Verunglückter Höhlenforscher geborgen

In der Nacht auf Samstag ist der in der Jack-Daniel’s-Höhle im Tennengebirge verunglückte polnische Höhlenforscher geborgen worden. Der 27-jährige Marek G. wurde ins Salzburger Landeskrankenhaus geflogen.

„Der Patient ist aus der Höhle heraußen“, sagte Bergrettung-Einsatzleiter Wilfried Seidl in der Nacht auf Samstag. Der gesundheitliche Zustand des 27-Jährigen sei „stabil“, er sei „bestens versorgt“. Ein Notarzt und ein Höhlenrettungsarzt betreuten den Verunglückten an Ort und Stelle.

„Der Verletzte war zu jedem Zeitpunkt ansprechbar und der Kreislauf stabil“, schilderte Höhlenarzt Jacob Krammer. Der Patient ist auch sehr gut durchtrainiert, was die Arbeit der Helfer vereinfachte: „Aufgrund der Gesamtsituation war es möglich, dass es für einen Höhlenrettungseinsatz dieser Art doch schnell zu einem erfolgreichen Ende geführt hat.“ Vom Höhleneingang in 2.111 Metern Seehöhe in der Nähe des Bleikogels bei Abtenau (Tennengau) wurde G. in das Landeskrankenhaus gebracht.

Brüche und leichtes Schädel-Hirn-Trauma

Im Spital untersuchten die Ärzte den Höhlenforscher: „Der Patient ist in einem guten Allgemeinzustand“, sagte Kliniksprecherin Mick Weinberger. „Er musste nicht operiert werden.“ Der Mann erlitt ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, einen Becken- und einen Rippenbruch an der linken Körperseite sowie viele Prellungen und Blutergüsse.

Elf Kilometer lang, 750 Meter tief

Die Jack-Daniel’s-Höhle im Tennengebirge ist eine der längsten Höhlen Österreichs. Sie ist bisher auf knapp elf Kilometern Länge und bis in 750 Meter Tiefe erforscht. Benannt ist sie nach ihren Entdeckern Jacek „Jack“ Wisniowski und Daniel Oleksy.

Der polnische Höhlenforscher war mit fünf Landsleuten in der Schachthöhle zu Forschungszwecken unterwegs. Da das Tennengebirge wichtig für die Wasserversorgung der gesamten Umgebung ist, sollen die Forscher die Wasserflüsse im Berg klären.

Bei Seilwechsel ausgerutscht

Zu dem Unfall kam es am Donnerstag um etwa 2.00 Uhr. G. stürzte in rund 250 Metern Tiefe etwa sieben Meter über eine Steilstufe ab. Er war laut Polizei gerade dabei, seine Sicherung bei der Schachtquerung umzuhängen: „Soviel jetzt klar ist, ist der Forscher bei der Schachtquerung zwischen dem Aushängen seiner Selbstsicherung und dem Einhängen der Sicherung in das nächste Seil ausgerutscht und diese sechs bis acht Meter abgestürzt“, sagte Alpinpolizist Herbert Burian.

Um 2.18 Uhr aus der Höhle gebracht

Laut der Sprecherin der Salzburger Bergrettung, Maria Riedler, konnte der verunglückte Höhlenforscher am Samstag um 2.18 Uhr aus der Jack-Daniel’s-Höhle gebracht werden. Die Bergung habe sich zum Schluss etwas verzögert, weil die Bergretter aufwendige technische Umbauarbeiten an einem Flaschenzug vornehmen mussten.

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Die Einsatzleitung hatte für den Nachtflug einen geeigneten Bundesheerhubschrauber angefordert, eine Alouette III. Pilot und Kopilot sollten Nachtsichtbrillen verwenden. Beim Höhlenausgang war zudem ein 35 Quadratmeter großes, beheizbares und beleuchtbares Sanitätszelt aufgebaut worden - mit medizinischem Equipment für Notfallmaßnahmen, falls ein Hubschrauberflug witterungsbedingt nicht möglich gewesen wäre. Für den äußersten Notfall war auch ein Abtransport in einer Trage ins Tal angedacht. Das hätte Stunden gedauert. Freitagnachmittag hatte sich der Verletzte noch in rund 160 Metern Tiefe befunden.

Großeinsatz mit mehr als 180 Rettern

Mehr als 180 Retter waren insgesamt im Einsatz. Die Helfer kamen aus Salzburg und ganz Österreich sowie aus Bayern. Die Helfer stiegen Samstagvormittag bei leichtem Regen- und Schneefall ab: „Der Materialtransport wird wahrscheinlich am Sonntag beginnen, wenn das Wetter hoffentlich besser ist“, sagte Seidl. Die Höhlenretter waren an der Belastungsgrenze - manche von ihnen hatten 24 Stunden lang nicht oder nur kaum geschlafen.

Höhlenretter bei der Bergung des verletzten Polen

Bergrettung Salzburg

Erheblicher Materialaufwand

Im Berg mussten mehr als 1.000 Meter Höhlenseil mit Flaschenzügen verlegt werden. 52-mal mussten die Hubschrauber starten, insgesamt drei Tonnen Material auf den Berg bringen. Zudem mussten einige Engstellen erweitert werden, um den Verletzten auf der Trage aus der Höhle zu bringen: „Natürlich kostet so ein Einsatz etwas, obwohl diese vielen ehrenamtlichen Organisationen nie das verrechnen können, was es wirklich kostet“, sagte der Abtenauer Bürgermeister Johann Schnitzhofer (ÖVP). „Es kommen sicher Kosten zusammen, aber wir werden uns das in geraumer Zeit zusammenstellen.“

Der 27-Jährige ist aber - wie viele seiner Kollegen - sehr gut versichert. Das betonten die Einsatzkräfte am Samstag.

Viele der Hilfskräfte standen zuletzt schon bei der Bergungsaktion im Untersberg im bayerischen Berchtesgaden im Einsatz. Dort war im Juni der 52-jährige verunglückte Höhlenforscher Johann Westhauser in einer zwölftägigen Rettungsaktion von mehr als 700 Helfern aus der Riesending-Schachthöhle befreit worden.

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