20 Männer nach Rassismusattacke angezeigt

Nach Krawallen propalästinensischer Demonstranten bei dem Fußballspiel OSC Lille gegen Maccabi Haifa in Bischofshofen (Pongau) am Mittwoch werden 20 türkischstämmige Pongauer angezeigt. Auch ein Hass-Video tauchte in Facebook auf (Bild). Erste Ermittlungsergebnisse liegen vor.

Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler soll bei dem Zwischenfall auch ein Reservespieler des SK Bischofshofen federführend beteiligt gewesen sein. Laut Vereinsführung ist der türkischstämmige Mann nicht mehr Mitglied des SK Bischofshofen. Auf der offiziellen Website des Vereins wird er allerdings noch als Reserve- bzw. Mittelfeldspieler geführt.

Hassvideo auf Facebook Tumulte und Ausschreitungen gegen Maccabi Haifa in Bischofshofen

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Hass-Video aus Bischofshofen: Das Facebook-Profil wurde mittlerweile vom Betroffenen offline gestellt oder gelöscht. Bis Freitagfrüh hatten 152 User „Gefällt mir“ gedrückt, 48 Mal war das Video geteilt worden. Viele zustimmende Postings erfolgten auch auf Türkisch

Video mit NS-Jargon in Facebook

Inzwischen steht fest, der Verdächtige hat den Fußballplatz in einer größeren Gruppe aufgesucht. Für den Plan, einer gezielten antisemitischen Attacke auf Spieler von Maccabi Haifa, fanden sich Hinweise auf der Facebook-Seite des Mannes. Dem ORF liegt das Material vor. Fotos, Videos und Hassparolen zielten laut Experten klar gegen die israelische Fußballmanschaft ab - in einem Jargon, der an die nationalsozialistische Zeit erinnere.

Verfassungschutz wertet Hassparolen aus

Dieses Material aus dem Internet wird jetzt behördlich untersucht. „Das Landesamt für Verfassungsschutz ermittelt wegen Verhetzung, Verdacht der versuchten absichtlichen schweren Körperverletzung, wegen Nötigung und Störung der öffentlichen Ordnung“, sagt dazu Polizeisprecher Ortwin Lamprecht. Der Polizei würden alle Personendaten der beteiligten Randalierer vorliegen.

In Bischofshofen kursieren Gerüchte, dass auch aktive Spieler des örtlichen Fußballvereins bei den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein könnten. Der Vorstand des SK Bischofshofen weist das zurück. Man hätte die Mitglieder bereits überprüft. „Sollte wer dabeigewesen sein, der bei uns im Verein gemeldet ist, wird er sofort entlassen und bekommt ein lebenslanges Platzverbot. Dafür sorge ich selbst, da brauchen wir nicht zu diskutieren“, betont Robert Wimmer, stellvertretender Obmann des SK Bischofshofen.

Bundespolitik hat Attacke verurteilt

Vom Bundespräsident abwärts hat die österreichische Politik am Donnerstag die antisemitische Attacke in Bischofshofen aufs Schärfste verurteilt. Dass der Angriff gegen die israelische Fußballmannschaft politisch gefärbt sei, dafür sprächen die Transparente, mit denen das Fußballfeld gestürmt worden sei, so der Organisator des Fußballspiels, Helmut Riedlsberger. „Es sind einige türkische Jugendliche zum Zuschauen gekommen, dann haben sie so Parolen wie ‚Fuck Israel‘ und ‚Kindermörder‘ hochgehalten. In der 86. Minute war dann der Platzsturm, da ist es dann zwischen Fans und Spielern zu Tumulten gekommen“, sagt Riedlsberger.

Nächster Spieltermin in Leogang statt Kirchbichl

Die rasch alarmierte Polizei konnte eine Eskalation schließlich verhindern, verletzt wurde niemand. 20 vom Verfassungsschutz ermittelte Pongauer, die an der Attacke beteiligt waren, werden jetzt bei der Staatsanwaltschaft Salzburg angezeigt. Das nächste Testspiel von Maccabi Haifa gegen den SC Paderborn soll nach ersten Informationen jetzt in Leogang (Pinzgau) stattfinden. Freitagvormittag hatte der ursprünglich geplante Austragungsort Kirchbichl (Tirol) abgesagt. „Aufgrund der Vorkommnisse in Salzburg gibt es massive Sicherheitsbedenken“, begründete Wilfried Ellinger, Vizebürgermeister von Kirchbichl (Tirol) die Entscheidung gegenüber der APA.

„Wir sind eine 5.000-Seelen-Gemeinde und haben nicht einmal eine eigene Polizeiinspektion im Ort“, so Ellinger. Sollte es zu Ausschreitungen kommen, wäre es von der Sicherheitssituation her „einfach nicht zu bewältigen“. Dieses Risiko wolle die Gemeinde nicht eingehen. „Das ist kein unfreundlicher Akt gegenüber den Mannschaften“, betonte der Vizebürgermeister, „wir sind einfach nicht in der Lage, für die Sicherheit zu sorgen.“

Schiedsrichter über Gewaltbereitschaft entsetzt

„Ich pfeife jetzt seit elf Jahren, und man erlebt doch relativ viel, aber so etwas mit dieser Mutwilligkeit, Menschen zu treten, zu verletzen, habe ich noch nie erlebt“, sagte Patrick Porkert, Schiedsrichter der Partie. Als die 20 türkischstämmigen Männer das Spielfeld stürmten, reagierten die Spieler aus Israel unterschiedlich. „Manche haben sehr besonnen reagiert, manche hatten die Nerven auch nicht mehr im Griff“, so Porkert: „Für mich sehr erschreckend war der antisemitische Hintergrund - mit Parolen, die eindeutig in finstere Zeiten zurückführen.“

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