NS-Jargon: Neue Chronik für Goldegg

Die Ortschronik von Goldegg (Pongau) muss überarbeitet und neu geschrieben werden. Darin sind sich Fachleute und der örtliche Kulturverein einig. Das Kapitel über die Goldegger Deserteure sei in einem Jargon geschrieben, der an die NS-Zeit erinnere, wird kritisiert.

Bis 1945 sind 14 Einheimische aus dem Raum Goldegg ermordet worden - zum Teil in der Region, zum Teil in Konzentrationslagern. Die Ereignisse von damals spalten bis heute die Bevölkerung von Goldegg.

Böndlsee Goldegg

Gerald Lehner

Hier beim Böndlsee wurden die ersten Goldegger erschossen, die nicht mehr in Hitlers Armee kämpfen wollten. Weitere starben in Konzentrationslagern

In der Gegend um den Böndlsee im Ortsteil Weng begann am 2. Juli 1944 der so genannte „Sturm“ auf die Goldegger Deserteure. Gestapo und SS umstellten in den frühen Morgenstunden einen Bauernhof und nahmen den Deserteur Karl Rupitsch fest, der die Nacht bei seiner geliebten Elisabeth verbracht hatte. Zwei Brüder von Elisabeth wurden ebenfalls festgenommen und erschossen.

Deserteure als „Landplage“ diffamiert

In der 2009 geschriebenen Ortschronik werden die Geschehnisse jedoch anders dargestellt: „Auf der Flucht erschossen“, heißt es da. Manche erinnert das an den Tonfall die NS-Militärmaschinerie, in der Morde an Gefangenen in großer Zahl auf diese Art umschrieben wurden. Und die Goldegger Deserteure werden in der aktuellen Ortschronik, die erst 2009 entstanden ist, als „Landplage“ bezeichnet.

Kritik an Gemeindepolitik

Der Historiker Michael Mooslechner sieht darin eine Publikation, die einer demokratischen Gemeinde in der vom Nationalsozialismus befreiten Republik Österreich unwürdig sei: "Ich war von Anfang an dafür, dass diese Chronik wieder eingezogen wird, als sie 2009 herauskam. Aber niemand, auch die Fraktion des Herrn Schwaighofer nicht, hat damals in der Gemeindestube gegen diese Publikation protestiert. Niemand hat sich darüber aufgeregt.

Kulturverein für umfassendes Projekt

Cyriak Schwaighofer, Obmann des Goldegger Kulturvereins und Klubchef der Grünen im Landtag, betont, in seiner Zeit als Vizebürgermeister habe er schon gefordert, dass Historiker mit dem Thema befasst werden: „Das habe ich gesagt, bevor das Buch gedruckt wurde. Gerade diese sensible Zeit hätte da besser bearbeitet werden müssen. Ich fürchte, dass das nicht geschehen ist. Umso notwendiger ist es, dass wir das jetzt noch einmal neu bearbeiten und aufarbeiten.“

Debatte um Gedenktafel

Die Ortschronik müsse neu geschrieben werden, davon sind viele in Goldegg überzeugt. Am 2. Juli jährt sich der „Sturm“ der Hitler-Armee und der Gestapo auf Goldegg zum 70. Mal. Wie ausführlich berichtet, gibt es neben dem Thema Ortschronik noch einen heftigen Konflikt um das geplante Denkmal für die Opfer von Goldegg.

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