Gurlitts Sammlung bleibt vorerst im Land

Da noch nicht klar ist, ob die Kunstsammlung des verstorbenen Cornelius Gurlitt überhaupt an das Schweizer Kunstmuseum Bern, das Gurlitt als Erben vorsah, geht, bleiben die Salzburger Funde aus Gurlitts Sammlung vorerst in Österreich.

Seine Kunstsammlung soll in die Schweiz gehen, verfügte der am Dienstag verstorbene Gurlitt, Sohn des für Hitler tätigen Kunstsammlers Hildebrand Gurlitt. Das Kunstmuseum Bern würde Rückgabeansprüche für Raubkunst genau prüfen - wenn es das schwierige Erbe denn akzeptiert.

Museum in Bern prüft erst, ob es Erbe antritt

„Es heißt, dass wir alles erben, die kompletten Sammlungen, also den beschlagnahmten Teil und die Bilder in Gurlitts Salzburger Wohnung“, sagte der Berner Museumsdirektor Andreas Frehner im Interview der „Welt“ (Freitag). Außerdem gebe es „Liegenschaften und ein gewisses Barvermögen“.

Ob das Museum die Erbschaft antreten will, sei aber noch nicht ganz klar. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte Frehner: „Das Ganze muss sich lohnen. Der Teil der Sammlung, der Hauptwerkcharakter hat, muss so groß sein, dass er alle anderen Aufwendungen wert ist.“ Für den Fall der Erbschaftsannahme wolle sich das Museum an die Bestimmungen der Washingtoner Erklärung zur Rückgabe von NS-Raubkunst halten und Rückgabeansprüche möglicherweise rechtmäßiger Besitzer prüfen, betonte Frehner.

„An sicherer Adresse verwahrt“

Die mehr als 200 weiteren Gemälde neben der Münchner Sammlung, die im März in dem verwahrlosten Haus Gurlitts in der Stadt Salzburg gefunden wurden, werden indes „an einer sicheren Adresse in Salzburg verwahrt“, wie das Bundesdenkmalamt in Wien am Donnerstag der APA auf Anfrage mitteilte. Diese Auskunft habe man von einem Rechtsanwalt Gurlitts erhalten, hieß es. Vorerst sei auch keine Verbringung dieser Sammlungsbestände beabsichtigt.

Gurlitt-Sprecher Stephan Holzinger bestätigte am Donnerstag, dass sich die Salzburger Fundstücke in Österreich befinden. Die Aussage des Bundesdenkmalamtes, wonach die betreffenden Gemälde in Salzburg aufbewahrt würden, könne er nicht bestätigen, so Holzinger. Was nun mit den Kunstwerken aus dem Salzburger Gurlitt-Haus weiter geschehe, könne er derzeit nicht sagen. Das hänge auch davon ab, ob das Testament gültig sei und das Kunstmuseum Bern das Erbe antrete. Wenn ja, müsse das Museum entscheiden, was mit den „Salzburger“ Gemälden geschieht, vorausgesetzt, dieser Teil der Sammlung fällt dem Erbe zu.

Haus von Cornelius Gurlitt in Salzburg-Aigen

Gerald Lehner

Im März wurden in Gurlitts Salzburger Haus 238 wertvolle Kunstwerke gefunden

Das Bundesdenkmalamt geht davon aus, dass für alle Werke der Sammlung aus Salzburg, die ins Ausland verbracht werden sollen, „rechtzeitig ein Ausfuhransuchen gestellt wird, damit eine Bearbeitung unsererseits erfolgen kann“, so die stellvertretende Leiterin der Ausfuhrabteilung im Bundesdenkmalamt. „Die geltende Ausfuhrbestimmungen wurden dem zuständigen Rechtsanwalt zur Kenntnis gebracht.“

Kunstschatz Anfang 2012 entdeckt

Cornelius Gurlitt, Sohn von Adolf Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, hatte überraschend das Schweizer Museum zum Alleinerben seiner umstrittenen Sammlung bestimmt, die deutsche Behörden Anfang 2012 beschlagnahmten. 1.280 Bilder wurden damals in Gurlitts Wohnung in München-Schwabing gefunden. Die Taskforce „Schwabinger Kunstfund“ geht von 458 Bildern unter NS-Raubkunstverdacht aus, Gurlitt und seine Anwälte sprachen stets von nur rund 40.

Ob alle Bilder tatsächlich in die Schweiz ausgeführt werden dürfen oder ob in einigen Fällen das Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes dagegen spricht, will das bayrische Kunstministerium prüfen. Es sieht dabei aber keine Eile. „Es gibt keinen Handlungszwang, weil die Bilder ohnehin auf ein Jahr verwahrt werden sollen“, sagte ein Ministeriumssprecher.

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