Aufregung in Italien um Opern-Verkauf

Die Opernproduktionen, die die Salzburger Festspiele an die Mailänder Scala verkaufen, sorgen in Italien jetzt für Aufregung. Das Kulturministerium hat einen schriftlichen Bericht zum Kauf der Opern angefordert.

Sprachlich war es wohl ungeschickt, dass Alexander Pereira Salzburg und Mailand weis machen wollte, dass der Verkauf der Opern von den Festspielen an die Scala für beide Seiten ein gutes Geschäft sei. In Salzburg versuchen die Festspielverantwortlichen, den Vorgang zu kalmieren. In Mailand ist aber sogar das Kulturministerium mit dem Deal befasst.

Ministerium verlangt Bericht zum Kauf der Opern

Dieses hat einen schriftlichen Bericht zum Kauf der Opern angefordert. Man will Klarheit darüber, dass die Scala nicht übervorteilt wurde. Drängen lassen will sich Mailands Bürgermeister Giuliano Pisapia bei seinen Entscheidungen allerdings nicht. „Solange wir nicht alle Elemente, Dokumente und Daten des Falles kennen, können wir kein endgültiges Urteil fällen. Doch wir sind jedenfalls sehr alarmiert“, sagt Pisapia.

In Mailand kursieren bereits Rücktrittsgerüchte. Zeitungen zitieren Gewerkschafter, wonach man die Ausstattung gern selbst gezimmert hätte. Schließlich, so mutmaßen manche Journalisten, gehe es in Mailand auch darum, dass man nach Skandalgeschichten rund um die Expo in Sachen Scala-Intendanz großen Wert auf eine weiße Weste legt.

Verkäufe unter Opernhäuser nicht ungewöhnlich

Verkäufe von einem Opernhaus an ein anderes sind allerdings keineswegs ungewöhnlich. Auch dass Intendanten jene Inszenierungen, mit denen sie im alten Haus erfolgreich waren, an ihrer neuen Wirkungsstätte wieder zeigen, auch dieser Vorgang hat Tradition: Mozarts „Titus“ hat Gerard Mortier von Brüssel nach Salzburg importiert, die Trojaner hingegen von hier nach Paris mitgenommen. Pereira hat den Kauf der Salzburger Opern als „Schnäppchen“ gerechtfertigt, was wiederum in Salzburg für Aufregung gesorgt hat.

"Don Carlo"-Opernproduktion aus dem Jahr 2013 bei den Salzburger Festspielen

Salzburger Festspiele/Monika Rittershaus

„Don Carlo“ ist eine der Salzburger Produktionen, die von der Mailänder Scala übernommen werden soll

250.000 Euro für „Don Carlo“

Zum einen sei das Wort „Schnäppchen“ für eine Festspielaufführung gänzlich unangebracht, betont die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler. Zum anderen seien auch übliche Preise erzielt worden: „Wir wollen Mailand ‚Don Carlo‘ um 250.000 Euro verkaufen. Wir haben die ‚Ariadne‘ der Staatsoper um 200.000 Euro verkauft. Wir wollen Mailand den ‚Falstaff‘ um 130.000 Euro verkaufen. Wir haben 2011 - also das Jahr vor Pereira - ‚Die Sache Markopoulos‘ um 130.000 Euro Warschau verkauft. Das sind vergleichbare Preise.“

Pereira: „Wo ist der Skandal?“

Der Intendant der Salzburger Festspiele und künftige Scala-Chef Alexander Pereira weist den Verdacht eines Interessenskonflikts beim Verkauf zurück. Es handle sich um eine Win-Win-Situation. „Salzburg hat schöne Produktionen, die nicht mehr inszeniert werden. Die Scala kauft sie zu einem Spottpreis. Wo ist der Skandal?“, so Pereira in der Tageszeitung „La Stampa“. Es sei auch nicht skandalös, dass er sich schon um die Planung der nächsten Saisonen kümmere, obwohl er erst ab Oktober als Scala-Intendant im Amt sein werde. „Ich habe die Pflicht, die nächsten Saisonen vorzubereiten, vor allem die nächste entscheidende, in der in Mailand die Weltexpo stattfindet“, betont Pereira.

Auch Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) begrüßt als Mitglied des Kuratoriums, dass Bühnenbilder und Regie-Idee verkauft wurden, weil dadurch die Kosten für die einzelnen Produktionen gesenkt werden können.

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