Alpine-Pleite: Banken früh eingeweiht?
Schon 2010 hätten die kreditgebenden Banken Zweifel an der Refinanzierungsfähigkeit der Alpine gehabt, weshalb Kreditzusatzklauseln („Covenants“) vereinbart werden mussten, verweist das Wochenmagazin „Format“ auf ein Gutachten, das der Steuerberater Manfred Biegler zur „Frage der ULSG-Voraussetzungen“ (Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz, Anm.) für das Finanzministerium erstellt hat.
Schon Ende 2009 war Pleite offenbar absehbar
„Wären die unkommittierten Kreditlinien durch die finanzierenden Banken zum Teil oder vollständig fälliggestellt worden, wäre die Alpine Bau wohl schon Ende 2009 einer massiven Bedrohungssituation ausgesetzt und Anleiheplatzierungen im geplanten Ausmaß wohl kaum mehr möglich gewesen“, zitiert das Magazin aus dem Gutachten. De facto meldete die Alpine aber erst im Juni 2013 Insolvenz an.
Weiters seien die Voraussetzungen für eine Vergabe des ULSG-Kredits, für die der Bund bzw. der Steuerzahler haftet, nicht gegeben gewesen, weil der Antrag der Alpine-Tochter in der Schweiz eingebracht worden sei. Sieben Banken forderten die Auszahlung der 71 Mio. Euro schweren Garantie. Das neue Gutachten lässt die Hoffnung darauf schwinden. Bis zum nächsten Gerichtstermin Mitte September wollen die Banken laut dem Magazin mit einem Gutachten des Linzer Experten Dietmar Aigner kontern.
Wie geht es weiter?
Ein Jahr nach der Milliardenpleite ist zwar das gröbste Chaos beseitigt, die Gerichte werden aber noch lange mit der Alpine beschäftigt sein. Masseverwalter Stephan Riel brachte erst kürzlich eine Anfechtungsklage gegen die spanische Alpine-Mutter FCC wegen des Verkaufs der Alpine Energie ein und kündigte weitere Klagen an.
Den beteiligten Banken werden Beratungsfehler im Zusammenhang mit den Alpine-Anleihen zwischen 2010 und 2012 vorgeworfen, die zum Teil bereits eingeklagt wurden. An einer weiteren Front geht es gegen die Emissionsbanken der Bonds, Bawag, UniCredit, Raiffeisen und Erste. Rechtsanwalt Benedikt Wallner glaube, dass diese die Emission nie begleiten hätten dürfen, schreibt das „Format“. 100 Anleger wollen die Banken den Angaben zufolge individuell klagen, weitere 450 soll in einer Sammelklage zusammengefasst werden, die vom Prozessfinanzierer Foris finanziert werden soll. Die Gespräche dazu sollen nach den Sommerferien abgeschlossen sein.
Derzeit sieben Beschuldigte
Mit dem Kriminalfall Alpine sind dem Bericht zufolge drei Staatsanwälte und ein Oberstaatsanwalt bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft betraut. Als Beschuldigte werden sieben Personen, ehemalige Manager und das Unternehmen selbst, wegen des Verdachts auf Betrug, Untreue, betrügerische Krida und Bilanzfälschung geführt. Anfang Juni fanden Hausdurchsuchungen statt, in den Sommermonaten sind laut Ermittlern etliche Beschuldigten-Einvernahmen angesetzt.