Tempo 80: Weniger Stickoxide, weniger Lärm

Durch den Probebetrieb von Tempo 80 auf der Westautobahn (A1) im Stadtgebiet von Salzburg ist die Stickoxidbelastung um sieben Prozent zurückgegangen, auch der Lärmpegel ist gesunken. Wann und in welcher Form das Limit definitiv eingeführt wird, ist aber noch offen.

Von Mitte Februar bis Mitte Mai 2014 war auf dem rund zehn Kilometer langen Abschnitt der A1 zwischen Salzburg-Nord und dem Knoten Salzburg statt Tempo 100 nur Tempo 80 erlaubt. Tatsächlich wurde der Verkehr aber nicht um 20 Stundenkilometer langsamer: Bei den Pkws ging das durchschnittliche Tempo um zwölf km/h zurück, beim Schwerverkehr (für den galt schon davor Tempo 80) um sechs Stundenkilometer. Das ist einer der Gründe, weshalb die Schadstoffbelastung nicht wie erwartet um 13, sondern nur um sieben Prozent sank.

Der jahreszeitlich bedingte Rückgang der Schadstoffbelastungen, der jedes Frühjahr zu registrieren ist, wurde bei dieser Auswertung bereits herausgerechnet. Das heißt, die sechs bis sieben Prozent sind der tatsächliche Wert allein durch die Temporeduktion.

Westautobahn (A1) bei Salzburg

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Tempo 80 brachte sieben Prozent weniger Luftschadstoffe und rund ein Drittel weniger wahrgenommenen Lärm

Mit dem 80er wurde noch ein zweiter positiver Effekt für die Bewohner entlang der Autobahn erzielt: Die Lärmbelastung ging um zwei Dezibel zurück. „Das klingt nach nicht viel, entspricht aber einem Rückgang des wahrgenommenen Pkw-Verkehrs um 35 Prozent“, so Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt. „Das ist eine ganz massive Entlastung.“

Fixes oder variables Tempolimit möglich

Für Umweltreferentin LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) ist der Tempo-80-Probebetrieb ein „großer Erfolg“. Sie werde sich im Arbeitsausschuss der Landesregierung für ein definitives Limit einsetzen, betonte sie: „Es steht für mich außer Zweifel, dass ich empfehlen werde, den Betrieb fortzuführen.“ Es gebe noch sehr großen Verbesserungsbedarf: „Wir sind noch weit von der Einhaltung der Grenzwerte entfernt: Der Jahresmittelwert bei Stickoxiden liegt derzeit bei 56 Mikrogramm, der Grenzwert in Österreich aber bei 30“, so die Umweltreferentin.

Ob der Dauerbetrieb als fixes Tempolimit oder nur temporär je nach Luftqualität - so wie auf der Tauernautobahn (A10) zwischen Salzburg und Golling - verordnet werden soll, ließ Rössler offen: „Die Luftsituation spricht für eine fixe Lösung, aber die öffentliche Akzeptanz ist vielleicht bei der flexiblen Variante größer.“ Wobei auch bei einem variablen Tempolimit auf dem Autobahnabschnitt zu etwa 60 Prozent der Zeit Tempo 80 gelten werde, betonte der Leiter der Umweltabteilung, Othmar Glaeser.

ÖAMTC: „Tempo 80 bringt nichts“

Zu einem gänzlich anderen Ergebnis als das Land kommt der Autofahrerclub ÖAMTC in einer Studie, die Donnerstagvormittag in Salzburg präsentiert wurde. Tempo 80 für Pkws bringe keine nennenswerte Reduktion von Stickstoffoxiden und treffe großteils die Falschen. Auf diesen gemeinsamen Nenner lassen sich die Ergebnisse der Messungen und Untersuchungen von Ernst Pucher, Professor an der Technischen Universität Wien, bringen. Er und seine Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten alle vorliegenden Daten ausgewertet und dazu noch eigene Messungen direkt am Auspuff von Fahrzeugen durchgeführt.

Konstant Tempo 100 auf der Autobahn sei deutlich umweltfreundlicher als Stop and Go in der Stadt, lautet eine der Erkenntnisse des Autofahrerklubs. Nicht einmal bei Lkws, Bussen und Kleinlastern, die den Großteil der Stickoxidbelastung verursachen, würde ein Tempolimit etwas bringen. Denn für den Großteil dieser Fahrzeuge gelte Tempo 80 ohnehin bereits jetzt. Dazu komme noch, dass die Stickoxidbelastung im Frühjahr jedes Jahr nach dem Ende der Heizperiode um etwa 25 Prozent zurückgehe.

Was sich der ÖAMTC für Salzburg vorstellen kann, wären Überkopf-Wegweiser für flexible Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der Stadtautobahn - allerdings nur zu Spitzenzeiten und in Ausnahmesituationen.

„Studie des Landes um ein Vielfaches genauer“

Die Datengrundlage der von Rössler und den Studienautoren präsentierten Auswertung sei „um eine Zehnerpotenz höher“ als für jene der ÖAMTC-Untersuchung, kontert wiederum Umweltabteilungsleiter Glaeser. Außerdem stelle sich die Frage, weshalb die Luftbelastung auch an Sonntagen nicht verschwinde, an denen Lkws gar nicht fahren dürfen, so Glaeser.

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