Kindesmissbrauch mit Verein getarnt

Am Landesgericht Salzburg muss sich seit Dienstag ein 32-Jähriger wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs und Vergewaltigungen verantworten. Er soll dazu seinen Mittelalter- und Fantasy-Verein ausgenützt haben. Seiner Ehefrau wird Beitragstäterschaft vorgeworfen.

Die Liste der Delikte, wegen der der 32-jährige Flachgauer angeklagt ist, ist lang: sexueller Missbrauch mehrerer Kinder und Jugendlicher, Oral- und Analverkehr mit einem gerade einmal zehn Jahre alten Buben, die Vergewaltigung von Frauen und der Besitz kinderpornografischen Materials.

Außerdem soll der Flachgauer ein Mädchen gezwungen haben, den Schambereich zu fotografieren und beim Sex mit einer 16-Jährigen selbst ein Video angefertigt haben. Weiters wird ihm gefährliche Drohung, Nötigung, Verleumdung und falsche Aussage zur Last gelegt.

Verein gegründet, um an Kinder heranzukommen?

Der Angeklagte soll seinen Verein nur gegründet haben, um an minderjährige Opfer heranzukommen. Christina Chalupksy, leitende Staatanwältin in Salzburg, sagt dazu: „Er ist nicht geständig und verschanzt sich hinter seinem Verein, in den er die teils Jugendlichen miteinbezogen hat und unter dem Mantel des Vereins diese Straftaten gesetzt hat.“

Über einen esoterisch angehauchten „Orden“ für Menschen mit besonderen Fähigkeiten habe er sich zudem vor an allem Frauen gewandt, die sich in einer Krise befinden, wirft ihm die Anklage vor. Per Facebook seien die Frauen dann von einer angeblichen höheren Macht zu Prüfungen und Aufgaben aufgefordert worden. Vielfach sei der 32-Jährige dort selbst als „Engel“ aufgetreten.

Die Opfer seien unter Druck gesetzt worden: Wenn sie sich den Prüfungen nicht unterziehen, werde etwas passieren, habe der 32-Jährige gesagt: „Die Prüfungen waren dazu da, um seine sexuellen Gelüste zu befriedigen“, sagte der Staatsanwalt. Dabei sei es mehrfach zu Vergewaltigungen und Vergewaltigungsversuchen gekommen.

Verteidiger beantragt Freispruch

Der 32-Jährige sitzt wegen der Vorwürfe seit März in Untersuchungshaft. Bei dem Prozess bekannte sich der Mann am Dienstag nicht schuldig. Sein Verteidiger sagte, dass der psychische Zustand des mutmaßlichen Sextäters sehr schlecht sei, in der Untersuchungshaft sei ihm auch ein Zahn ausgeschlagen worden.

Der Verteidiger betonte, dass man auf Basis der bisherigen Zeugenaussagen und der Chat-Protokolle seinen Mandanten freisprechen müsse. So habe sich bei der kontradiktorischen Einvernahme der mutmaßlichen Opfer gezeigt, dass sich die Kinder selbst mit fremden Passwörtern eingeloggt hätten.

Öffentlichkeit von Prozess ausgeschlossen

Angeklagt ist auch die 25-jährige Ehefrau des Flachgauers - wegen des Verdachts der Falschaussage. Auch sie bestreitet jede Mitschuld. Sie sei Opfer einer Verleumdung, gab die junge Frau an.

Der Prozess ist auf drei Tage anberaumt. Nach dem Anklagevortrag und der Gegenäußerung der Verteidigung wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Bei einer Verurteilung drohen dem Mann zwischen einem und zehn Jahren Haft.

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