Höhlenrettung: Loblied auf Italiener

Die Kosten für die Rettung aus dem Untersberg sind hoch und noch nicht klar. Im Unterschied zu Österreich werden große Teile solcher Einsätze in Deutschland vom Staat bezahlt. Auch Salzburgs Höhlenretter stellen eine Rechnung. Besonders gelobt werden Spezialisten aus Italien für Dynamik und Humor.

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Bergwacht Bayern

Der Verletzte beim Ausgang der 1.000 Meter tiefen Höhle auf dem Hochplateau des Untersbergs

Bei internationalen Fachleuten - besonders bei ehrenamtlichen Spezialisten von Höhlen- und Bergrettung und Rotem Kreuz - gelten die praktischen, taktischen und logistischen Erfahrungen vom Untersberg bereits jetzt als „unbezahlbar“ und äußerst wertvoll. Zu Beginn des Einsatzes hatte es noch so ausgesehen, als würden viele nicht an das Gelingen glauben können, erzählen Insider. So schwierig und komplex waren die Ausgangslage, die Tiefe und Schwierigkeit der Höhle, die technischen, physischen und psychischen Anforderungen.

Als dann immer mehr Spezialisten - auch aus Österreich und anderen Staaten - ihre Hilfe anboten, begann eine Zeit der intensiven Zusammenarbeit. „Viele fragen sich, warum man nicht schon länger international so intensiv zusammengearbeitet hat, wenn es hart auf hart geht“, sagte ein Manager der Deutschen Bergwacht am Freitagnachmittag dem ORF. Er lobte dabei auch die österreichischen Fachleute und die aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Kroatien.

Loblied auf fröhliche Profis aus Italien

Doch fast schon legendär sind die Geschichten, die über die ehrenamtlichen Profis aus Italien und ihre Performance auf dem Untersberg erzählt werden. Die Einsatzleitung habe für die Italiener sogar einen eigenen Funkkanal eingerichtet, weil diese ihre eigene Ungewissheit über den glücklichen Ausgang immer wieder mit Gesprächen über Essen, Musik, ihre Freundinnen, Ehefrauen und den Fußball überbrückten - auch über Funk, schmunzelt der Bergwachtler. Im eher ernsten und korrekten Deutschland kenne man das so nicht.

„Als die fröhlichen und sehr fachkundigen Italiener kamen, schlug die allgemein eher gedrückte Stimmung auf dem Untersberg in großen Optimismus um. Sie haben durch ihre sehr große Erfahrung als Höhlengeher und Höhlenkletterer zum hohen Tempo der Rettung beigetragen. In Norditalien ist das offenbar eine Art Nationalsport. Diese Begeisterung übertrug sich schnell auf alle anderen Teams“, so der Bergwachtler.

Salzburgs Höhlenretter stellen Rechnung

Der Salzburger Höhlenrettungsdienst hat seine Einsatzstunden bei diesem internationalen Projekt noch nicht vollständig aufgelistet. „Das wird bis nächste Woche dauern. Wir waren von der Alarmierung weg bis Dienstag mit 20 Personen im Einsatz, und dann bis zum Ende immer mit zehn Leuten, und zwar immer 24 Stunden durchgehend“, rechnet ein Höhlenretter vor. Bei der Berechnung halte man sich an den Tarif der Bergrettung: „Das sind rund 40 Euro pro Einsatzstunde.“

Im Normalfall würden die Kosten von der Versicherung des Unfallopfers refundiert, sagt der Landesleiter des Salzburger Höhlenrettungsdienstes, Helmut Obermair. Die Rettungsaktion in der Riesending-Schachthöhle würde aber vom Umfang her einen normalen Einsatz bei weitem sprengen. Seinen Schätzungen nach könnte der Einsatz bis zu 200.000 Euro kosten. Da sind aber die Kosten für die Hubschrauber nicht miteingerechnet. Die meisten Flugstunden werde der deutsche Staat übernehmen, heißt es.

Daten, Fakten & mögliche Gesamtkosten

Für die insgesamt zwölftägige Rettungsaktion im Untersberg in Berchtesgaden von 8. bis 19. Juni standen laut Bergwacht Bayern 728 Rettungskräfte im Einsatz. Von den 202 Rettern, die sich direkt in dem engen und gefährlichen Schachtsystem der rund 1.000 Meter tiefe Höhle befanden, kamen einer ersten Auflistung zufolge 27 aus Deutschland, 42 aus Österreich, 89 aus Italien, 20 aus Kroatien und 24 aus der Schweiz.

Wie viele Einsatzstunden geleistet wurden, müsse erst errechnet werden, hieß es am Freitag seitens der Bergwacht Bayern. Auch die Materialkosten stehen noch nicht fest. „Heute gibt es noch keine Aufstellungen. Es wird frühestens nächsten Montag eine Übersicht geben“, sagt Jacqueline Rupp von der Bergwacht. Rupp machte keine Angaben darüber, wie viel die Bergwacht für eine Einsatzstunde berechnet. Die Teams seien derzeit noch mit dem Rückbau beschäftigt. Alle Materialien für den Einsatz müssten aus der Höhle geholt werden. Derzeit würde die Polizei noch alles für die Unfallerhebung absichern: „Die Freigabe der Höhle muss noch erfolgen.“

Die Schachthöhle wird nun für die Allgemeinheit gesperrt, sie ist nur noch mit einer Sondergenehmigung zugänglich.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at & APA

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