Regensommer: Minus bei Mineralwasser

Mineralwasserabfüller haben große Einbußen wegen des Regensommers. „Juli und August waren eine Katastrophe“, sagt Harald Doppler, Geschäftsführer von Gasteiner in Bad Gastein (Pongau). Die Gesellschaft gehört zu 51 Prozent der Familie Spitz in Oberösterreich.

Mineralwasser, Wasser

dpa/Oliver Berg

Prickelndes Mineralwasser mit Kohlensäure erfreut gerade bei Hitze viele Gaumen und Kehlen

„Im Juli waren es in Österreich branchenweit fast minus 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, für den August erwarte ich eine ähnlich schlechte Zahl“, so Doppler gegenüber der Austria Presse Agentur (APA).

Wann steigen Bierfans um?

Perfektes Wetter für Mineralwasser benötige längere Hitzeperioden um die 30 Grad: „Dann steigen die Biertrinker auf Wasser um, weil es für Alkohol zu heiß ist. Es hilft aber nicht, wenn es nur ein oder zwei Tage heiß ist, da braucht es schon eine Woche. Dann trinkt der Konsument nicht nur mehr, er nimmt sich auch einen entsprechenden Vorrat mit nach Hause.“

Während in der Bierbranche die Fußball-WM das Geschäft antreibe, fehle es bei Mineralwasser an absatzfördernden Faktoren, sagt der Gasteiner-Manager: „Haupteinflussfaktor ist das Wetter. Annähernd 70 Prozent des Geschäfts werde in den Monaten Mai, Juni, Juli und August gemacht. Die Produktionsplaner beschäftigen sich schon mehr mit dem Wetterbericht als mit anderen Dingen.“

Marketing bei vielen Wettertiefs?

Das wetterbedingte Tief könne man nur aussitzen, da lasse sich auch mit erhöhtem Marketingaufwand nicht entgegensteuern: „Der Mensch trinkt deswegen nicht mehr. Es gibt womöglich Verschiebungen zwischen den Marken, aber es braucht äußere Einflüsse, dass jemand sein Trinkverhalten ändert.“

Während die Österreicher 2013 im Schnitt 91,7 Liter Mineralwasser pro Kopf tranken, waren es bei den Deutschen 140 Liter. „Meiner Vermutung nach trinkt der Österreicher schlichtweg mehr Leitungswasser als der Deutsche“, vermutet Doppler. Das habe allerdings nichts mit der Wasserqualität, sondern mit Trinkgepflogenheiten zu tun. „Der Deutsche ist mehr ein karbonisierter Trinker.“ In Österreich gehe der Trend hingegen klar Richtung milde oder stille Mineralwässer. Im Vorjahr fielen fast 40 Prozent des Branchenabsatzes in diese Kategorie.

Gasteiner als relativ kleiner Player

Größte Herausforderung ist für Doppler der Preiskampf in Handel und Gastronomie. „Der Aktionsanteil im Mineralwasserbereich bewegt sich mittlerweile bei 75 Prozent. Der Markt ist unfassbar umkämpft. Da werden Aktionspreise gemacht, die nicht mehr nachvollziehbar sind.“ Die drei stärksten Marken – Vöslauer, Waldquelle und Römerquelle – decken ein Riesenvolumen in Österreich ab. Als verhältnismäßig kleiner Player sei es eine Herausforderung, das Aktionsgeschehen mit dem Handel aufrechtzuerhalten.

Die Situation in der Gastronomie sei - was Preise und Konditionen betrifft - sogar noch stärker umkämpft. Auch der aktuelle Verlust eines Kunden wie die Salzburger Landeskliniken mit einem kolportierten Volumen von 200.000 Euro pro Jahr sei „schlicht und ergreifend ein Preisthema“ gewesen. „Der Konkurrent wollte es sich leisten. Nennen sie es Marketing oder Prestige.“ Marktanteile um jeden Preis sei jedoch nicht Strategie von Gasteiner. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir nicht zu den drei nationalen Marken gehören, und es ist auch nicht unser Ziel.“ Man wolle zwar in ganz Österreich vertreten sein, konzentriere sich aber auf das Kerngebiet im Westen.

Sechs Prozent ins Ausland

Der Exportanteil bei Gasteiner lag im abgelaufenen Wirtschaftsjahr bei sechs Prozent. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Die Herkunft aus der Nationalparkregion ist die wichtigste USP unserer Marke. Da wollen wir gezielt hinterfragen, wie sinnvoll es ist, Wasser in die Welt zu schicken.“ Ziel sei nicht der Massenmarkt, sondern Hotelketten und Szenegastronomie im Ausland, „die eine gewisse Marke bieten wollen und wo man als österreichisches Bergwasser reüssieren kann“.

Im Near-Water-Bereich, also bei Wasser mit Geschmack, sei in der Branche nach Jahren des rasanten Wachstums der Plafond erreicht, wenn auch auf hohem Niveau. „Wir wollen den Markt aber durch Innovationen beleben.“ Gasteiner, das seine Elements-Serie heuer einem Relaunch unterzogen hat, will die Palette im kommenden Jahr um weitere Sorten erweitern.

51 Prozent hält Familie Spitz

Gasteiner stieß im vergangenen Jahr 43 Millionen Liter aus und ist mit drei Prozent Marktanteil die Nummer vier in Österreich. Das Unternehmen befindet sich zu 51 Prozent im Besitz der Familie Spitz aus Attnang-Puchheim in Oberösterreich (Bezirk Vöcklabruck). 49 Prozent hält der Ex-Alleineigentümer Brauunion. Gasteiner beschäftigt 45 Mitarbeiter und machte zuletzt rund zehn Millionen Euro Umsatz. Über weitere Kennzahlen wollte Doppler nichts sagen. „Aber wir haben ein positives Ergebnis, die Eigentümer sind zufrieden.“