Warnung: „Landschaft nicht zubetonieren“

Vor einem Zubetonieren der Landschaft warnen jetzt heimische Experten. Grund und Boden seien nicht im Überfluss vorhanden. Die Folgen des Zubetonierens seien dramatisch, warnen die Fachleute.

Betonieren, graben, zupflastern: Man könnte das Gefühl bekommen, dass schon fast jede Gemeinde ein eigenes Gewerbegebiet hat. Auch wenn die Gemeinden davon profitieren, gelte es, der Bauwut Einhalt zu gebieten, verlangen jetzt Experten.

„Könnten in 200 Jahren keine Agraflächen mehr haben“

Ein Beispiel dazu aus Lamprechtshausen (Flachgau): Eine riesige Baustelle, wo vor ein paar Jahren noch eine grüne Wiese war. Es ist landesweit ein bekanntes Bild. Gewerbehallen und Parkplätze statt der grünen Wiese. Fachleute warnen vor den Folgen, zum Beispiel auch Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung. „Am Ende dieser Entwicklung gehen uns die Agraflächen aus. Und wenn man die derzeitige Entwicklung fortschreibt, dann gibt es in Österreich in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr“, sagt Weinberger.

Wiese in Lamprechthausen

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Im Jahr 2007 war das jeztige Gewerbegelände noch eine grüne Wiese

„Raumordnung auf höherer Ebene ansiedeln“

Freie Grundstücke sind hart umkämpft, wie zum Beispiel auch in Obertrum (Flachgau). Dort mussten in den vergangenen 15 Jahren mussten viele Grünflächen dem Beton weichen. Doch Firmen bringen nun einmal Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, betont der Obertrumer Bürgermeister Simon Wallner (ÖVP). „Wir brauchen die Unternehmer. Er hat ein unternehmerisches Konzept und braucht dafür entsprechende Flächen. Das muss ich als Bürgermeister akzeptieren und kann ihn nicht zu etwas anderem zwingen. Denn dann ist die Alternative für ihn natürlich, sich nicht in meiner Gemeinde anzusiedeln, sondern anderswo.“

Wiese

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Die Raumordnung sollte auf höherer Ebene angesiedelt werden, fordern Kritiker

„Bayern zum Vorbild nehmen“

Die Felder und Wiesen könnten allerdings auch in Salzburg ausgehen, weil die Gewerbegebiete wachsen, warnten zuletzt Experten bei einer Diskussion in Elixhausen-Ursprung (Flachgau). Sie stört, dass in erster Linie die Gemeinden und Bürgermeister über die Raumordnung entscheiden - und nur an sich selbst denken. „Wir sehen in vielen Ländern Europas, dass dort, wo Raumordnung funktioniert, die Kompetenz dafür auf einer höheren Ebene angesiedelt ist - etwa auf regionaler Ebene, bei den Bundesländern oder sogar auf Staatsebene. Dazu muss man nur über die Grenze nach Bayern blicken, wo Raumordnung nach dem beschriebenen Konzept erfolgt. Und dort sind die Räume auch deutlich geordneter, als wir es leider in Österreich vorfinden“, kritisiert Kurt Weinberger von der Hagelversicherung.

„Raumordnung muss bei den Gemeinden bleiben“

Salzburg sei aber gebirgig und habe anders als Bayern viel weniger freie Grundstücke, kontern die Gemeinden. Was mit dem Grund und Boden passiert, wollen sie weiterhin selbst entscheiden, betont Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. „Die Raumordnung soll und muss in Gemeindehand bleiben. Das ist gesetzlich auch so vorgesehen. Es gelten hier strenge Kriterien, nach denen sich eine Gemeinde zu richten hat. Und wenn diese Kriterien auch eingehalten werden, dann ist die Raumordnung dort am besten aufgehoben, wo sie am nächsten beim Bürger ist“, argumentiert Mödlhammer.

Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer

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Die Raumordnung muss bei den Gemeinden bleiben, kontert Helmut Mödlhammer

Es gibt für beide Seiten also pro und Contra also. Fest steht allerdings: Jedes Jahr wird in Österreich eine Fläche in der Größe der Stadt Salzburg verbaut. Das ist in Relation zur Landesfläche so viel wie in keinem anderen Land in der EU.

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