Rosa Gefängniszelle in der Altstadt

Auf dem Kajetanerplatz in Salzburgs Altstadt sind von Juni bis September drei Kunst-Objekte zu sehen. Das auffälligste ist eine rosa Gefängniszelle für vier Personen. Sie soll Passanten erinnern, dass sich in unmittelbarer Nähe das Gefangenenhaus der Justiz befindet.

Initiator der Gefängniszelle ist der Salzburger Künstler Bernhard Gwiggner. Er sagte vor kurzem der APA, die Inspiration dazu kam von der unmittelbar neben dem Kajetanerplatz angesiedelten Justizanstalt: „Das Gefängnis ist ein seltsamer Ort. Er gehört zur Gesellschaft, wird aber oft ausgeblendet. Mit der Installation soll das verdrängte Thema sichtbar gemacht werden.“

Bernhard Gwiggner Zelle Kunst Künstler Kunst am Bau Kajetanerplatz

Bernhard Gwiggner

So soll die geplante Gefängniszelle auf dem Kajetanerplatz aussehen

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Bernhard Gwiggner

Skizze des Künstlers

Vierer-Zelle vermessen

Die fiktive Zelle auf dem Kajetanerplatz für vier Mann des Künstlers Bernhard Gwiggner entspricht nun 1:1 einer Originalzelle der Justizanstalt.

Gwiggner hat im Vorfeld von den Justizbehörden die Erlaubnis bekommen, eine Zelle genau zu vermessen und zu fotografieren. Passanten werden den rosa Gefängnisraum allerdings nicht betreten, sehr wohl aber von außen hineinschauen können. Dazu soll es auf dem Kajetanerplatz auch Veranstaltungen und Diskussionen geben.

Berichte über Vergewaltigungen:
Einer will sich das Kunstprojekt nach eigener Darstellung sicher ansehen und auch den Künstler kennenlernen: Wie berichtet, hat der pensionierte Justizwache-Beamte Herbert Auer in ORF Radio Salzburg im Sommer 2013 geschildert, dass Vergewaltigungen jüngerer Häftlinge durch ältere - auch im internen Machtsystem des Salzburger Gefängnisses - keine Ausnahme seien, sondern oft vorkämen.

Die Justiz habe bundesweit nicht genügend Personal, um besonders in der Nacht den Schutz von Insassen vor sexuellen oder anderen Übergriffen zu gewährleisten. Sexualität sei unter Häftlingen der Ausdruck von Machtstrukturen und Hierarchien, sagt Auer.

Netz im Schanzlgarten

Nur wenige Dutzend Meter entfernt wird die Künstlerin Sigrid Kurz die Asphaltflächen des Schanzlgartens durch ein Netz aus gelben Linien markieren und die entstehenden Felder mit verschiedenen Theaterbegriffen wie „Publikum“, „Scheinwerfer“ oder „Backstage“ beschriften. „Diese netzartige Struktur, die an Spielfelder und Grundrisse historischer Gärten erinnert, definiert diesen Raum und wird zur Bühne für die Menschen, die den Platz überqueren“, heißt es im Projektentwurf.

Uhr ohne Zeiger

Als dritte Installation wird der Künstler Hans Pollhamer mit dem Projekt „Ka Zeit“ in der Mitte des Kajetanerplatzes eine Bahnhofsuhr mit fehlenden Zeigern auf einem Straßenlaternenmast aufstellen. Die drei von einer Jury gekürten Siegerprojekte sind vom Fonds jeweils mit 15.000 Euro dotiert, die für Idee und Umsetzung gedacht sind.

FPÖ gegen alle Projekte, ÖVP gegen Zelle

Die FPÖ lehnte am Donnerstag laut einer Aussendung der Stadt die Errichtung aller drei Installationen grundsätzlich ab, die ÖVP sprach sich aus Gründen der Größe gegen die Errichtung der Gefängniszelle aus. Die Altstadt-Kommission, der Kunstbeirat, Verkehrs- und Straßenrechtsamt sowie Straßen- und Brückenamt hatten in ihren Stellungnahmen keine Einwände gegen das Kunstprojekt.

Der Planungsausschuss der Stadt hat in seiner Sitzung am Donnerstag mit den Stimmen von SPÖ und Bürgerliste einem entsprechenden Antrag des Fonds für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum des Landes Salzburg stattgegeben.

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