Fliegerbombe im Gebirge gesprengt

Bei Hüttschlag (Pongau) wurde Mittwoch im Hochgebirge eine US-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg kontrolliert gesprengt - durch Spezialisten des Entminungsdienstes. Diese gehören nun zum Verteidigungsministerium - nicht mehr zum Innenressort.

Vor einem Monat wurde das 250 Kilogramm schwere Kriegsrelikt auf einer Geröllhalde nahe der Hubalm in 2.000 Metern Seehöhe durch Zufall entdeckt.

Fliegerbombe bei Hüttschlag

bundesheer.at / Gerald Gundl

Spezialisten des Entminungsdienstes und der Alpinpolizei mit der Bombe im Hochgebirge des südlichen Pongaues dicht am Hauptkamm der Hohen Tauern

B-17, B-24 auf dem Rückweg?

Militärhistoriker und Luftfahrtspezialisten vermuten, die Bombe könnte von einem auf dem Rückflug zu seiner Basis in Italien befindlichen US-Bomber des Typs Boeing B-17 („Flying Fortress“) oder einer Consolidated B-24 („Liberator“) abgeworfen worden sein.

B-24 Liberator Bomber US Luftwaffe USA

461st.org

B-24 der 461. US-Bombergruppe

Möglicherweise war die Maschine bei Luftangriffen auf Hitlerdeutschland bzw. dessen „Ostmark“ (Österreich) beschädigt worden, und die Piloten mussten sie leichter machen, um Sprit zu sparen und noch zum Stützpunkt in Italien zu kommen. Außerdem gab es Befehle, dass nach einer Mission nur ohne Bomben auf der Heimatpiste gelandet werden dürfe.

Flugroute würde passen

Auffällig bei Recherche über navigatorische Zusammenhänge: Eine direkte Flugroute aus dem Raum Linz / Attnang-Puchheim, wo die Amerikaner schwere Luftangriffe gegen industrielle Anlagen, militärischen Nachschub von Hitlers „Wehrmacht“ und SS sowie Eisenbahntrassen flogen, nach Oberitalien führt genau über den hinteren Teil des Großarltales bei Hüttschlag im Alpenhauptkamm der Tauern.

Bilder-Galerie aus dem FSX-Simulator:

So wurde beispielsweise am 25. Juli 1944 ein schwerer Luftangriff gegen die „Hermann-Göring-Werke“ (spätere VOEST) in Linz geflogen. 21 „Liberator“-Maschinen (B-24) der 461. US-Bombergruppe wurden dabei laut amerikanischen Fliegern über Linz von bis zu 125 deutschen Jagdflugzeugen bekämpft - neben Fliegerabwehrkanonen.

Gelände weiträumig abgesichert

Fernab von Wanderwegen und Weiden bestand nun bei der Sprengung der alten Bombe im Hochgebirge bei Hüttschlag keine unmittelbare Gefahr für Menschen. In einer gemeinsamen Aktion von Bezirkshauptmannschaft, Polizei und Bundesheer wurde die Entschärfung genau geplant.

Fliegerbombe bei Hüttschlag

bundesheer.at / Gerald Gundl

Steile Geröllhalde mit dem Fundort, aufgenommen aus einer Alouette III des Bundesheeres am Mittwoch

Zwei Spezialisten des Entminungsdienstes, ein Sprengstoffexperte der Polizei und ein Alpinpolizist wurden Mittwoch mit einer Alouette III des Heeres vom Stützpunkt Aigen im Ennstal zur Fundstelle geflogen.

Die Fliegerbombe der U.S. Air Force war mit zwei Zündern ausgestattet. Bei solchen Modellen befindet sich an Kopf und Ende jeweils ein Zünder zur Auslösung. Während sich einer problemlos entfernen ließ, steckte der zweite fest. Deshalb musste diese Bombe nach mehr als 65 Jahren kontrolliert gesprengt werden. Dazu wurde im Umkreis von zwei Kilometern alles abgesperrt.

Fliegerbombe bei Hüttschlag

bundesheer.at / Gerald Gundl

Vor der Sprengung wurde die gesamte Umgebung noch einmal abgeflogen und gesichert, um keine Wanderer, Bergsteiger oder Almleute zu gefährden

Wechsel vom Innenressort zum Militär

Der Entminungsdienst gehört seit Anfang 2013 zum Bundesministerium für Landesverteidigung. Zuvor war er beim Innenministerium angesiedelt. 15 Spezialisten versehen an den Standorten in Wien, Linz und Graz ihre Dienste. Aufgaben sind das Identifizieren, Untersuchen, Bergen und Entschärfen von Kriegsrelikten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Allein im heurigen Jahr wurden bereits mehr als 600 Einsätze bundesweit abgewickelt.

Gerald Gundl - bundesheer.at & Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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