Rückbau: Fluss bald ohne Kraftwerke

In vielen Flüssen werden mehr und mehr Kraftwerke gebaut, im kleinen Flüsschen Oichten im Flachgau ist aber genau das Gegenteil der Fall: Vier Kraftwerke werden bis Mitte 2015 abgebaut, die Oichten wird dann renaturiert.

Flüsse müssen von der Quelle bis zur Mündung für Fische passierbar sein - das schreibt jetzt die Europäische Union vor. Für Kraftwerksbetreiber bedeutet das unter anderem, dass teure Fischtreppen errichtet werden müssen. Derzeit queren vier Kraftwerksstaumauern und ein weiteres Wehr die ökologisch besonders wertvolle Oichten im nördlichen Flachgau. Die drei noch aktiven Kraftwerke liefern allerdings nur wenig Strom, etwa für die Sägewerke Hennermann und Ganisl. Gesamtwirtschaftlich sind sie unbedeutend.

Altes Kraftwerk an der Oichten

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Die bestehenden Kraftwerke an der Oichten sind allesamt in die Jahre gekommen

Adaptierung bestehender Kraftwerek zu teuer

Außerdem sind die Kraftwerksanlagen in die Jahre gekommen, schildert Sägewerksbesitzer Johann Ganisl: „Wir haben uns abgesprochen. Wir sind zusammengesessen und sind dann alle gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, die Kraftwerke heraus zu nehmen.“

Zum einen wäre es zu teuer, Fischaufstiegshilfen zu bauen, sagt Ganisl: „Und zum zweiten geht die Vitalisierung mit neuen Wehren irrsinnig in die Kosten und zum dritten wären die Kraftwerke an den neuen Stand der Technik anzupassen. Auch die Restwassermenge (das Wasser, das ungenutzt am Kraftwerk vorbeifließt - Anm.) ist ein großes Problem: Im Sommer haben weniger Wasser, als an Restwassermenge vorgeschrieben werden würde.“

Landesrat: „Kein Beispiel für das ganze Bundesland“

Energie- und Wasserlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) sieht die Frage aber grundsätzlicher: „Was ist gescheiter? Investiert man da ins Wasser oder in die Energie? Alle sagen: Tut’s die kleinen Kraftwerke weg. Aus meiner Sicht ist es so, dass die Ertragslage dieser vier Kraftwerke in Summe sehr, sehr wenig ist.“

Die Kraftwerke werden in den nächsten Monaten weichen müssen. Die Oichten bekommt nach vielen Jahrhunderten wieder ihr natürliches Flussbett: „Ich sage auch, das ist nicht das Beispiel für das Bundesland, weil es über 500 Kleinkraftwerke in diesem Bundesland gibt, wo dieser Weg nicht der richtige wäre, sondern wo wir in neue Technik investieren“, betont Schwaiger. „Dort, wo schon ein Querbauwerk, ein Drossel im Fluss ist, sollen wir mehr Kraft herausholen.“

Die Oichten im Flachgau

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In den nächsten Monaten soll die Oichten wieder einen natürlichen Lauf bekommen

800.000 Euro für Renaturierung

Die Oichten-Renaturierung kostet 800.000 Euro. 80.000 Euro müssen die Kraftwerksbesitzer beisteuern. Die Sägewerke Ganisl und Hennermann an der Oichten müssen den Strom künftig kaufen oder mit Photovoltaik-Anlagen herstellen. Wie sich diese Änderung wirtschaftlich auswirkt, wird die Zukunft zeigen.

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