Streit über Denkmal für Deserteure in Goldegg

Vor 70 Jahren ist in Goldegg (Pongau) eine kleine Gruppe von Wehrmachtsdeserteuren von der SS überwältigt worden. 14 Menschen wurden dabei gleich erschossen oder starben später im KZ. Ein Denkmal gibt es wegen Streits im Ort bisher nicht.

Jahrestag der blutigen Aktion der Nationalsozialisten ist der 2. Juli: An diesem Tag im Jahr 1944 stürmte eine Todesschwadron mit rund 1.000 SS-Männern und 60 Gestapo-Beamten die Verstecke der Deserteure. Mehrere Menschen wurden dabei erschossen - zum Teil Unbeteiligte, die mit den Deserteuren nichts zu tun hatten. Weitere kamen ins Konzentrationslager und wurden dort ermordet. Anführer der Deserteure war der Holzarbeiter Karl Rupitsch - er wurde im Oktober 1944 im KZ Mauthausen standrechtlich erschossen.

Karl Rupitsch, Anführer der Wehrmachts-Deserteure in Goldegg, der 1944 im KZ Mauthausen ermordet wurde

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Weiter Streit gibt es um einen Gedenkstein, der an Karl Rupitsch und 13 andere Ermordete aus Goldegg erinnern soll

Gemeinde gegen Steinplatte mit 14 Namen im Schloss

Rupitschs Tochter, die heute 74-jährige Brigitte Höfert, und der Zeithistoriker Michael Mooslechner bemühen sich seit vielen Jahren um einen Gedenkstein für die Deserteure in der 2.500-Einwohner-Gemeinde Goldegg. Sie wollten zum Jahrestag am 2. Juli im Hof des Schlosses Goldegg eine vom Salzburger Künstler Anton Thuswaldner entworfene Steinplatte mit den Namen der 14 Ermordeten verlegen.

Doch aus diesem mit privaten Mitteln verfolgten Plan wird vorerst nichts: Das Schloss gehört der Gemeinde Goldegg. Und Bürgermeister Hans Fleißner (ÖVP) will die Gedenktafel nicht im Schlosshof haben, sondern vier Kilometer außerhalb des Ortszentrums beim Böndlsee. Dort befanden sich die Verstecke der Deserteure - deshalb sollte ihrer auch dort gedacht werden, argumentiert der Bürgermeister. Für Rupitsch-Tochter Höfert ist dieser Vorschlag nicht akzeptabel - die Gedenktafel sei dann zu abgelegen.

Schwaighofer: Erst Dialog, dann Denkmal setzen

Der Obmann des Goldegger Kulturvereins, der grüne Landtagsklubobmann Cyriak Schwaighofer, spricht sich für ein prominentes Denkmal für die Ermordeten aus. Er will aber nicht unbedingt eine Gedenktafel im Schlosshof, die zum Jahrestag am 2. Juli enthüllt wird. Bevor ein Denkmal gesetzt wird, müsse im Ort ein Dialog gestartet werden, um das Geschehene aufzuarbeiten, sagt Schwaighofer. Erst dann könne man über Form und Aufstellungsort entscheiden.

Die Ereignisse um die 14 getöteten Deserteure spalten nämlich Goldegg noch heute, so der Grüne. Manche Hinterbliebene sagen, dass Deserteursanführer Rupitsch Mitschuld am Tod ihrer Angehörigen habe - schließlich kamen bei der SS-Aktion am 2. Juli 1944 auch Goldegger ums Leben, die mit den Deserteuren nichts zu tun hatten. Hier müssten einmal alle Fakten historisch korrekt aufgearbeitet auf den Tisch, findet Schwaighofer.

Goldegg mit Schloss und See

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Die Tochter des Deserteur-Anführers Karl Rupitsch will, dass der Gedenkstein im Hof von Schloss Goldegg angebracht wird - die Gemeinde ist aber dagegen

Heftige Kritik an Kulturvereinsobmann

Die Haltung von Kulturvereinsobmann und Grün-Politiker Schwaighofer führt jedoch zu heftiger Kritik: Zeithistoriker Mooslechner findet, dass der von ihm und Rupitsch-Tochter Höfert forcierte Gedenkstein ein „wunderbarer Beginn“ für eine Aufarbeitung wäre. Die Politik solle 70 Jahre nach dem Krieg nicht warten, bis alle Zweifel in der Bevölkerung ausgeräumt seien. Mooslechner schickte deshalb auch zwei kritische offene Briefe an Schwaighofer.

Auf die Kritik hin stellte Schwaighofer am Dienstag per Aussendung klar: „Es wird ein Denkmal geben. Was wir wollen, ist ein möglichst umfangreicher Diskussionsprozess und eine sachliche Auseinandersetzung. Es ist auch klar, dass das zeitnah erfolgen wird und wir für dieses Denkmal einen zentralen Ort in Goldegg finden müssen.“

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