Gelungene Jedermann-Premiere

Die Premiere des neuen Jedermann war sehr erfolgreich. Verantwortlich für die Neuinszenierung nach zwölf Jahren sind der Amerikaner Brian Mertes und der Engländer Julian Crouch. Die beiden sind mit dem gesamten Ensemble stürmisch gefeiert worden.

Der neue Jedermann feierte Samstagabend Premiere. Die Neuinszenierung von Hugo von Hofmannsthals Festspiel-Dauerbrenner war mit großer Spannung erwartet worden, weil sich seit zwölf Jahren kein Regisseur mehr an das heikle Traditionsstück gewagt hatte. ‚Zurück zu den Wurzeln‘ - mit diesem Inszenierungskonzept haben der Amerikaner Brian Mertes und der Engländer Julian Crouch das Publikum begeistert.

Jedermann

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Zum einen sind es Bilder wie aus dem mittelalterlichen Mysterienspiel mit übergroßen Köpfen, mit wandelnden Bäumen oder Puppen für Mammon und Gute Werke, zum anderen wird in den Kostümen die Enstehungszeit zitiert. Auch im Bühnenaufbau hat sich die Regie an Max Reinhardt orientiert.

Jedermannpremiere

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Nach Jahren, in denen „Jedermann“ den Menschen der Gegenwart gezeigt hat, bemüht sich die neue Inszenierung um zeitlose Gültigkeit. Cornelius Obonya zieht als Jedermann alle Register: Er ist weder gewalttätig noch bösartig, Armut ist ihm einfach lästig.

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Neu an der Buhlschaft ist die zur Schau gestellte Lust. Die 37-jährige Münchnerin radelte unter wildem Gebimmel ihrem Geliebten auf dem Fahrrad geradewegs in die Arme. Als Buhlschaft gibt sich Brigitte Hobmeier jungmädchenhaft, ganz ohne Einblick in die Lebenskrise, die ihren Jedermann bedroht.

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Beeindruckend war auch die Leistung des neuen Tod-Darstellers Peter Lohmeyer, der seine Rolle komplett anders anlegte als Ben Becker die letzten vier Jahre.

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Peter Lohmeyer ist ein fast zärtlicher Tod, der mit seinem eigenen Schicksal hadert. Fast beiläufig schickt er Jedermann ins Jenseits, indem er im Vorübergehen ein Leichentuch über ihn deckt. Christliche Jenseitsvorstellungen von Tod, Jüngstem Gericht und Auferstehung werden in der neuen Inszenierung nicht bedient. Eher die Vorstellung des ewigen Kreislaufs von Werden und Vergehen.