Gastein verliert sein Spielcasino

Beim Glücksspiel in Salzburg gibt es große Umbrüche. Bad Gastein (Pongau) verliert Ende 2015 nach Jahrzehnten Betrieb sein Spielcasino. Stattdessen bekommt Zell am See (Pinzgau) die Lizenz.

Roulette Tisch im Casino

ORF

Russisches Roulette in Zell

Diese Entscheidung Casinos Austria und Finanzministerium am Freitag bekanntgegeben. Grund: Der Betrieb in Gastein sei immer schlechter gelaufen, sagen die Casinos. In Zell am See erhoffen sie sich eine bessere Auslastung.

Gastein: „Kein staubiges Image mehr“

Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP) in Bad Gastein hat die Hiobsbotschaft offenbar noch nicht erhalten. „Ich kann dazu nichts sagen, weil ich keine Informationen habe“, sagte er zur APA. Er betonte aber, dass sich Bad Gastein von seinem „verstaubten Image“ gelöst habe. „Der Ort boomt“, das zeigten auch die Nächtigungszahlen. Während Mitte der 1990er 850.000 Übernachtungen im Jahr gezählt worden seien, seien es seit einigen Jahren konstant 1,1 bis 1,2 Millionen. Man habe versucht, Bad Gastein durch Sport- und Kulturevents sowie Investitionen in die Wintersportinfrastruktur ein jüngeres Image zu geben.

Himmelbauers Loblied auf Zell

Ein ebenfalls boomender Tourismusort ist Zell am See im Nachbarbezirk Pinzgau. Dorthin zieht es auch die Casinos Austria - sie errichten nun im zentral gelegenen Grand Hotel eine Spielbank. „Nach gründlicher Prüfung haben wir uns im Bundesland Salzburg für einen Standortwechsel entschieden. Im Grand Hotel Zell am See sehen wir einfach mehr Potenzial für eine gute ganzjährige Auslastung“, sagt Casinos-Sprecher Martin Himmelbauer.

Zell am See wird im Winter gerne von reichen Russen und im Sommer von Gästen aus dem arabischen Raum besucht. Sie lassen viel Geld in der Region - bald sollen sie auch den Rubel im Casino rollen lassen können. Schon jetzt gibt es in Zell am See einen WINWIN-Automatensalson der Casinos Austria - ganz in der Nähe der künftigen Spielbank.

Reiche Russen ans Roulette

Für diese kämpft Hotelier Wilfried Holleis seit Jahren. Gemeinsam mit anderen Hotelbetreibern hat er bereits 2004 den Versuch unternommen, das Glücksspielmonopol aufzubrechen. Die Touristiker zogen sogar vor den Verfassungsgerichtshof (VfGH), blitzten aber ab.

Aus dem Mund von Österreichs Glücksspielmanagern klingen die bundesweiten Veränderungen so: „Wir freuen uns sehr über diesen großartigen Erfolg“, sagte Casino-Austria-General Karl Stoss der APA am Donnerstag die neue Vergabe der Konzessionen: „Die Erteilung bringt wieder jene Stabilität und Planbarkeit, wie sie für ein verantwortungsvoll agierendes Unternehmen wie Casinos Austria unerlässlich ist“, so Stoss. Der Casinos-Boss sieht sich in seinem bisherigen Weg speziell puncto Spielerschutz bestätigt.

Novomatic nascht nicht mit

Leer ausgegangen ist der niederösterreichische Automatenkonzern Novomatic, der als einziger Konkurrent im Rennen um das Stadt- und das Landpaket war. Diesmal wollen die Niederösterreicher aber nicht rechtlich gegen die Vergabe vorgehen. Seine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) gegen das Stadtpaket hatte der Konzern im Juni überraschend zurückgezogen. Die nunmehrige Entscheidung des Finanzministeriums „nehmen wir zur Kenntnis und stehen nicht an, unserem Marktbegleiter zu gratulieren“, sagte Novomatic-Sprecher Hannes Reichmann auf APA-Anfrage.

Novomatic hofft dafür auf die drei neuen Casinostandorte in Wien und Niederösterreich. Konkurrenten hier sind, neben den Casinos Austria, die deutsche Gauselmann-Gruppe und die börsenotierten Century Casinos. Die Bewerbungsfrist für die neuen Spielbanken ist im Juni 2013 ausgelaufen. Bis der Zuschlag erteilt wird, könnte es noch dauern. „Die Auswertung der Anträge ist derzeit in Arbeit“, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums zur APA. Einen Zeithorizont nannte sie nicht.

Heftige Kritik an Gesetzeslage

Das heimische Glücksspielgesetz (GSpG) steht seit Jahren in Kritik. Vor drei Jahren wurde das Monopol schließlich durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Fall gebracht. Das zuständige Finanzministerium musste in der Folge die Casinolizenzen erstmals europaweit ausschreiben, zuvor waren sie stets freihändig an die Casinos Austria vergeben worden. Aber auch die nunmehrige Vergabe der neuen Konzessionen lief nicht ganz rund. Mitbewerber und auch Juristen monierten, dass die Kriterien auf die bisherige Monopolistin zugeschnitten seien.