Gurlitt: „Keine weiteren Depots“

Neben den mehr als 60 wertvollen Bildern im Haus von Cornelius Gurlitt in Salzburg-Aigen gebe es keine weiteren Depots. Das sagt der Sprecher des Kunstsammlers, Stephan Holzinger. Die Gemälde seien jetzt über zwei Jahre unbetreut in dem unbewohnten Haus gewesen.

Holzinger war mit dem Fund am Dienstag in die Öffentlichkeit gegangen: „Herr Gurlitt hat erst vor Kurzem sein Einverständnis gegeben, das Haus in Salzburg hinsichtlich des dort vorhandenen Bilderschatzes zu sichern. Insofern haben wir sofort gehandelt, die Exponate gesichert, versichert und an einem sicheren Ort verwahrt.“ Die österreichischen Behörden waren an der Aktion nicht beteiligt, betonten diese.

Hannes Hartung, Anwalt von Cornelius Gurlitt, beschreibt die jetzt in Salzburg-Aigen gesichteten Bilder so: „Es sind ganz herausragende Werke. Von Pissarro eine wunderbare Seine-Szene, von Monet ein wunderbares Brückenbild, von Manet ein Segelboot-Meer-Bild. Dann sind noch viele andere Werke von Renoir dabei, von Liebermann. Es sind insgesamt kunsthistorisch herausragend gute Werke von Sicherheit noch größerer Bedeutung als das Konvolut von Schwabing.“ In der Wohnung von Cornelius Gurlitt in München-Schwabing waren ja 1.400 wertvolle Gemälde entdeckt worden.

„Bilder jetzt in professioneller Betreuung“

Leider seien mehrere der in Salzburg-Aigen gelagerten Ölgemälde beschädigt, sagt Gurlitt-Sprecher Holzinger. Restauratoren müssen sich um die Bilder kümmern: „Es ist ganz klar, dass, nachdem diese Bilder mindestens seit 2011 dort waren - zu diesem Zeitpunkt hat Gurlitt das Haus in Salzburg verlassen -, sich niemand wohl um diese Bilder gekümmert hat. Insofern sind sie jetzt in professioneller Betreuung. Ich glaube, es ist fair zu sagen, dass es Bilder gibt, die in gutem Zustand sind, und welche, die in weniger gutem Zustand sind.“

„Nach meiner Kenntnis hat Gurlitt bis 2011 in Salzburg gewohnt“, sagt Holzinger. „Ich will nicht darüber spekulieren, ob er zwischenzeitlich von München nach Salzburg gereist ist, wie oft er da war. Das kann ich nicht beantworten.“

Haus von Cornelius Gurlitt in Salzburg-Aigen

Gerald Lehner

Seit 2011 habe sich niemand mehr um die mehr als 60 Bilder gekümmert, sagt der Gurlitt-Sprecher Holzinger

Streit: NS-Raubkunst oder nicht?

Nach einem Abgleich mit internationalen Fahndungslisten sei unter den Bilder in Salzburg wahrscheinlich keine Raubkunst, sagt Holzinger: „Bei einer Durchsicht in Salzburg, bei der auch Kunstexperten zugegen waren, hat sich der Verdacht auf Raubkunst nicht erhärtet. Wir können das nicht ausschließen, aber es gab keinen initialen Verdacht durch den Abgleich mit den entsprechenden Fahndungslisten.“ Bei begründetem Raubkunst-Verdacht sei Gurlitt aber „selbstverständlich dialogbereit“.

Auch aus der Sammlung in München-Schwabing seien nur wenige Bilder Raubkunst, ergänzt Holzinger. Derzeit werde mit sechs Anspruchstellern verhandelt: „Wir müssen hier auch einmal in Perspektive, dass die ‚Schwabinger Sammlung‘ nach derzeitigem Stand der Dinge lediglich zwischen ein und drei Prozent unter Raubkunst-Verdacht steht. Wir reden hier von einem weit überwiegenden Teil der Sammlung, die sich im rechtmäßigen Eigentum von Herrn Gurlitt befindet.“

Eine Taskforce in Berlin hatte ja 458 der 1.400 Objekte als mögliche NS-Raubkunst identifiziert. Die Gemälde, Zeichnungen und Grafiken wurden im Internet veröffentlicht. Damit soll die Herkunft der Werke mit Hilfe der Öffentlichkeit geklärt werden. Gurlitt-Anwalt Hartung kritisiert das - so seien die Bilder „pauschal unter Raubkunst-Verdacht gestellt.“

Türschild von Cornelius Gurlitt in Salzburg-Aigen

Gerald Lehner

„Nach jetzigem Stand keine weiteren Depots“

Weitere Überraschungen werde es nach den Funden in der Wohnung in München-Schwabing und dem Haus in Salzburg-Aigen voraussichtlich nicht geben, sagt der Gurlitt-Sprecher: „Nach jetzigem Stand sind uns weitere Depots nicht bekannt.“

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