gemeinden sind ehemalige Soldaten oft führende Ehrenamtler und die erfahrensten Musiker.

Es ist in Salzburg in der Tat praktisch unmöglich, jemanden zu finden, der offen für die Abschaffung der Militärmusik eintritt. Dafür mangelt es nicht an Kritik an den geplanten Maßnahmen und auch nicht an guten Ratschlägen, wie und wo Minister Klug die rund 1,5 Mio. Euro besser einsparen könnte, die die Schließung von fünf der neun Militärmusiken angeblich bringt.

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Salzburger Militärmusik

Heftige Kritik an Schließungsplänen

In der Salzburger Schwarzenbergkaserne ist seit dem Verkauf der Rainerkaserne die Salzburger Militärmusik zu Hause. Gegründet wurde die Kapelle 1956. Heute ist sie in einem hochmodernen Proberaum-Komplex untergebracht. Der wurde erst 2011 eröffnet. Und daran entzündet sich auch die Kritik von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP): „Noch vor wenigen Jahren wurde dieses Gebäude um mehr als drei Millionen Euro in der Schwarzenbergkaserne hergestellt. Und jetzt soll die Musik aufgelöst werden. Also, da wird auch wirklich Geld vernichtet.“

Mödlhammer: „Klug soll bei eigener PR sparen“

Eineinhalb Millionen Euro will der Verteidigungsminister bei den Militärmusiken österreichweit einsparen. An anderer Stelle wären Einsparungen sinnvoller, schlägt der mächtige Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) vor: „Wenn der Herr Bundesminister im Jahr mehr als drei Millionen Euro für Öffentlichkeitsarbeit ausgibt, dann sollte er seine Ausgaben ein wenig einschränken und dafür die wichtigsten Botschafter und Öffentlichkeitsarbeiter in der Militärmusik für Österreich erhalten. Weniger Inserate und weniger Selbstbeweihräucherung.“

Die Reaktion von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) fiel dazu militärisch knapp aus: „Ich fürchte, dass wir von einer Stellungnahme dazu Abstand nehmen müssen“, teilte sein Pressesprecher dem ORF mit.

Werbeträger für Salzburg

Dass die Militärmusik gerade auch in Salzburg das Image des gesamten Bundesheers aufpoliert, dessen sei man sich bewusst, sagt Heinz Hufler, Militärkommandant Salzburg: „Das ist ein großer Werbefaktor. Und auch mit unseren Benefiz-Konzerten erreichen wir die Bevölkerung.“ Und Landeshauptmann Haslauer betont, es gebe keinen besseren Werbeträger für das Land als die Militärmusik: „Sie ist in der Bevölkerung enorm verankert. Ich halte das für eine sehr sehr kurzsichtige Maßnahme.“

Nicht nur spielen, auch schaufeln

Und wer glaubt, dass die Salzburger Militärmusik nur übt und auftritt - immerhin 160 Mal im Jahr - der irrt, sagt Kapellmeister Ernst Herzog: „Die Musik ist auch als Wachzug vorgesehen, und wir waren letztes Jahr auch beim großen Hochwasser im Katastrophenschutz im Einsatz.“

Auch in der zivilen Salzburger Blasmusikszene ist man entsetzt über die Pläne des Verteidigungsministers und spricht wörtlich von einer Tragödie, wie Landeskapellmeister Christian Hörbiger: „Bei unseren Vereinen in den Gemeinden übernehmen Militärmusiker immer wieder große Führungsaufgaben. Das sind Kapellmeister, Obmänner und Stützen in den Kapellen.“

Wissenstransfer in zivile Bereiche

Alle Landeskapellmeister in der Geschichte Salzburgs wurden übrigens bei der Militärmusik ausgebildet. Mehr als 50 Lehrer im Musikum waren bei der Militärmusik Salzburg. Und fast 50 Musiker in namhaften Orchestern waren Militärmusiker in Salzburg - darunter auch Wiener Philharmoniker.

Radio-Tipp

Wird das Bundesheer kaputtgespart, oder ist es doch ein Gesundschrumpfen? Darüber diskutieren Experten am Dienstag in unserer Sendung „Mittagszeit“ - ab 13 Uhr in ORF Radio Salzburg. Auch Sie können telefonisch mitdiskutieren.

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