Erschöpfter Alpinist von Klettersteig gerettet

Per Seil und Drehleiter haben Feuerwehrmänner am Montag einen erschöpften 45-Jährigen aus dem Klettersteig „City Wall“ in der Stadt Salzburg gerettet. Der Steig ist kurz, aber besonders kräfteraubend, weil er teilweise senkrecht auf den Kapuzinerberg hinaufführt.

Der Einheimische konnte im letzten Drittel der rund 100 Meter langen Route an einem Überhang vor Erschöpfung nicht mehr weiter. Er wurde von der Berufsfeuerwehr ein Stück abgeseilt und mit einer Drehleiter gerettet. Seine Kletterpartnerin hatte per Handy die Einsatzkräfte alarmiert. Weil die Frau zuerst 122 wählte, rückte die Berufsfeuerwehr aus, wenig später trafen zehn Bergretter der Ortsstelle Salzburg ein. Sie begleiteten die Frau beim Abstieg in die Stadt hinunter. Laut Polizei blieben beide Kletterer unverletzt.

Eigene Leistungsfähigkeit überschätzt

Als „kurz und knackig“ beschreibt Wolfgang Maschits von der Bergrettung den „City Wall“-Klettersteig mit rund 70 Höhenmetern. „Er ist mit D bewertet, E ist die schwierigste Stufe bei Klettersteigen.“ Die Bergrettung warnt gerade zu Beginn der Klettersteigsaison vor Selbstüberschätzung. „Man muss sich körperlich vorbereiten und soll nicht gleich in D einsteigen, sondern zuerst leichtere Klettersteige begehen“, sind sich Maschits und der stellvertretende Bergrettungslandesleiter Klaus Wagenbichler einig.

„Wir bergen immer häufiger erschöpfte Klettersteiggeher, die nicht mehr weiterkommen“, schildert Wagenbichler. Seit ein paar Jahren gebe es im Salzburger Land einen regelrechten Klettersteig-Boom. Immer mehr technisch anspruchsvolle Sportklettersteige würden gebaut, die Anzahl ist laut Wagenbichler schon unüberschaubar. Einerseits würden diese seilversicherten Steige den örtlichen Tourismus fördern und die Nächtigungszahlen der Schutzhütten steigern, anderseits verzeichne die Bergrettung zusätzlichen Einsatzaufwand.

Bergrettung rät zu leichteren Routen zu Saisonbeginn

Deshalb rät Wagenbichler zu einer sorgfältigen Vorbereitung der Tour. „Ein Unfall am Klettersteig kann zu sehr schweren Verletzungen und akut-bedrohlichen Situationen führen.“ Zu bedenken sei auch, dass Bergretter, die ja ihren Arbeitsplatz verlassen und dafür ihren Arbeitgeber erst um Genehmigung fragen müssen, mitunter einige Zeit bis zur Unglücksstelle benötigen.

Die richtige Ausrüstung, ein modernes Klettersteigset, ein Helm und Klettersteighandschuhe zum Schutz vor Blasen gehören zur Standardausrüstung. „Wer leichtsinnig ohne das geeignete Equipment in die Wand steigt, geht ein lebensgefährliches Risiko ein. Informieren Sie sich deshalb genau über die Schwierigkeit und Länge, den Zu- und Abstieg und das Wetter. Zu jedem Klettersteig gibt es eine Führerliteratur mit Topos - auch eine kurze Recherche im Internet bringt häufig wertvolle Treffer. Es ist vernünftig, nicht gleich bei der ersten Tour der Saison dort einsteigen, wo man das letzte Jahr aufgehört hat, sondern man sollte sich langsam steigern“, betont der Bergretter.

„Leichter Klettersteig als ideales Übungsgelände“

Klettersteig-Neulingen empfiehlt Wagenbichler einen Einführungskurs bei alpinen Vereinen oder Bergsteigerschulen. Einen leichten Klettersteig gebe es zum Beispiel in Weißbach bei Lofer (Pinzgau). Dieser würde sich gut zum Trainieren eignen, daneben liegen zwei weitere Klettersteige, die schon um einiges schwieriger seien, erklärt der stv. Landesleiter. Als besonders kräftezehrend gilt der längste Klettersteig Salzburgs, der „Königsjodler“: Für die Tour auf den Hochkönig sind rund 1.700 Höhenmeter in rund acht Stunden zu bewältigen. Bergretter müssen dort immer wieder erschöpfte Kletterer aus den Wänden bergen.

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