Autos für Junge nicht mehr so wichtig

Nach jahrelangen Rekordzahlen ist der heimische Automarkt heuer doch recht deutlich eingebrochen - vor allem im Sommer. Dazu kommt, dass das Auto gerade für die Jugend nicht mehr den Stellenwert früherer Jahre hat.

Rund 10.000 Autos weniger wurden heuer bisher, im Vergleich zum Vorjahr, verkauft. Kein besorgniserregender Trend, sondern eine Entwicklung aus drei Gründen, sagt Branchensprecher Felix Clary und Aldringen: „Erstens ist die politische Entwicklung und zweitens die konjunkturelle Situation zu bedenken. Die Konjunkturerwartungen werden eher nach unten revidiert. Drittens muss man bedenken, dass wir rund um das Auto eine Veränderung der Besteuerung hatten.“

Die Veränderungen bei der NoVA im März und die Erhöhung der motorbezogenen Kraftfahrzeugssteuer um 15 Prozent seien Gründe für den Rückgang der Verkaufszahlen, so Clary und Aldringen.

Autos

ORF

Das neueste vom Neuen kostet - Junge können sich das nur selten leisten

Beim größten Autohändler Europas, der Porsche-Holding, sieht man das genauso, und ist überzeugt, dass auch 2014 letztlich ein relativ gutes Jahr wird. „Die vergangenen fünf Jahre waren extrem gute Auto-Jahre mit Rekordwerten. Ich bin davon überzeugt, dass auch das heurige Jahr ein gutes, solides Jahr werden wird. Wir rechnen mit mehr als 300.000 Neuzulassungen.“

Autos haben für Junge einen „Brauch-Wert“

Das Auto also auch weiterhin als Ikone der Menschheit? Dem Zukunftsforscher Reinhold Popp kommen da Zweifel: „Es kommen mir insbesondere Zweifel, wenn ich mir die Erhebungsdaten für die jungen Menschen ansehe. Da hat das Auto für die jungen Menschen sehr wohl eine große Bedeutung, aber eben nicht mehr als Statussymbol als Erlebnismobil. Das Auto hat einen reinen Brauch-Wert, einen funktionalen Wert.“

Was kann ich mir leisten und wieviel Zeit hab’ ich?

Mobilitätsexperte Karsten Janik kann diese Wertverschiebung bei den Jungen bestätigen: „Bei den Jüngeren verliert das Auto zunehmend seine Attraktivität. Sie nehmen ihr Smartphone in die Hand und planen ihre Reise. Bei denen kommt es einfach darauf an was sie sich leisten können und wieviel Zeit sie haben.“

Autos

ORF

Im Stau stehen und dafür Geld zahlen? Junge planen ihre Strecken oft mit dem Smartphone und benutzen die öffentlichen Verkehrsmittel

Michaela Frey, vom Autohaus Frey, spürt diese Wert-Verschiebung der Jungen ebenso: „Die Jugendlichen, die gleich nach der Matura den Führerschein machen und dann gleich ein eigenes Auto besitzen wollen, werden weniger. In der Innenstadt ist das natürlich durch die öffentlichen Verkehrsmittel so, wenn man jetzt zum Beispiel an Wien denkt. In Salzburg und Umgebung wird das Auto schon noch gerne als Transportmittel genommen, weil die Verbindungen nicht so gut sind.“

Politik für den Trend gegen das Auto

In der Politik ist man über diese Trends in der Mobilität nicht unglücklich. Gerade eine grüne Verkehrspolitik in der Stadt Salzburg hat ja mit dem Auto im urbanen Raum wenig am Hut. Die Jugend werde halt g’scheiter, hört man. Für Verkehrsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) spielen auch die Lebenserhaltungskosten eine tragende Rolle: „Heutige Arbeitnehmer, vor allem junge, verfügen nicht mehr über soviel Geld wie das vielleicht noch zu unserer Zeit der Fall war.“

Junge geben lieber Geld für EDV als für Auto aus

Und auch beim Land glaubt man, das der Trend der Jugend weg vom Auto hin zu vielfältigerer Mobilität gerade in den Städten weitergeht. „Ich denke, dass sich der Trend im städtischen Bereich fortsetzen wird. Im ländlichen Bereich sieht es anders aus, da braucht man das Auto noch. Überall dort, wo es passende Angebote des öffentlichen Verkehrs gibt, hat das Auto ausgedient. Den Jugendlichen sind andere Sachen wichtiger, gute Vernetzung beispielsweise“, zeigt sich Verkehrslandesrat Hans Mayr (Team Stronach) überzeugt.

Dass zeigt auch eine Umfrage, die Mobilitätsexperte Karsten Janik an der Technischen Universität München durchgeführt hat: " 100 Prozent der Befragten entschieden sich dafür ihr Geld lieber in EDV, für Vernetzung, zu investieren."

Fahrradfahrer und Autos

ORF

Nicht nur ökonomischer, sondern für manche auch praktischer - das Fahrrad

Zukunft: „Ersatzlösungen werden immer attraktiver“

Janik geht davon aus, dass sich die Situation für die Automobilindustrie in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird: „Wir werden zunehmend eine Verstädterung erleben. Der Platz wird knapp und das Auto teuer werden. Da werden dann Ersatzlösiungen immer attraktiver.“

Die Automobilindustrie und der Autohandel setzen - wie zuletzt beim Autosalon in Paris gezeigt - allerdings weiter darauf, ihr Angebot stetig zu erweitern und für jeden individuellen Geschmack das passende Auto zu produzieren. Dass sich aber vor allem Jugendliche zunehmend ein Leben auch ohne oder zumindest ohne eigenes Auto vorstellen können, das ist für die Autobranche aber offensichtlich - noch - unvorstellbar.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar